Ich mag es ja, wenn bei einem Album Konzept und Musik glaubhaft und wie selbstverständlich ineinander fließen und man um das zu erreichen auch gern mal das Korsett des ollen Genre-Konservatismus über den Haufen wirft und in den Dienst der eigenen Originalität, der Innovation und dem Verfolgen dieser Vision stellt. Erfahrungsgemäß macht so etwas beim Zuhören mehr Spaß und zahlt sich auch auf lange Sicht für die Band aus.
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Nun müsste man allerdings lügen, würde man behaupten, dass Stellar Master Elite ihren Hang zu experimentellen Soundkonstruktionen erst auf dem nun vorliegenden Album Nummer vier ein Gesicht gegeben hätten. Dass man Synthesizer nicht nur zum Hairmetallen benutzen kann, zeigen die Trierer bereits auf den Vorgängeralben. Aber es scheint nun Hologram Temple zu sein, auf dem sich irgendwie alles noch stimmiger zueinander findet.
Thematisch widmet man sich im weitesten Sinne den Herausforderungen und Gefahren digitaler Technologien. Eine Entwicklung evolutionären Charakters, die jetzt bereits begonnen hat, die sich demnächst höchst wahrscheinlich unserem Einfluss entziehen wird und ethisch wie auch unter macht-technischen Gesichtspunkten die zentralen Fragen unserer Zeit und der nahen Zukunft stellt. Merkwürdig, da ich Ähnliches vor gar nicht allzu langer Zeit bereits in einem anderen Review – hier jedoch für das Post-Goth Album A.I. von Near Earth Orbit – geschrieben habe. Scheinbar trifft diese Thematik gerade einen ganz besonderen Nerv. Das ist gar nicht so abwegig, befinden wir uns schließlich noch im Eindruck von Bladerunner 2049 (2017), jener freien filmischen Fortsetzung von Träumen Androiden Von Elektrischen Schafen (1968). Philip K. Dick (1928 – 1982), Autor der Romanvorlage, ist gewissermaßen der Urvater all dieser ethischen Fragen, vor allem zur Artificial Intelligence und der Hologramm-Theorie, und wird von Stellar Master Elite als Einfluss für Hologram Temple genannt. Dann ist da noch Stephen Hawking (1942 – 2018), der im letzten Jahr verstarb, uns ermutigte in die Sterne zu schauen und A.I. als größte Gefahr für die Menschheit bezeichnete.
Soviel dystopische Finsternis und drohender Weltuntergang verlangt selbstverständlich nach einem entsprechenden Soundgewand. Atmosphärisch wabernde Klangteppiche, flirrende Ambientgespinste und tief grollende, sägende Walzen düster technischer Bedrohung werden zielsicher zwischen doomige Episoden und oldschooligen Black Metal Brettern platziert. Das Ergebnis wird dann einmal den kundigen Händen der Klangschmiede Studio E übergeben, deren Inhaber es versteht, die Finesse des Mosaiks seiner einzelnen Bestandteile herauszuarbeiten und im Sinne der konzeptionellen Idee innewohnenden Soundvorstellungen in Szene zu setzen. Heraus kommen plastisch greifbare, abwechslungsreiche Stücke, die dem ambivalenten Ringen um den Fortschritt am eigenen Abgrund ein musikalisches, glaubwürdiges und hoffnungsloses Gewand verleihen.
Bei Hologram Temple fügt sich alles zum Besten und ergibt das runde Bild eines Doom-Black Metal Albums, das Konvention und Innovation mit einer intelligenten Hintergrundgeschichte verbindet.
Hologram Temple erscheint am 03. Mai in verschiedenen Formaten bei Unholy Conspiracy Deathwork.
Anspieltipps: Freewill Decrypted, Ad Infinitium
Tracklist STELLAR MASTER ELITE –Hologram Temple:
01. Null
02. Freewill Decrypted
03. Apocalypsis
04. Ad Infinitum
05. The Beast We Have Created
06. Agitation – Consent – War
07. Black Hole Dementia
08. The Secret Of Neverending Chaos
09. Tetragon
Weblinks STELLAR MASTER ELITE:
Official: http://www.stellarmasterelite.com
Facebook: https://www.facebook.com/smemusic
Bandcamp: https://stellarmasterelite.bandcamp.com
Label: http://www.ucdeath.com