KETTCAR – Essen, Weststadthalle (23.03.2018)

Fotos: KETTCAR
Kettcar, © Jan Focken
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Eigentlich ist die Ich VS Wir-Tour ja abgeschlossen, aber nach rund einem Monat spielen die Männer um Marcus Wiebusch doch noch zwei Konzerte. Offiziell ist die Essener Weststadthalle ausverkauft, richtig eng ist es aber nicht. Die Weststadthalle ist etwas anders geschnitten als andere Locations. Die Halle ist deutlich breiter als tief und fasst rund 1.000 Leute. Auf dieser Tour füllten Kettcar aber schon Vielfaches.

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Der Support an diesem Abend sind die legendären Flowerpornoes um deren Frontmann Tom Liwa. Die Grenzen verschwimmen hier, denn das bald erscheinende Album Ganz normale Songs ist offiziell ein Soloalbum von Tom Liwa. Seiner Homepage ist zu entnehmen, dass jedoch alle Mitglieder der Flowerpornoes Einfluss ausübten. Ganz normale Songs wird beim Label Grand Hotel van Cleef erscheinen, welches auch von Kettcar Mitgliedern gegründet und geführt wird. Der Sound der Songs ist ruhiger Natur und hat einen starken Folk, ja fast schon Countryeinschlag.

Nach der üblichen Umbaupause ist dann aber Kettcar am Start. Zu den Klängen von Trostbrücke Süd wird ein Video eingespielt, was als Bühnenbild über Längsstreifen erstreckt wird. Das bleibt über den ganzen Gig so, dass Videoclips die Bedeutung der Songs unterstreichen. Sonst machen sowohl Kettcar als auch das Publikum keine großen Anstalten Entertainment zu betreiben. Der Jubel ist zwischen den Stücken groß und währenddessen wird eher genossen. Einzig Bassist Reimer Bustorff ist in Redelaune und will zum Beispiel wissen, wo in Essen ausgegangen wird. Es fällt das Delta, eine Szene-Discothek, die eher nicht den Geschmack der Mitglieder Kettcars treffen sollte. Das Delta wird von nun an immer wieder humorvoll erwähnt. Sehr erfreulich ist der sehr gute Sound und die äußerst ausgewogene Setlist, in denen das aktuelle Album Ich vs. Wir mit sieben Liedern zwar den Löwenanteil stellt, dieser aber geschickt verteilt ist. Ein Sahnehäubchen ist der Song Am Tisch, der auf dem Album von Niels Frevert mit besungen wird, live auf der Bühne übernimmt diesen Part allerdings Tom Liwa. Dabei betonen die Mitglieder von Kettcar, wie sehr sie die Arbeit von Tom Liwa schätzen. Neben Musik und Authentizität, die diesen Gig prägen, wird aber auch zusätzlich deutlich, warum die Jungs von Kettcar so beliebt sind. Die Band hat eine Haltung und wird nicht müde dies in den Texten und Ansagen kurz und konkret klar zu machen. Dabei schaffen sie stets den Spagat nicht zu viel zu reden und Längen kommen so erst gar nicht auf. Und so ist es nur konsequent, dass Der Tag wird kommen ebenfalls in der Setlist Platz findet, obwohl dieser Song aus der Solozeit von Frontmann und Sänger Marcus Wiebusch stammt. Bei diesem Lied geht es um Homophobie und kündigt den Tag an, an dem sich der erste aktive Profifußballer zu seiner Homosexualität bekennen wird und sich outet.

Nach rund 105 Minuten beenden Kettcar einen, trotz der vielen Politik, vergnüglichen und entspannten Abend.

KETTCAR @ Essen, Weststadthalle (23.03.2018):

01. Trostbrücke Süd
02. Balkon gegenüber
03. Graceland
04. Money Left to Burn
05. Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)
06. Wagenburg
07. Rettung
08. 48 Stunden
09. Balu
10. Benzin und Kartoffelchips
11. Tränengas im High-End-Leben
12. Kein Außen mehr
13. Am Tisch
14. Der Tag wird kommen (Cover Marcus Wiebusch)
15. Ankunftshalle
16. Deiche
17. Auf den billigen Plätzen (Z)
18. Im Taxi weinen (Z)
19. Ich danke der Academy (Z)
20. Landungsbrücken raus (Z)
21. Den Revolver entsichern (ZZ)

Foto: Jan Focken (Archivbild)

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