Der Paso Doble unter den koitalen Hörgenüssen
Bekanntlich steigert man Verlangen durch langes Warten. Was bei Kindern zu Weihnachten zur nervenzerfetzenden Geduldsprobe wird, kann bei Erwachsenen zu einer süßen Folter reifen – fast schon die Vorwegnahme des eigentlichen Genusses. Eigentlich müssten wir Spiritual Front dafür , frei nach ihrer eigenen Attitüde, sogar schon fast dankbar sein.
Fünf lange Jahre nach ihrer Compilation Open Wounds und Black Hearts In Black Suits sowie zwölf Jahre nach ihrem legendären Album Armaggedon Gigolo‘ gibt es nun Amour Braque (verdrehte bzw. verrückte Liebe). Nun, was soll man sagen: Viel hat sich seitdem nicht geändert. Ist das schlimm? Nö, eigentlich nicht. Tatsächlich habe ich beim Hören des Albums prophetisch in meiner Kristallkugel vernommen, wie Heerscharen von Fans hingebungsvoll aufatmen werden.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
“Hellvis” hat auf Amour Braque bei mir wirklich einige sehnsuchtsvolle Register gezogen und manche G-Punkte gedrückt. Das Album treibt mir beim bloßen Hören ein breites Grinsen und die purpurne Schamesröte ins Gesicht. Zu gerne möchte man ihm glauben, wenn er bei Beauty And Decay verkündet „I’m afraid of my own desires“. Aber im Grunde weiß man an dieser Stelle des Albums schon längst, dass dies a) eine glatte Lüge ist, weil b) Signore Salvatoris Verlangen tiefe, schwarze Wasser sind und c) er das ganz genau weiß und möchte, dass jede(r) das auch weiß. Das ist auf eine verstörende Art verdammt sexy und anziehend.
Im Ernst, wer Spiritual Front schon mal live gesehen hat, weiß, dass der Mann das Charisma eines schwarzen Lochs hat. Zum einen macht diese Mischung aus melancholischem Nihilismus, Dekadenz, unverkrampfter, dunkler Erotik und dem Spiel mit dem homme fatale richtig Spaß. Zum anderen ist da noch die Musik und die spricht auf Amour Braque auch wieder für sich. Das sind wieder die Ennio Morricone-Bezüge, der Drei-Viertel-Takt, die Trompeten, die allesamt auf Rock’n Roll und Post-Punkigen Tango treffen.
Das ist einfach superb. Mehr Worte braucht’s da eigentlich nicht. Auf Amour Braque beweisen Spiritual Front einmal mehr, dass sie im Spannungsfeld des Neo-Folk und apokalyptischen Pop eine Nische besetzen, die ihnen wohl niemand mehr streitig machen wird.
Amour Braque wird am 23. März bei Auerbach Tonträger (Prophecy Productions) erscheinen. Neben digitalen Versionen und der Version auf CD wird es das Album auch als Vinyl geben (schwarze Pressung, 300 Stück) und als Buch-Edition (700 Stück). Mit Amour Braque feiern Spiritual Front ihren Einstand bei Auerbach Tonträger. Einlässlich dieses Ereignisses wird der großartige Armageddon Gigolo neu aufgelegt. Auch dieses Album gibt es in unterschiedlichen Formaten.
Anspieltipps: Children Of The Black Light, Tenderness Through Violence, Devoted To You
Tracklist SPIRITUAL FRONT – Amour Braque:
01. Intro/Love’s Vision
02. Tenderness Through Violence
03. Disaffection
04. The Abyss Of Heaven
05. Children Of The Black Light
06. Pain Is Love
07. Beauty And Decay
08. Devoted To You
09. This Past Was Only Mine
10. Battuage
11. An End Named Hope
12. The Man I’ve Become
13. Vladimir Central
Weblinks SPIRITUAL FRONT:
Official: http://www.spiritualfront.com/web
Facbook: https://www.facebook.com/spiritualfrontofficialpage
Bandcamp: https://spiritualfrontofficial.bandcamp.com