Irgendwie vertraut. Und doch irgendwie anders. So das erste Gefühl beim Betreten des Münchner Backstage an diesem Sonntagabend. Wenn man – wie der Autor dieser Zeilen – lange Zeit kein Club-Konzert besucht, geht einem schließlich einiges durch den Kopf. Auch beim Betreten des Raumes. War die Show am Vorabend noch im Innenhof und fand draußen statt, so verlegte man an diesem Abend kurzerhand die Show rein. Also ab in das bekannte Werk, aber dem Hygiene-Konzept geschuldet mit Bierzeltgarnituren gefüllt, damit jeder sitzen kann und die Sicherheitsabstände gewahrt werden. Und doch war es ein beinah schon rührender Moment, als nach so langer Zeit endlich mal wieder eine Band die Bühne betrat. Und zwar in Form vom Support-Act Casino Blackout, die sich dem Motto des Abends entsprechend ruhiger als gewohnt zeigten.
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Alles auf Null, lautete das Motto und so spielten auch Casino Blackout eine gute halbe Stunde lang ihren Punk-Sound in einer „stripped down“-Version, die den Songs gut zu Gesicht stand. Etwas akustischer, etwas leiser, aber dennoch mit spürbarer Energie und einer Band, die trotz – selbst zugegebenen – Hangovers vom Samstagabend eine Menge Spaß daran hatte, wieder auf der Bühne stehen zu dürfen und vor Publikum zu spielen. Das Feeling der Stücke war schon vom Opener Novo an zu spüren. „Lauf los, da draußen gibt es soviel mehr zu sehen“, heißt es da. Wie wahr! Und so rockten sich die Musiker aus Füssen durch ihr Set. Ebenfalls mit im Set zu finden: Die neue Single Wach, die zielstrebig nach vorne geht, viel Gefühl beinhaltet und für zufriedene Gesichter im Publikum sorgt. Mit Hier unten war anschließend auch schon Schluss. Schluss eines guten Sets, das hinterher auch so einige an den Merchandise-Stand zog.
Setlist CASINO BLACKOUT – München, Backstage (02.08.2020):
01. Novo
02. Von Bedeutung
03. Nullpunkt
04. Bestehen bleiben
05. Nietenjacke
06. Wach
07. Hier unten
Ein kurzer Umbau später und dann also Marathonmann. Etwa neun Monate nach ihrer letzten Show im Backstage (den Auftritt am Vorabend rausgerechnet) diesmal unter ganz anderen Vorzeichen. Die Halle größer, die Menschen weniger, ein sitzendes Publikum und dazu auch eine zunächst einmal sitzende Band – rechnet man Gastviolinistin Saskia raus, die hier ganz hervorragende Arbeit geleistet hat. Das merkte man schon von Anfang an, als man als Opener Holzschwert darbot, das von seinem wütenden Post-Hardcore-Gewand befreit in seiner minimalistischen Variante aufhorchen ließ: Hört hört, so können die Stücke also auch klingen. Dabei klingen sie nicht einfach irgendwie, sondern sogar richtig gut. Man spürt das Gefühl, das in den Stücken mitschwingt.
Was man auch spürt: Wie sehr die Band es vermisst hat, live zu spielen. Endlich wieder live spielen, das Publikum unterhalten und mit gut gelaunten Ansagen für gute Stimmung sorgen. Mit selbstironisch erzählten Musikerwitzen im Gepäck, ruhig-mitreißenden Arrangements und einer guten Songauswahl gab es nichts zu beanstanden. Stücke wie Wo ein Versprechen noch was wert ist wurden erfreut mitgesungen, das sowieso schon ruhige Die Bahn entfaltete noch einmal eine ganz neue Dramatik und man merkte, dass die Chemie zwischen Band und Publikum stimmte. Auch, wenn die Corona-Situation zu seltsamen Bühnenansagen führen kann: „Kommt bloß nicht näher“ rückte auf einmal an die Stelle von „hier vorne ist noch genug Platz“. Man darf eben den Humor nicht verlieren. Tat hier auch keiner.
Stattdessen war man häufig froh, dass zwar die Sitzplätze vorgeschrieben sind, aber man diese auch zum Stehen nutzen darf, denn gerade zum Ende hin wurde es für viele immer schwerer, sitzen zu bleiben, bis hin zum Finale mit Die Stadt gehört den besten, bei dem sich eine ganze Menge Zuschauer als sehr textsicher erwiesen. Damit war der Auftritt dann auch vorbei. Einer, der im Gedächtnis bleibt. Nicht nur, weil es für viele der erste Konzertabend seit vielen Monaten war, sondern vor allem, weil er dabei auch richtig gut war!
Setlist MARATHONMANN – München, Backstage (02.08.2020):
01. Holzschwert
02. Wir sind immer noch hier
03. Wo ein Versprechen noch was wert ist
04. Blick in die Zukunft
05. 22 Meter Sicherheitsabstand
06. Die Bahn
07. Flashback
08. Am Ende nichts
09. Nie genug
10. Rücklauf
11. Hinter den Spiegeln
12. Abschied
13. Die Hände
14. Schiffe versenken
15. Die Stadt gehört den besten
Weblinks MARATHONMANN:
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