Über kaum eine Musikerin hört und liest man so viele Geschichten, Neuigkeiten, provozierende Aussagen und Gesellschaftskritik, wie über Sinéad O’Connor. Musikalisch fiel sie in den letzten Jahren eher wenig auf.
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Und auch angebliche Fans glauben in den sozialen Medien alles zu wissen. Sinéad O’Connor hätte keine gute Gesangsstimme mehr, würde ihren größten Hit Nothing Compares 2 U nie mehr spielen und singen oder hasse alle Christen.
Fakt ist, dass sie musikalisch aktiv ist und zurzeit durch Europa tourt. Deutschland beehrt sie zweimal, und zwar in der Hauptstadt Berlin sowie in Essen. Als Location wurde Deutschlands größtes Kino ausgewählt: die Lichtburg. Der Saal erinnert eher an eine Oper: Die Sitze sind samtrot gehalten, Decken- und Wandfarbe ist weiß. Doch auch für den astreinen Sound ist die Lichtburg berühmt und berüchtigt.
Pünktlich um 20 Uhr betritt Sinéad O’Connor mit ihrer 5-köpfigen Band die Bühne und wird somit von Bass, Gitarren, Keyboard und Schlagzeug begleitet. Sie eröffnet den Abend mit dem Cover Queen Of Denmark von John Grant, ein guter Schachzug. Sofort werden alle Befürchtungen zunichte gemacht. Ihre Stimme ist klar, präsent und der Gesang sehr gut und stimmig. Der Sound ist von der ersten Sekunde an perfekt und ihre Band harmoniert prächtig. Glücklicherweise können beide Gitarristen sehr gut singen (ein Mann, meist an der E-Gitarre; eine Frau an einer akustischen Gitarre) und somit Sinéad O’Connor gut unterstützen und die Songs noch schöner und runder gestalten. Das Licht braucht ein, zwei Songs aber auch dies trägt mit warmen und dunklen Tönen dazu bei. Prima, dass dann auch die weiße Decke einfach genutzt wird, um angestrahlt zu werden. Also alles perfekt und trotz der frühen Zeit im Jahr bereits ein Anwärter für eines der besten Konzerte des Jahres?
Dazu fehlt es leider an einigen Dingen. Das Publikum ist leider zu sehr damit beschäftigt, viel zu filmen oder still zu genießen. Einzig als Sinéad O’Connor A Capella singt, gibt es danach Standing Ovations. Aber auch von ihr selbst kommt insgesamt etwas wenig. Niemand erwartet bei dieser Kulisse und bei der eher sanften Ausrichtung großartig viel Entertainment, aber etwas mehr als höfliche “Thank you” Ansagen, darf es gerne sein. Und das kann auch von der Spieldauer und Songauswahl gesagt werden. 80 Minuten unterhält Sinéad O’Connor auf hohem Niveau, bei den Gegebenheiten, der tollen Location und der hochwertigen Band im Rücken wäre aber noch mehr möglich gewesen.
Setlist SINÉAD O’CONNOR @ Lichtburg, Essen (13.01.2020):
01. Queen Of Denmark (Cover von John Grant]
02. Take Me To Church
03. 4th And Vine
04. Reason With Me
05. The Wolf Is Getting Married
06. Jealous
07. I Am Stretched On Your Grave
08. In This Heart
09. Black Boys On Mopeds
10. ’Til I Whisper U Something
11. Harbour
12. Thank You For Hearing Me
13. The Last Day Of Our Acquaintance
14. The Emperor’s New Clothes
15. Nothing Compares 2 U [Cover von The Family]
16. Hold Back The Night
17. Milestones (Z)
18. Back Where You Belong (Z)
Bildergalerie: Angela Trabert