Es ist angerichtet, 7.500 Zuschauer in der ausverkauften Düsseldorfer Mitsubishi-Electric-Halle warten gebannt auf die ersten Töne. Pünktlich um 20:30 Uhr kommt Nick Cave mit seinen Bad Seeds auf die Bühne. Eine Support-Band braucht es an dem Abend nicht, was auch sein Gutes hat, spielt Nick Cave ja in der Regel auch länger als 2 Stunden.
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Skeleton Tree ist das neue Werk von Cave und macht den Abend über einen großen Anteil des Konzertes aus. Mit Anthrocene und Jesus Alone startet das Konzert.
„you fell from the sky, crash landed in a field, near the river Adur” … “with my voice I’m calling you”
Jeder im Publikum weiß, worüber Nick Cave singt. Keiner wird je das Leid, um das es sich in dem Lied dreht, so nachvollziehen können, wie Nick Cave selbst. Es gelingt ihm ohne Umschweife, seine Verzweiflung über die Geschehnisse um den Tod seines Sohnes Arthur auf die ersten Reihen zu übertragen. Der wohl größte Poet unter den Düster-Rockern hat neben seinem neuen Album natürlich eine große Liste von Hits aus seinem schier endlosen Repertoire an großartigen Songs mitgebracht. Wenn auch das Konzert ein ruhigeres ist, so geht es aber zumindest bei Songs wie From Her To Eternity und The Mercy Seat ab. Das Ganze im Übrigen grandios vorgetragen, sowohl Caves Gesang, als auch das Zusammenspiel mit der Band ist hervorragend. Bei manch ruhigerem Song scheinen die Leute in der Halle die Luft anzuhalten, um die grandiose Atmosphäre bloß nicht zu stören, so zum Beispiel bei dem großartigen Into My Arms. Dann geht Nick Cave wieder auf das Publikum ein. In seiner unnachahmlichen Art und Weise lässt er sich von den hoch aufgestellten Armen der Leute in den ersten Reihen stützen, gibt anderen die Hand und hält sich an ihnen fest.
Das „Cave-Surfing“ endet bei der ersten Zugabe The Weeping Song damit, dass er sich von der Bühne zum Publikum herablässt und durch die Menge zum zweiten Wellenbrecher in der tobenden Halle wandert. Er bleibt kurz stehen und signalisiert den Leuten um sich herum, sie mögen etwas Platz machen. Den gewonnenen Raum lässt sich eine junge Dame nicht entgehen. Vehement rennt sie auf Cave zu, umarmt ihn und drückt ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Cave scheint es zu genießen. Die junge Dame steht kurze Zeit später weinend in den Armen ihres Freundes und kann ihr Glück nicht fassen. Sie wird den Abend wohl nie vergessen. Das gleiche gilt wohl auch für das Gros der Menschen in der Halle. Es gibt nichts auszusetzen, aber wirklich rein gar nichts. Sowohl Nick Cave als auch die Bad Seeds liefern an diesem Abend eine fantastische Leistung ab. Mit Push The Sky Away und einer mit Publikum gefüllten Bühne endet ein grandioser Abend. Wer über den Konzertpreis gemeckert hat, wird hinterher behaupten können, Nick Cave und die Bad Seeds zahlen es zurück. Jeden Cent!
Setlist NICK CAVE AND THE BAD SEEDS @ Düsseldorf, Mitsubishi-Electric-Halle (12.10.2017)
01. Intro Three Seasons in Wyoming (Nick Cave & Warren Ellis song)
02. Anthrocene
03. Jesus Alone
04. Magneto
05. Higgs Boson Blues
06. From Her to Eternity
07. Tupelo
08. Jubilee Street
09. The Ship Song
10. Into My Arms
11. Girl in Amber
12. I Need You
13. Red Right Hand
14. The Mercy Seat
15. Distant Sky
16. Skeleton Tree
17. The Weeping Song (Z)
18. Stagger Lee (Z)
19. Push the Sky Away (Z)
Fotos: Michael Gamon