Pünktlich um 20 Uhr betrat die Band Let’s Eat Grandma, eine britische Popband aus Norwich die Bühne. Rosa Walton und Jenny Hollingworth sind die Köpfe der Formation und sie präsentierten schönen, teils schrägen Synthiepop mit analogen Instrumenten wie Saxophon und Gitarre. Die fast schon schüchtern zu nennende Performance, oft mit sehr atmosphärischen Sounds unterlegt, wirkte sich positiv auf die Zuschauer aus und so kam man gut in Stimmung. Rosa und Jenny performten oft auf dem Boden, hüpften im Publikum herum und machten Klatschspiele. Das Duo, unterstützt durch eine Drummerin spielte Songs ihrer Alben I, Gemini und I’m All Ears und ein begeisterter Abschlussapplaus war ihr wohlverdienter Lohn.
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21.17 Uhr ging es dann endlich los: Die schottische Band Chvrches betrat nach einem spannenden Intro die Bühne. Iain und Martin standen hinter riesigen Keyboardtürmen und Sängerin Lauren animierte beim Opener Get Out in ihrem grün-schwarzen Outfit mit stark geschminkten Augen, welches an Batmans Riddler erinnert, die Fans, die sich das nicht zweimal überlegten. Auch bei Bury It mit seinem stampfenden Rhythmus wirbelte die Frontfrau in ihrem schwarzen Tutu herum wie ein Brummkreisel, während Iain am Bass rockte. Nun war die Stimmung im Raum und sollte sich nicht mehr fortbewegen. Der groovige Song We Sink verfehlte seine Wirkung nicht, und man konnte sich nicht entscheiden, ob man sich müde tanzen oder träumen sollte. Nun war es Zeit für Lauren einen großen Schluck Tee zu trinken, bevor die Band einen urkomischen Dialog über an die Toilettenwände der Live Music Hall geschmierten Geschlechtsmerkmale startete, bei dem die Sängerin ihre Deutschkenntnisse zum Besten gab. Martin traute sich aber nicht, seine wenigen Brocken Deutsch zu präsentieren, da es sich augenscheinlich nur um schlüpfrige Wörter handelte. Die kurze Verschnaufpause war nun vorbei und das Trio gab bei Graffity und Graves noch einmal Gas.
An dieser Stelle des Sets war es Zeit für Martin, nach vorne ans Mikrophon zu gehen und seine zwei Solostücke God´s Plan und Under The Tide zu singen, während Frau Mayberry an den Keys stand und diese bediente. Die Tanzeinlagen Martins waren eher ungewöhnlich und ungelenkt, aber der ravige Sound war einfach mitreißend und brachte Abwechslung in die Show. Beim anschließenden Miracle konnte Lauren dann wieder beweisen, dass auch kleine Personen wie sie eine große Stimme haben können. Die ausverkaufte Kölner Halle feierte schweißtreibend weiter, als Martin seine E-Gitarre beim Track Science/Visions psychedelisch-rockig zupfte. Auch eine Ballade sollte im Repertoire der Band nicht fehlen und der Drummer setzte sich mit seiner Gitarre zu Lauren, um sie bei dem Song Really Gone zu begleiten, während Iain und Martin mollige Akkorde auf ihren Synths spielten. Ein wunderbar intimer Moment. Deliverance war dann wieder tanzbarer und machte die Fans wieder an, so dass die Luft im Raum zu flimmern begann und Forever sorgte mit seiner luftigen Synthline für zusätzliche Stimmung. Einen kleinen Klatschchor der Zuschauer konnte man bei Recover miterleben, bevor von der Synthiepop Band eine kleine Wasserschlacht auf der Bühne veranstaltet wurde. Endlich war es Zeit für Leave A Trace, vom zweiten Album Every Open Eye, der Song mit der wunderschönen Melodie, bei der man einfach mitmachen muss. Und das machten auch alle, denn im Mittelteil schwanken alle ihre Arme im Takt der Harmonien. Leider war nach Clearest Blue erst einmal der Moment gekommen, die Bühne zu verlassen, aber der begeisterte Applaus und laute Zugaberufe sogen die Band wieder zurück auf die Szene, damit sie den Klassiker Mother We Share und Never Say Die spielen konnten. Nun war aber wirklich Zeit Goodbye zu sagen. Hoffentlich bis bald, denn die äußerst sympathische Band macht süchtig und man sollte sie öfter live genießen.
Setlist CHVRCHES @ Köln, Live Music Hall (06.11.2018)
01. Get Out
02. Bury It
03. Gun
04. We Sink
05. Graffiti
06. Graves
07. God’s Plan
08. Under the Tide
09. Miracle
10. Science/Visions
11. Really Gone
12. Deliverance
13. Forever
14. Recover
15. Leave a Trace
16. Clearest Blue
17. The Mother We Share (Z)
18. Never Say Die (Z)