REMODE & ALIENARE – Hamburg, Markthalle (16.03.2018)

REMODE & ALIENARE - Hamburg, Markthalle (16.03.2018)
Remode © Alf Urbschat
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Coverbands erfreuen sich immer mehr Beliebtheit. Ob es nun Rammstein-, U2- oder auch Coldplay-Coverbands sind, solange das Original immer seltener live zu sehen und zu bezahlen ist, greift man gerne zur qualitativen Ersatzband. So sind auch im Fahrwasser von Depeche Mode mittlerweile einige mehr oder weniger gute Coverbands gesichtet worden. Dieses Mal waren Remode, eine Bielefelder DM-Coverband, in der ehrwürdigen Hamburger Markthalle zu Gast. Und wie es sich als guter Liveact gehört, bringt man auch einen guten Support mit, der das Publikum auf den Abend einstimmen soll.

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Bei diesem Gastspiel durfte die Hamburger Formation Alienare den Abend eröffnen. Eine schwere Arbeit, war die Markthalle doch eher spärlich besucht. Das könnte zu einer Party ohne Gäste werden. Aber trotzdem schaffen Alienare es  vom ersten Ton an, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Die beiden Musiker haben neben ihrem ersten Album Beyond Love auch ihre neue Single My Shadow im Gepäck, die als Appetithappen auf das kommende Album AtelphobiA (Release am 06. April) dienen soll. Wer das erste Album kennt, befürchtet, dass da die nächste Electroband mit aufgesetzter düsterer Miene daher kommt. Aber weit gefehlt. Frontmann T.Green hüpft wie ein Duracellhase auf Speed über die Bühne. Er feiert nicht sich oder die Band, sondern nimmt den sich langsam füllenden Saal für sich ein. Durch seine charmante Art und sein immerwährendes Lächeln tritt er im Kontrast zu den ernsten harten Tönen recht sympathisch auf. Im Laufe ihres Sets wird das Publikum mit einbezogen in die Show. Da es für ein Bad in der Menge nicht reicht, springt T.Green halt von der Bühne und vermisst mit dem Mikro den Saal und animiert das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen. Die Party ist eröffnet. Selbst das eher getragene My Shadow unterbricht die Party nicht wirklich. Ganz im Gegenteil, man merkt, dass die beiden sich weiter entwickeln und auch mit angezogener Bremse überzeugen können. Der Hauptact an diesem Abend wird es schwer haben, das zu toppen, was Alienare auf die Beine gestellt haben.

Was verlangt man eigentlich von einer guten Coverband? Sollen sie authentisch sein und einfach kopieren oder doch etwas Eigenständiges auf die Bühne bringen? Bei Remode ist es ein bisschen von beidem. Sänger Detlef Kloos erfüllt beide Seiten. Er möchte ein bisschen aussehen wie Dave Gahan und versucht sich immer wieder in so einigen typischen Dave-Posen, erspart dem Publikum dann aber doch den Griff in die Weichteile, das Arschwackeln und die ewigen Pirouetten. Stimmlich kann er es annähernd mit dem Original aufnehmen. Aber auch nur ansatzweise. Doch Ausstrahlung hat er. Er wirkt sympathisch und nicht so arrogant, wie die vielen kleinen Dave-Puppen, die sich früher auf irgendwelchen Partys rumgetrieben haben. Von daher geht Detlef Kloos schon ganz gut durch. Wahre Größe bei der aktuellen Remode-Besetzung (das Line-Up hat in den vergangenen Jahren gewechselt) besitzt der Keyboarder Michael A. Austin. Auch wenn er den Gore-Part bei Remode spielt, hat er nicht nur äußerlich wenig mit seinem Pendant gemeinsam. Er ist ein verdammt guter Klavier- und Keyboardspieler, der dazu auch noch verdammt gut singen kann. Seine Version von Gore’s Somebody hatte schon Stil und ging weit über das Niveau einer Coverband hinaus.

Die Show von Remode bietet einen Querschnitt durch fast 40 Jahre Depeche-Musik und auch die Oldies wie New Life oder Photographic werden hier nicht ausgelassen. Mit ihren Interpretationen von Hits wie People Are People, Strangelove oder Shake The Disease beweisen Remode, dass man die Electrohymnen aus Basildon auch als klassische Rockband mit Schlagzeug, Bass und Gitarre aufführen kann. Einen Punktabzug gibt es allerdings, wenn man das gesamte Repertoire von Remode betrachtet. Seit mehreren Jahren tingelt die Combo jetzt schon mit dem gleichen Material durch die Lande, während viele Mitstreiter ihres Genres auch für Überraschungen in Form von seltenen, vom Original nie aufgeführten B-Seiten oder Albumstücken sorgen.

Trotzdem werden Remode in Hamburg gefeiert. Ein Highlight ist an diesem Abend mit Sicherheit für Band und Publikum die Aufführung des DM-Klassikers Just Can’t Get Enough inklusive ausgiebigem Drumsolo von Schlagzeuger Vic Chains, der trotz Grippe hinter der Bude saß und sich abgemüht hat, eine solide Show abzuliefern. Beim Finale des Stückes versucht Frontamann Kloos das Hamburger Publikum zum mitsingen zu animieren. Diese Rechnung hat er allerdings ohne die Hamburger gemacht, die Remode geradezu daran gehindert haben, mit dem nächsten Stück weiterzumachen, weil sie nicht aufhören zu singen.

Ist Remode jetzt also sehenswert? Ja, mit Abstrichen. Als Ersatzdroge mit Kirmesformat liefern sie bravourös ab. Sie nehmen sich Freiheiten raus, und man geht auf jeden Fall gut gelaunt nach Hause. Mehr aber dann leider auch nicht. Aber an diesem Abend hat man eine verdammt gute Hoffnung am Electrohorizont gesehen und wurde als Zugabe noch so gut unterhalten, dass der Abend in guter Erinnerung bleibt.

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