NITZER EBB @ Oberhausen, Kulttempel (14.+15.11.2019)

Fotos: NITZER EBB
Nitzer Ebb, © Michael Gamon
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Sieben lange Jahre waren Nitzer Ebb wie vom Erdboden verschluckt. Ende vergangenen Jahres war es dann aber endlich soweit. Douglas McCarthy und Bon Harris traten endlich wieder gemeinsam auf und holten sogar Ur-Mitglied David Gooday an Bord. Zusammen mit Kumpel und Stark-Musiker Simon Granger ging es als Quartett auf so manch Bühne in Europa. Über den Klang des gemeinsam produzierten, deutlich technoideren Sets stritten Fans aber leidenschaftlich – insbesondere nach einem eher kraftlosen Auftritt auf dem Amphi-Festival.

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So war man als langjähriger Fan gespannt, wie das neue Sound-Setup in kleinen Clubs wirken würde, durch die Nitzer Ebb im November tourten. Bevor es auf diese Frage im nur halb gefüllten Kulttempel (Donnerstag) und restlos ausverkauften Kulttempel (Freitag) eine Antwort gab, betrat zunächst ein bekanntes Gesicht die Bühne. Das gefühlt 387. Projekt von Dunkel-Elektro-Allzweckwaffe Daniel Myer namens Liebknecht stellte sein soeben erschienenes Debütalbum Produkt V1.1 vor.

Und was soll man sagen: Musikalisch passten die vorgestellten Stücke von Myer und seinem Kumpan Rinaldo Bite an Knöpfen und Reglern perfekt zu den „neuen Nitzer Ebb“. Äußerst dunkel, versehen mit nur wenigen verzerrten Vocals von Myer und irgendwo auf der Schnittstelle zwischen EBM und Techno pumpten die Tracks durch den Club, das Ganze an einer Stelle aufgelockert durch eine Interpretation von Adamskis Früh-90er-Hit Killer. Freunde der Produktionen von David Carretta oder Terence Fixmer dürfen hier gerne ein Ohr riskieren.

“Techno Ebb” mit ordentlich Drive

Und wo wir gerade bei Terence Fixmer sind: Nicht wenige Die-Hard-EBM-Fans bemängeln, dass sich Nitzer Ebb-Konzerte mittlerweile zu sehr an die gemeinsamen Gigs des Kanadiers mit Douglas McCarthy angenähert haben. Tatsächlich gilt: Sie haben Recht! Keine Live-Drums (ja, es ist durchaus nachvollziehbar, wenn der eine oder andere Jason Payne oder Kourtney Klein vermisst), drei Typen hinter Maschinen und viele direkte Übergänge, ganz wie in einem DJ-Set. Mit klassischer elektronischer Körpermusik hat das nur noch in Teilen zu tun.

Die Frage ist, was man daraus macht. Rummeckern, der „Früher war eh alles besser“-Fraktion beitreten – oder einfach tanzen. Zum Glück entschied sich das Gros der Besucher für letztere Option und sorgte bei ganz starker Akustik für beste Stimmung. Spätestens mit Getting Closer an Stelle fünf hatten NEP das Publikum und die harten Jungs und Mädels im Pit gepackt.

Auffällig war, wie gut Douglas McCarthy gelaunt schien. So häufig lachen wie an diesen beiden Abenden sah man Mr. „Ich trage meine Sonnenbrille auch nachts“ in früheren Jahren selten, teilweise scherzte der Frontmann sogar während laufender Songs mit dem Kollegen am Mischpult, Umarmungen inklusive.

Kleine Abzüge in der B-Note gibt’s allerdings für den einen oder anderen Taktfehler und Texthänger. Das schmerzte insbesondere bei Warsaw Ghetto, das gleichzeitig die einzige Setlist-Änderung am Freitag darstellte. Tatsächlich war das in diesem Moment gemäß der Lyrics des Songs eine kleine „Ca-Tas-Tro-Phy“. Umso beeindruckender dafür die Performance von Gründungs-dann-ganz-lange-gar-nicht-und-jetzt-wieder-Mitglied David Gooday, der als erste Zugabe „sein“ Alarm vom Debütalbum That Total Age ins Rund brüllen durfte. Der Mann kann shouten!

Nach allen wichtigen Hits inklusive zweier dynamischer, extralanger Versionen von Join In The Chant und Murderous hieß es dann aus dem Munde McCarthys: „Thank You! You were a great audience! See ya soon!“ Fazit: Die Konzerte haben trotz fast gleicher Setlist sowohl am eher spärlich besuchten Donnerstag als auch am ausverkauften Freitag richtig Laune gemacht. Und Ähnliches hörte man auch von den anderen Gigs der soeben zu Ende gegangenen Deutschland-Tournee. In diesem Sinne: Shout Golden Shouts!

Setlist NITZER EBB @ Oberhausen, Kulttempel (14.+15.11.2019)

01. Blood Money
02. For Fun
03. Captivate
04. Hearts & Minds
05. Getting Closer
06. Lightning Man
07. Once You Say
08. Come Alive
09. Ascend
10. Shame
11. Join In The Chant
12. Control I’m Here
13. Down On Your Knees
14. Let Your Body Learn
15. Murderous
16. Alarm (Z)
17. Godhead (Z, Do) / Warsaw Ghetto (Z, Fr)
18. Godhead (Z, Fr)

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