Wer noch glaubt, Mittelalter-Rock wäre ein Phänomen der späten 90er gewesen, dem zeigen Tanzwut mit ihrem neuen Album, dass das Genre lebendiger ist denn je! Laut, melodisch, und voller Träume; Seemannsgarn beweist, die Szene besteht nicht nur aus Lokalhelden und Geheimtipps, sondern ist stark und weiterhin hoch inspirierend.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Als Tanzwut vor über 22 Jahren als Nebenprojekt der Akustik-Mittelalter-Band Corvus Corax entstanden, galten sie mit wenigen anderen Bands als Pioniere des Mittelalter-Rock und demonstrierten, dass Dudelsack und gitarrenlastige Metal-Musik nicht nur gut zusammenpassen, sondern wie für einander geschaffen sind. So entstehen ganz neue Harmonien, die nicht nur für Poesie und Prosa mit Themen aus längst vergangenen Zeiten, sondern auch für durchaus zeitgemäße Inhalte, eine perfekte musikalische Untermalung bieten können.
Seit ihrer Gründung gab es so einiges Hin und Her im Line-Up, aber ihrem Sound sind sie trotzdem stets treu geblieben. Trotz popartigen, einfachen Strukturen im Song-Aufbau, was ihre Musik sehr zugänglich und leicht verdaulich macht, trotzten sie dem Mainstream bis heute, damit sie ihr eigenes Ding durchziehen können. Auch live findet ihr akustischer Stil eine visuelle Repräsentation, die man einmal erlebt haben muss: Bunte Kostüme mit ihren eigenen, passenden Charme, dem Ambiente einer feucht-fröhlichen Sause in einer mittelalterlichen, rustikalen Kneipe, dröhnende Gesänge der Ekstase in die Ohren – und davon wird es noch reichlich geben, denn die Jungs scheinen nicht müde zu werden.
Und nun kumuliert all dies im neuen Album Seemannsgarn stellt den Kern-Sound der Band in sehr abgerundeter Form dar. Es ist, als hätte man alle Songs, die Tanzwut bis dato veröffentlichten, aufs Wesentliche konzentriert und auf einem Release veröffentlicht. Es ist wie ein Best-Of, das aber nur unveröffentlichtes Material beinhaltet. Hätte es nicht bereits ein self titled Album Tanzwut gegeben, dann wäre dies sicherlich auch ein guter Alternativtitel für Seemannsgarn gewesen: So wie andere Bands bereits vor Ihnen damit ein Zeichen setzen wollten, dafür, dass sie ihren Sound gefunden haben, wie zum Beispiel The Cure, Interpol, oder Slowdive.
Für Fans bedeutet dies ein Album, wie man es sich nur wünschen kann, und für neue Interessierte einen guten, flüssigen Einstieg, sowohl in den Sound der Band, als auch ins Genre an sich. Von daher kann ich es eigentlich jedem Musik-Interessierten auf jeden Fall ans Herz legen.
Wenig experimentell ist der Sound und es handelt sich auch nicht um ein Konzept-Album. Statt dessen finden wir viele kleine Geschichten, eine pro Song. Sänger Teufel steckt sich und den Hörer alle paar Minuten in eine neue Haut, in eine andere Situation, mit eigenen Problemen, die in typisch wuchtiger, melancholischer Stärke und lyrischer Imaginität aus vergangenen Zeiten transportiert wird. So wird uns ein Seemannsgarn nach dem anderen gesponnen. Aber es sind Geschichten, in denen sich zu verlieren Spass macht. Atmosphärisch ist das Spiel der Gitarren und Dudelsäcke, gepaart mit Teufels rauer, verträumter Stimme, und einfachen, klaren Rhythmiken des Schlagzeugs. Durch diesen etablierten Sound bekommt man sofort ein wohlig warmes Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit, obgleich es kracht und zum Tanzen einlädt. Und ich denke, in genau diesem Zwiespalt liegt dann auch die endgültige Kraft des Albums: Es schafft die Vereinigung von müder Nostalgie und enthusiastischer Fantasie!
Das Album erscheint am 07. Juni 2019. Und Fans sollten auch einen Blick auf die Tourdaten der Band werfen, denn natürlich folgt Ende des Jahres eine umfangreiche Tour zum Album, die sogar Deutschland verlässt und sicherlich einen Besuch lohnt.
Tracklist TANZWUT – Seemannsgarn:
01. Seemannsgarn
02. Galgenvögel
03. Reden ist Silber
04. Die letzte Schlacht
05. Schwarzes Gold
06. Ich bin der Nachtwind
07. Der Puppenspieler
08. Francois Villon
09. Das Gewissen
10. Schmiede das Eisen
11. Gib mir noch ein Glas
12. Im freien Fall
13. Herrenlos und frei
14. Gib mir noch ein Glas [feat. Kärbholz]
Weblinks TANZWUT:
Homepage: https://www.tanzwut.com/
Facebook: www.facebook.com/TANZWUTOfficial