Auf dem diesjährigen M‘era Luna traf ich Vasi Vallis nach seinem Konzert mit NamNamBulu, um über das Projekt Future Lied To Us zu reden, bei dem er ebenfalls beteiligt ist, sowie über zukünftige und zu erwartende Dinge und über sich geänderte Hörgewohnheiten. Mit dabei war Henrik Iversen, der ebenfalls das ein oder andere beizusteuern wusste, zwischendurch gesellte sich auch mal Krischan Wesenberg dazu.
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Hallo Vasi und Henrik, schön, dass Ihr Euch Zeit für das Interview nehmen konntet. Vasi, Du bist ja jetzt direkt vor dem M’era Luna frisch aus dem Urlaub zurück gekommen. Hattest Du Dir etwas zum Komponieren mitgenommen?
– Vasi: Ich hab es diesmal gelassen und diesmal echt versucht, gar nichts zu machen. Auch die Laptops blieben daheim. Außer dem Handy hatte ich nichts mitgenommen. Ich wollte einfach nur baden und relaxen. Wenn die Arbeit keine Arbeit an sich ist, sondern Spaß macht, dann willst Du gar keinen Urlaub machen. Aber man muss sich dann mal zwingen.
Du machst so viele Dinge. Hast du überhaupt Freizeit? Bekommst Du da keinen Burn-out?
– V: Mir gibt niemand Befehle. Falls Du einen Chef hast, der Sachen von Dir will, die Du vielleicht anders machen möchtest, oder wenn da jemand ist, der Dich ständig stresst, kriegst du vielleicht eher einen Burn-out – bei mir wäre das so. Das ist ja etwas anderes, als wenn Du Sachen machst, die Du gern machst und zu denen Dich niemand zwingt.
Wenn Dein Leben ein Drink wäre: Was für ein Drink wäre das?
– V: Ene philosophische Frage…
– Henrik: (mit Blick zu Vasi) Wodka Red Bull.
– V: Der ist ja viel zu süß. Ich bin ja gar nicht süß.
– H: Nein, aber immer auf Zack.
– V: Chaos eigentlich. Aber Wodka Red Bull stimmt schon. Bei philosophischen Sachen hat Henrik oft recht.
– H: (lacht)
Du hast ja bereits an Veranstaltungsorten verschiedenster Größe gespielt. Empfindest Du es als großen Unterschied für Dich, wenn Du – wie hier – auf einem großen Festival spielst oder in einer kleineren Location mit 200 bis 300 Zuschauern?
– V: Es sind vor allem die Sänger die bei den Shows die Hauptarbeit machen. Vom Gefühl her sind die kleineren Venues, so bis 400, richtig cool. Es ist nicht so, dass die 5.000er nicht cool sind – es ist halt ein anderes „cool“. Wenn Du siehst, wie 5.000 Leute die Hände hochhalten, dann ist das schon ein spezielles Gefühl. In kleineren Clubs hast Du einfach viel mehr Kontakt zu den Leuten. Du kriegst von denen mehr mit und es verliert sich nicht alles so. Da spürt man halt die Gruppendynamik: Wenn bei 5.000 Leuten die ersten vorn aufhören zu klatschen, dann geht das wie eine Lawine nach hinten, bis alle dann aufhören. Umgekehrt auch: Alle starten dann auch. Wenn Du vor 200 bis 300 Leuten spielst, dann kannst Du diese auch mal eine Zeitlang auf Zack halten, weil das von der Größe her passt.
Es ist also schwerer, 5.000 statt 200 Leute zu unterhalten?
– V: Viele behaupten das Gegenteil. Aber es ist eben nicht so. Der Funke muss richtig zünden und dann durch die ganze Meute gehen. So etwas habe ich schon einige Male erlebt. Wenn das einmal bei solch einem Publikum funktioniert, dann geht es manchmal auch weiter.
– H: Bei 5000 Leuten bringen die 200, die Stimmung machen, den Laden manchmal nicht zum Kochen. Wenn aber die 200 allein im Club sind, dann funktioniert es.
– V: Ja, wir hatten das hier auch: Die ersten 10 bis 15 Reihen haben richtig fett Party gemacht. Wenn Du die dann komprimiert in einem Club hast, dann hast Du natürlich das Gefühl, dass der Club kocht. Auf ein Festival kommen die Leute meistens ja nicht nur wegen Dir. Das heißt, viele Fans, die uns nicht kennen und uns mal sehen wollen, die gucken nur erst einmal zu. Bei manchen aufregenden Bands, die ich nicht kenne, flippe ich nicht sofort aus (lacht) und schaue erst einmal. Wenn es cool ist, dann ist es gut und ich habe Spaß. So ging es heute auch vielen. Ich hab gesehen, dass zwar einige mitgesungen hatten, aber noch nicht so richtig aus sich herausgegangen sind.
– H: Bei einem 200er Gig ist eine Erwartungshaltung da – das ist bei einem Festival-Gig eher nicht der Fall.
– V: Ja, das stimmt.
Was war Dein schlimmstes und was war Dein lustigstes Erlebnis auf der Bühne?
– V: Ich hatte mal ein schlimmes und lustiges mit Felix. Das war beim WGT im Kohlrabizirkus. Dort stand ich auf einem Riser…
Das ist das Ding, worauf auch die Drums stehen…
– V: Genau. Dort hatte man vergessen, die Bremsen des Risers anzuziehen. Als ich drauf stand, begann sich das Ding etwas zu bewegen und ich dachte mir: „Ja gut, ist das Ding ein wenig instabil.“ Dann hab ich aber gemerkt, dass es rollt – stetig und nur ganz wenig auf Felix zu. Ich durfte mich überhaupt nicht mehr bewegen. So stand ich die ganze Zeit völlig steif da. Das war wirklich schlimm. Ich hatte für mich gedacht, wie schräg das sein muss, wenn der Riser plötzlich richtig losrollen würde und Felix die Beine wegrollt, so dass er dann quasi ins Publikum fällt. Das wäre lustig und dramatisch zugleich. Am Ende fragte mich Felix: „Was ist denn mit Dir los? War irgendwas körperlich?“ – „Nein nein, das Ding wär sonst weggerollt.“ Lustig war aber Mexiko. Da hatte ich mit Henrik in Mexiko gespielt…
– H: Die Bühne war ja schon drei bis vier Meter weit oben und hatte vorn keine Absperrung oder etwas ähnliches. Und es gab links und rechts von der Bühne Flammenwerfer – ungesichert. Und niemand hatte mir etwas gesagt…
– V: Stimmt, wir wussten von nichts. Ich sah von hinten, wie irgendwann plötzlich die Flamme neben Henrik hochging. Das war abenteuerlich. Du sahst gar nicht, wo die Bühne vorne aufhört. Es hätte gut sein können, dass Henrik einfach runterfällt. Da war einfach ein Loch unten – ganz obskur.
– H: Das wurde richtig schön warm da.
– V: Ja, das war echt knapp.
Du remixt auch für andere Künstler. Gibt es einen Künstler, von dem Du gern einen Remix gemacht bekommen hättest?
– V: Am liebsten von IAMX, aber das wird natürlich nie passieren.
– H: Da stellt sich natürlich die Frage: Will man einen Remix haben, weil der Name gut ist, oder weil einem dessen Stil gut gefällt? Klar will man gern mal von Depeche Mode einen Remix bekommen, aber das steht hier ja nicht zur Debatte. Vince Clarke wär so einer. Vom Stil und seiner Musik her würde das auch passen. Das wär noch spannend.
– V: Wenn Du nur einen großen Namen hast, die Band aber nicht zu Deiner Musik passt, dann hört sich das auch niemand an. Also wenn ich einen R&B-Mix von Pascha bekäme, dann ist das bestimmt ein großer Name, es wird aber sich niemand anhören.
Umgekehrt: Wen würdest Du gern remixen?
– V: Auch IAMX.
In Deinem Facebook-Profil steht eine Liste mit Projekten in die Du involviert bist. Dort steht unter anderem auch „James Bones“…
– V: Das ist nur ein Pseudonym, unter dem ich mal so richtig Industrial-Zeugs testen wollte – nur so zum Spaß. Bisher hatte ich aber keine Zeit dazu. Ich hatte mal für mich selbst, für Reaper, einen Remix gemacht. Das Männchen hatte ich nebenher im Adobe gemacht und ihm einen Zylinder aufgesetzt. Der Name kommt übrigens aus Argentinien, von einer Band mit dem Namen Reflection. Wir hatten ein wenig geblödelt und irgendwie fiel dann der Name James Bones. So habe ich die Seite schon mal reserviert, weil die Adressen weggehen wie warme Semmeln. Du musst auf Facebook eine Seite direkt reservieren, wenn Dir ein Name einfällt und Du was damit machen willst – und sei es erst in zwei Jahren. Sonst läufst Du Gefahr, dass sie jemand anders nimmt. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir dieses Jahr ein neues NamNamBulu-Album oder eine EP an den Start bringen. So wie es aussieht, wird es eher eine EP, zusammen mit einer Vorab-Single, werden. Wenn wir unfassbar viele Ideen haben, dann können wir auch ein Album rausgeben – aber das sollte dieses Jahr noch passieren. Zwei Releases in einem Jahr sind eigentlich eher unüblich.
– H: Ja, wir müssen nachholen.
– V: Die Leute sind heutzutage gewohnt, schnell zu konsumieren. Ein Album hält heute keine drei Jahre mehr.
Ist es da nicht besser, öfters eine EP auf den Markt zu werfen?
– V: Nur einzelne Songs zu veröffentlichen wäre sogar noch besser. Das Problem dabei ist, dass Du auch etwas zum Leben brauchst.
Ich habe schon von Künstlern gehört, dass sie keine Story mehr erzählen wollen wie auf einem Album, sondern lieber nur noch einen einzelnen Song nach dem anderen auf den Markt bringen – da hätten sie mehr von…
– H: Wir hatten in dem Sinne nie eine Geschichte. Es gab bei NamNamBulu nie ein Konzeptalbum. Sicherlich haben wir durchgängige Themen, aber in dem Sinne keine Geschichte mit einem Album erzählt.
– V: Die Songs sind auch sehr unterschiedlich. Von daher wäre das Konzept „Song für Song veröffentlichen“ schon sehr spannend. Wir machen es ja gern als Künstler, aber es steckt auch immer noch ein finanzieller Aspekt dahinter. Bei einem einzelnen Song hast Du vielleicht ein paar hundert Downloads. Nehmen wir mal an, dass ein Song 90 Cents kostet. Dann nimmt z.B. iTunes etwa 40 – und dann kommen noch die Labels… Das klingt jetzt sehr berechnend, aber so ist es ist nun mal. Wir müssen zuerst etwas Material aufbauen, da Du nicht mit einem Song touren kannst. Wenn Du dann genug Material hast, kannst Du die Songs auch mal in Dein Set reinbringen. Aber dazu musst Du genug bekannte Songs haben, um ein wenig abwechseln zu können. Man braucht drei bis vier große Hits für die Live-Shows, dann kann man auch mal was Neues live testen. Nun brauchen wir erstmal eine Nachfolge-EP zum Album, und dann wird das schon. Es stimmt schon: Die Konzepte gehen alle in die Richtung „schnell, schnell“. Das heißt nicht „schlecht“, sondern dass Musik heutzutage einfach in einer anderen Art und Weise genossen wird.
Macht man heute nicht Songs, um eine Tour zu promoten? Früher war es umgekehrt: Da machte man eine Tour, um das Album zu promoten…
– H: Ja gut, früher war dies auch die einzige Möglichkeit, großartig Publikum mit einem neuen Stück zu erreichen, weil dies ja nirgends gespielt wurde. Heute hast Du ihn schon im Internet, bevor Du ihn überhaupt veröffentlicht hast. Und Du hoffst, dass Du mit dem Live-Spielen noch ein paar Leute für Deine Musik gewinnen kannst.
– V: Ja, aber Geld mit Veröffentlichungen zu verdienen, auch als gute Band, ist fast nicht mehr möglich. Heutzutage verdienst Du Dein Geld fast nur noch mit Live-Shows.
Und Merchandise halt noch…
– V: Jetzt wo die Cyber-Sachen wieder weg sind, nimmt es wieder etwas zu. Zu Cybergothic-Zeiten wollten die Leute keine Band-Shirts anziehen, sondern eher ihre eigenen Sachen.
Du meinst, die Cybergothics sind auf dem Rückzug?
– V: Ja, extrem, sogar in London ist es weniger geworden. Es gibt sie schon noch vereinzelt. Die Szene ist ja durchmischt mit verschiedenen Stilen und Neigungen. Dieses Große, dass es entsprechende Parties gibt, ist eigentlich abgeflaut.
– H: Was noch schnell zum Album: Ich glaube es hat sich halt generell etwas geändert: Die Leute haben die Geduldspanne nicht mehr. Kaum einer hört ein Album noch von A bis Z durch. Es gibt noch vereinzelt Leute die dies tun, aber gerade bei der jüngeren Generation: Das ist ein Stück anspielen, wenn es nach 30 Sekunden nicht gefällt, wird zum nächsten Stück gesprungen. Ich glaube, dass viele Leute heute die Fähigkeit verlieren, ein ganzes Album durchzuhören.
– V: Das glaube ich auch.
– H: Ein volles Album ist sozusagen eine Pflicht. Wir sind jetzt lange weg gewesen und machen ein volles Album, um unsere Setlist zu vervollständigen. Eine EP würde es wahrscheinlich auch tun, aber das dann halt in kürzeren Abständen.
– V: Ja, etwa zweimal im Jahr. Früher hieß es, dass ein Album alle drei Jahre reicht und man unterdessen ein wenig getourt hat. Heute kannst Du immer mal wieder einzelne Songs liefern, auch mit eigenen Video-Clips alle vier bis fünf Monate. Dadurch bleibst Du dann ständig im Gespräch. Was man auch nicht vergessen darf: Die Leute heute hören fast nur noch Spotify und ähnliches – und da bist Du dann eben in der Playlist zumeist nur mit einem Song vertreten. Wie Henrik sagte: „Das ist mein Lieblingssong; den nehme ich in die Playlist rein und der Rest fällt halt hinten runter.“ Ich muss gestehen, dass ich das ebenfalls so mache – außer bei Lieblingsbands wie IAMX, da höre ich alles durch, weil mir das Künstlerische gefällt. Sonst habe ich von vielen Bands einfach ein oder zwei Songs die mir gefallen. Die nehme ich in meine Playlist und höre selten dann mal dieses oder jenes Album an. Das hat sich bei mir auch verändert.
– H: Es gibt da sowohl die Be- als auch die Entschleunigung. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, welche sich das Vinyl kaufen, weil sie halt wirklich die Platte am Abend auflegen und sie durchhören. Auf der anderen Seite gibt es die Spotify- und iTunes-Hörer. Dort ist es nur ein „schnell, zack, gefällt mir, nein, nächster Song“. Es ist einfach ein wenig zeitintensiver, sich eine CD aus dem Regal zu holen und in den CD-Player einzulegen. Heute musst Du das nicht mehr.
Du hast mit Future Lied To Us wieder ein neues Projekt am Start. Wie kam es zu dieser Kooperation mit Tom ([:SITD:]) und Krischan (Rotersand)? Ist dies ein langfristig angelegtes Projekt?
– V: Das weiß ich nicht. Ich hoffe schon. Wir testen das gerade aus. Aus diesem Grund haben wir die erste Single auch nur digital veröffentlicht. Normalerweise macht man das auch physisch. Wir wollten unsere unterschiedlichen Stile miteinander kombinieren und schauen, ob das funktioniert: Meine Art, Melodien zu machen, das extrem professionelle Mischen von Krischan, und Tom hat ja auch noch eine ganz andere Art und Weise, an die Dinge heranzugehen. Wir haben das mal getestet und es hat uns Spaß gemacht. Ursprünglich wollten wir uns damit ein wenig austoben und schauen, was passiert. Ich hatte dazu bisher keine Gelegenheit. Es war bei allen dreien schwierig, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Mit dem gewissen Alter und der Erfahrung wird das ein wenig besser. Jeder bringt etwas ein und es entsteht etwas ganz Neues. Das ist total interessant. Du darfst dabei auch keine Eitelkeiten haben. Wenn Du, wie ich, immer allein arbeitest, dann kannst Du machen, was Du willst: Es ist alles irgendwie Deins. Wenn Du aber jetzt etwas weggibst und der zweite und dritte etwas damit machen, dann entsteht etwas ganz Neues und es ist immer noch irgendwie ein bisschen Deins. Das ist etwas ganz Interessantes.
Ihr sitzt auch zusammen im Studio in Gelsenkirchen…
– V: Tom nicht, er singt alles zu Hause ein. Da er auch die ganzen [:SITD:]-Sachen macht, hat er auch zu Hause ein Studio. Aber wir treffen uns schon ab und zu, um uns miteinander abzustimmen. Tom kommt ja auch aus Gelsenkirchen und ist jetzt nicht ungern dort.
Deshalb auch meine Frage bezüglich Gelsenkirchen…
– V: Es soll jetzt schon etwas Langfristiges werden. Wir hatten es zwar aus Spaß begonnen, aber es soll kein Spaßprojekt bleiben. Es soll auch gefällig sein. Wir wollen da kein Kunstwerk machen, bei dem alles kompliziert ist. Es soll etwas melodischer und sanfter sein und auch live Spaß machen. Wir haben das Album schon fast fertig. Zehn Songs haben wir bereits zusammen und es soll im November schon fertig sein. Es kommt noch eine zweite Doppel-Single, was auch speziell ist, um zu sehen, wie die Leute reagieren. Die sollte in etwa drei Wochen nach dem M‘era Luna veröffentlicht werden. Das Album kommt dann anschließend hinterher. Für den Februar 2018 haben wir bereits eine Mini-Tour vorbereitet. Wir bringen hier unsere komplette Erfahrung hinein und geben richtig Vollgas.
Wo Du jetzt ein viertes Projekt hast: Behandelst du diese eher gleichmäßig von Zeitmanagement und Aufwand her? Hast Du ein Lieblingsprojekt?
– V: Wenn bei Reaper mal für ein Jahr lang nichts kommt, ist das nicht ganz so schlimm. Das ist wirklich nur ein Spaßprojekt. Das sieht man auch daran, dass es da nicht so viele Konzerte gibt. Da kann ich mich musikalisch ein wenig austoben und auch ein wenig testen. Frozen Plasma und NamNamBulu sind schon wichtig. Da muss man dranbleiben. Es gibt hier schon eine Fanbase – da muss man nichts Neues aufbauen, aber gucken, dass sie zumindest bleibt und sich noch ein wenig vergrößert.
– H: Mittlerweile stellt sich die Frage: Haben die Bands eine Fanbase oder Du (blickt zu Vasi). Es ist ja sowohl als auch.
– V: Ja, das ist in der Szene so ein Misch-Masch. Leute, die uns hören, hören ja auch härtere Sachen, oder auch waveige Sachen, oder Mittelalter-Sachen. Das ist das Schöne daran: Du bist nicht kategorisiert.
Krischan gesellt sich zu uns. Vasi begrüßte ihn scherzhaft mit den Worten: „Ich habe gesagt, es ist Dein Projekt. Ich hab damit nichts zu tun.“
– K: Ich bin da nur so reingefragt worden. Durch ein Casting. Das Leben ist eine Casting-Show. Ich kann ja gar nichts. Ich werde immer nur gecastet.
– H: Der macht ja alles mit Leuten, die nichts können.
– K: Das ist ja das Problem.
Vasi, bei den vielen Dingen, die Du machst: Wann schläfst Du eigentlich?
– V: Ich schlafe vielleicht anders als andere, aber mittlerweile habe ich einen Rhythmus. Wenn ich bei Krischan arbeite, ist das eher so eine gewisse Regelmäßigkeit geworden. Ich ziehe halt den Tag ein bisschen in die Länge. Ich brauche nicht so viel Schlaf. Das ist nicht, weil ich so cool bin, sondern ich brauche eben nur vier oder fünf Stunden. Ich arbeite halt sehr gerne.
Wir haben ja schon ein wenig über Deine Projekte gesprochen: Wie sind Deine Pläne für dieses Jahr?
– V: Dieses Jahr kommt auf jeden Fall etwas von NamNamBulu und Future Lied To Us. Bei Frozen Plasma sind wir dran. Felix hat vor kurzem sein Solo-Album herausgebracht. Das wär jetzt ungünstig, da irgendwas komplett parallel zu machen. Von daher kommt Frozen Plasma dann als nächstes. Vielleicht kommt auch alles dieses Jahr. Mal sehen, ob ich das schaffe.
Wie gehst Du bei Deinen Projekten produktionstechnisch vor?
– V: Es beginnt immer mit Synthie- und Gesangs-Melodien, die ich mitschreibe. Frozen Plasma ist ein bisschen tanzbarer und RambaZamba und NamNamBulu ein wenig verträumter. Die Sänger haben unterschiedliche Gesangsbilder. Daher muss ich die Songs auch an die Sänger anpassen, was bedeutet, dass sie auch indirekt einen Einfluss darauf haben, wie die Songs am Ende klingen.
Mit einem Blick auf Deine sehr unterschiedlichen Projekte: Wo siehst du Deine Einflüsse?
– V: Das wechselt immer wieder mal. Eine Zeitlang waren es Bands wie Covenant oder VNV Nation. Ich höre immer wieder irgendwelche Songs und werde dadurch inspiriert, übernehme mal etwas und setze es etwas anders um.
– K: Ich bin sehr gespannt darauf, ob ich mal den IAMX-Einfluss finden werde.
– V: (lächelnd) Der kommt bald. Bisher habe ich mich noch nicht getraut. Ich mache immer die Tür zu, wenn ich IAMX-Einflüsse verwerte.
Habt ihr bei Future Lied To Us eine spezielle Herangehensweise?
– V: Es gibt da keine Regel. Wenn jemand eine Idee hat, dann schmeißt er sie rein. Entweder der Rest findet sie gut oder nicht. Die Ideen sind manchmal auch nur Gesangsmelodien oder Synthie-Linien. Das einzige, was feststeht, ist, dass Krischan die komplette Produktion macht. Egal wer die Ideen bringt, am Ende macht Krischan den Song fertig, so dass er halt gut klingt.
Was hieltet ihr davon, einen Gastmusiker dazuzunehmen?
– K: Wenn man vier Leute hat, die alle noch in eigenen Projekten stecken, dann wird das ein bisschen kompliziert.
– V: …auch zeitlich und vom Ablauf her. Es ist schon jetzt schwierig. Wir müssen uns wirklich gut abstimmen, weil wir immer unterwegs sind. Bis jetzt klappt es einigermaßen.
– K: Jeder arbeitet auch ein wenig anders: Wie denken die Leute? Was ist eine Demo, was ist keine Demo? Reicht eine Gesangslinie, um darauf aufzubauen, oder nicht? Manche kommen, weil es ihnen sonst peinlich wäre, schon mit einem ganzen Song an, oder können sich bei einer reinen Gesangslinie gar nicht vorstellen, was daraus wachsen kann. Da hat jeder eine andere Art, wie er mit Demosongs und anderen Sachen umgeht. Und wenn Du das dann aus so vielen Erfahrungshintergründen mit Dekaden Musikmachen zusammenschmeißt – hach, das wird schon wüst. Mit dreien merkst Du das schon. Wir kennen uns jetzt alle ein bisschen länger. Tom kenn ich ja nun schon sehr lange.
– V: Aber es ist trotzdem schwierig.
– K: Genau. Man weiß schon, was man erwartet. Man hat auch schon früher mal zusammengearbeitet. Es ist schwierig, wenn man nicht so ganz klein oder so ganz groß ist. Die Unterschiede sind dann so philosophischer Natur: Fängst Du einen Song mit einer Bassdrum an oder nicht? Oder hast Du eine Bassdrum am Laufen, während Du was schreibst? Schreibst Du aus der Hand? Schreibst Du erst die Melodien oder erst die Harmonien? Hast Du erst eine rhythmische Figur in der Hand? Wenn Du die erste Linie hast, was baust Du als erstes dann darunter? Und so unterscheidet sich das schon. Bei Vasi und mir unterscheidet sich das ganz massiv voneinander.
– V: Deswegen ist es ja auch das coole, dass einer am Ende quasi alles zusammenfügt. Dann hat man dort eine Kontrolle oder eine Stetigkeit. Wenn jeder die Songs fertigmachen könnte, würde das nicht funktionieren. Krischan ist die Endkontrolle oder die Endkreativitätsmaschine. Man gibt ihm eine Melodie und nach einer halben Stunde hast Du das Grundgerüst eines Songs. (mit einem leichten Grinsen:) Mittlerweile sind wird ja sogar so faul, dass wir ihm einen Ton schicken und sagen: „Das hier ist eine Demo“ – und dann muss er die ganze Arbeit machen. Zum Beispiel so ein „Aaaa“. Das ist meine Gesangsmelodie. Er macht einen Song daraus, und am Ende sage ich dann, dass das meine Idee gewesen sei.
Zum Abschluss hätte ich noch einige Schnell-Kurzfragen. Ich gebe Euch ein Stichwort und Ihr antwortet mit ein bis drei Wörtern:
Wasser oder Bier?
– V: Wasser
Das coolste Konzert, das Du mit einem anderen Künstler gespielt hast?
– V: In Israel, mit Tyske Ludder. Das war total geil. Das hatte auch mit dem Ort zu tun, aber auch mit den Leuten von Tyske.
– H: Das war ein Abenteuer.
– V: Das ist ein faszinierendes Erlebnis gewesen. Das war einfach Spaß.
Deine All-time Favoritenplatte/-CD?
– V: Wham – Club Tropicana. Die hab ich damals gekauft.
Gibt es einen Musiker/eine Band, die Du bewunderst?
– V: IAMX
– H: Ich bewundere heute keine Bands mehr. Ich finde Bands schön oder cool. Ich bewundere S.P.O.C.K. für das, wie sie es machen und auch einfach ihre Art. Das finde ich cool, wenn man so auf diese Art kann. Von der Musik her: Elegant Machinery, weil ich ein sehr großer SynthPop-Fan bin oder auch Rupesh Cartel, weil ich deren Produktion gern mag. Natürlich sagt jeder: Depeche Mode. Ist aber so.
In welcher Location würdest Du immer mal gern gespielt haben, hattest bisher aber nicht die Chance dazu?
– V: Ich würde echt mal gern im X-Tra in Zürich spielen. Dort haben Henrik und ich die ersten Demos gezeigt und zugehört und geschaut ob die Leute tanzen. Dort gespielt haben wir leider noch nie. Im Bergwerk zu spielen wär auch fantastisch.
CD oder Vinyl?
– V: Wenn, dann nur noch Vinyl. CDs kaufe ich schon seit Jahren nicht mehr.
– H: Ich muss gestehen, mir ist das Medium egal. Mich interessiert die Musik.
Longplayer oder EP?
– V: EP. So wie ich höre, definitiv.
– H. Ein Album, wenn es ein Konzeptalbum wäre und die Stücke ineinandergreifen.
Großes Festival oder kleine Location?
– V: 80 Prozent kleine Location, 20 Prozent Festival. Das wär ideal.
– H: Gute große Festivals, aber viele kleine Locations.
Wir sind am Ende angekommen. Vielen Dank für die Zeit, die ihr Euch für dieses Interview genommen habt.
Festivals mit Future Lied To Us:
28./29.07.2018 Amphi Festival
Future Lied To Us als Special Guest der Faderhead Night Physics Tour an folgenden Terminen:
02.02.2018 Hannover, Musikzentrum
03.02.2018 Dresden, Reithalle
09.02.2018 Oberhausen, Kulttempel
10.02.2018 Hamburg, Markthalle
16.02.2018 München, Backstage
17.02.2018 Nürnberg, Matrix
03.03.2018 Frankfurt, Das Bett
16.03.2018 Erfurt, Club From Hell