Auf das Best-of-Album folgt, na klar, die Best-of-Tournee. Drei Konzerte spielten Editors zur Veröffentlichung der Compilation in Deutschland, eines davon am lukrativen Freitagabendtermin in Düsseldorf. Die Halle schien (trotz einiger abgehangener Blöcke) etwa zu zwei Drittel gefüllt, es werden wohl rund 4500 Menschen vor Ort gewesen sein.
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Und die bekamen zunächst eine Vorband zu Gesicht und Gehör, an der sich die Geister schieden. Whispering Sons gehören mit ihrem Shoegaze-/Dark Wave-/Postpunk-Gemisch innerhalb der Gothic-Szene zu den definitiv besten Newcomern der letzten Jahre. Da haben wir aber auch schon das Problem: Innerhalb der Gothic-Szene. Dieser Sound, diese Songs, diese Stimme – all das gehört in kleine, intime Clubs, wo vor der Bühne (nahezu) ausschließlich schwarz gekleidete Menschen stehen. In Düsseldorf waren die Meinungen geteilt. Einige feierten das sieben Songs starke Set, in dem die Belgier leider komplett auf Stücke der Debüt-EP Endless Party verzichteten, komplett ab – andere blieben stumm stehen oder verzogen sich nach dem dritten Song in Richtung Bierstand.
Die ewige Melancholie und Verzweiflung, die in fast jedem Whispering-Sons-Song steckt, die androgyne Stimme plus die durchaus als extravagant zu bezeichnende Bühnenperformance von Frontfrau Fenne Kuppens und der überdurchschnittliche Anteil an Stücken, die keinem Strophe-Refrain-Schema folgen – all das funktioniert nicht mit einer „Normalo“-Crowd, die zum Konzert kommt, um 60 Minuten später auf Stadionrocker wie A Ton Of Love oder supereingängige Discostampfer wie Papillon abzugehen. Schade eigentlich. An dem Auftritt, in den insbesondere die ganz in weiß gekleidete Kuppens wieder einmal alles reinlegte, was ging, gab’s jedenfalls nix zu meckern.
Setlist WHISPERING SONS @ Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle (31.01.2020)
01. Stalemate
02. Got A Light
03. White Noise
04. Alone
05. Vision
06. Hollow
07. Waste
30 Minuten Umbaupause, dann war(en) alle(s) für die Zeitreise mit den Editors bereit. Der Bühnenaufbau war als durchaus beeindruckend zu bezeichnen, die komplexen Licht-Konstruktionen machten gewaltig was her und tauchten die Stage über die gesamten 110 Minuten immer wieder in stimmungsvolle Farben. Apropos Stimmung: Die war natürlich von Beginn an überragend. Wie sollte es auch anders sein, wenn die Jungs aus Birmingham direkt mit An End Has A Start und Bullets loslegen? Generell nahmen die beiden ersten Platten, The Back Room und eben An End Has A Start, deutlich mehr Platz im Set ein, als viele erwarteten. 13 der gespielten 24 Stücke stammen von den beiden „Indierock-Alben“.
Das freute natürlich vor allem diejenigen, die mit dem Editors-Output der späteren Jahre nicht mehr so viel anfangen konnten. Vielen ist das, was ab In This Light And On This Evening veröffentlicht wurde, zu elektronisch oder zu Coldplay-esk. Das Gute daran: Bei den Live-Shows interessiert das (so gut wie) keine Sau. Tom Smith, stimmlich natürlich wie gewohnt bestens aufgelegt, dirigierte die Menge durch ein Set, das kaum Wünsche offen ließ. Nach dem Treatment für die Anhänger der ersten Stunde begann mit einem der brandneuen Songs, Upside Down, ein mächtiger Elektro-Block, besonders auffällig hier der tolle Übergang zwischen den beiden Dancefloor-Brechern Frankenstein und Papillon.
Immer wieder streuten Editors aber auch Ruhepausen ein. Smith setzt sich des Öfteren ans Klavier und performte unter anderem eine sehr schöne, reduzierte Version von The Weight Of The World, einem der vielen Schätzchen von früher, denen lange keine Live-Aufführung mehr vergönnt war.
Die Tatsache, dass die Engländer nun auf sechs Studioalben plus einige weitere Singles zurückblicken können, bringt aber auch ein Problem mit sich: Letztlich fehlten dann doch noch einige Songs, die man gerne wieder (oder zum ersten Mal) gehört hätte. Vor allem No Harm, das ruhige Konzert-Highlight schlechthin der letzten Jahre fehlte, daneben schafften es seltsamerweise auch das lärmig-energetische Hallelujah (So Low) , die wunderschöne Ballade No Sound But The Wind und (warum?) ausgerechnet Black Gold, der Titeltrack der Best-of-Platte, nicht ins Set.
Aber man kann eben nicht alles haben. So gingen sicher die meisten Zuschauer nach dem abschließenden Hit-Dreier mit The Racing Rats, Munich und Smokers Outside The Hospital Doors glücklich nach Hause. Wieder einmal stellten Editors eindringlich unter Beweis, dass sie die perfekte Band für all diejenigen sind, die sich nicht zwischen Depeche Mode, Joy Division, U2 und Coldplay entscheiden können oder wollen. Auf die nächsten sechs Alben!
EDITORS @ Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle (31.01.2020)
01. An End Has A Start
02. Bullets
03. Bones
04. Escape The Nest
05. Magazine
06. Sugar
07. Upside Down
08. Violence
09. Frankenstein
10. Papillon
11. Ocean Of Night
12. The Weight Of The World
13. Spiders
14. A Ton Of Love
15. Formaldehyde
16. Eat Raw Meat = Blood Drool
17. Blood
18. Fingers In The Factories
19. Walk The Fleet Road
20. You Are Fading
21. Distance (Z)
22. The Racing Rats (Z)
23. Munich (Z)
24. Smokers Outside The Hospital Doors (Z)
Weblinks Editors:
Homepage: www.editors-official.com
Facebook: www.facebook.com/editorsmusic