Auch das zweite Heimspiel des Sängers Tilmann Otto alias Gentleman im Kölner Palladium ist ausverkauft. Gleichzeitig stellt dieser Abend sowohl den Abschluss seiner Europa-Tour, als auch den der MTV unplugged-Reihe dar. Und so ist es im Publikum, aber auch auf der Bühne brechend voll. Meist stehen über zehn Musiker mit Backgroundsängerinnen, Bläsern, Perkussionisten und anderen auf der Bühne. Doch was auf der einen Seite das Schöne ist, führt auf der anderen auch zu einer leichten Überforderung für den Zuschauer. Eine strukturelle Setlist ist nicht erkennbar und Gentleman selbst lässt so vielen Gästen den Vortritt, dass er selbst kaum ins Gewicht fällt. Hier kann leicht der Überblick verloren werden, nicht umsonst lässt sich zum Beispiel auf keinen Portalen eine Setlist finden. Auch stehen die Gäste wie bereits angedeutet so sehr im Vordergrund, dass Gentleman streckenweise gar nicht auf der Bühne ist. Dabei sind die Gäste durchaus hochkarätig und teils auch genreübergreifend echte Stars. Neben Martin Jondo entpuppt sich zum Beispiel Michael Patrick Kelly als echter Stimmungsgewinn. Während seines Auftritts und seiner Duette mit Gentleman brodelt die Stimmung etwas stärker. Sonst ist die Stimmung zwar nicht schlecht, aber echte Höhepunkte sind nur da, wenn die Hits gespielt werden – wirklich kochen tut der Saal leider nie. Das Bühnenprogramm ist zu überladen und dabei ist es eines der Superlative. Auch Lichtshow und der Sound sind für eine Show im Palladium tadellos. Was das Ganze allerdings mit einem „Unplugged-Feeling“ zu tun hat, ist ebenso nicht auszumachen.
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Positiv in die Waagschale werfen lässt sich, dass hier nicht gekleckert sondern geklotzt wurde und alle sicherlich hoch motiviert waren. Und wer sich mehr auf eine Party und ein Fest freute und für den der Jointgeruch auf einem Reggae-Konzert dazu gehört, der war hier an der richtigen Stelle.
Wer aber ein Konzert erwartete und unter dem Prädikat „unplugged“ eventuell ruhige und bedächtige Interpretationen erwartete, der konnte sich wundern. Ob zum Glück oder als Ärgernis, das bleibt Privat- und auch Geschmacksache.
Fotos: Angela Trabert