Der klassische Goth-Rock zeichnet sich unter anderem durch ganz viel Moll aus. Der Bass wird heruntergestimmt und noch vor den Gitarren zum treibenden, dominierenden Instrument. Diese agieren im Goth-Rock gegenüber anderen Rock- oder Metal-Richtungen deutlich zurückgenommener und filigraner. Es wird eher auf Akkorde verzichtet und auf Melodien gesetzt. Hinzu kommt der charakteristische dunkle und/oder klagende, in den höheren Lagen leicht brechende, heulende Gesang.
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Goth-Rock ist das verführerische Element der Düsternis, voller dunkler Erotik und sehr sexy. Er ist reine Sehnsucht und Verzweiflung, ein zehrender Sog zelebrierten, dekadenten, abgründigen Leids. Es fällt leicht sich in diesen köstlich-schmerzvollen Abyss zu werfen, denn tanzbar sind die meisten Stücke obendrein. Beinahe unweigerlich fühlt man sich wie eine dieser coolen, überirdisch schönen Figuren aus The Crow oder Only Lovers Left Alive und möchte hingebungsvoll den Mond anheulen.
Genau diese Art von Musik machen Soror Dolorosa, die den Schmerz bereits im Namen führen und jetzt mit ihrer vierten Veröffentlichung Apollo aufwarten. Damit hätte man vielleicht auch schon alles gesagt: Die französische Band Soror Dolorosa macht guten, klassischen Goth-Rock und hat ein neues Album mit Namen Apollo. Lasst uns ein Gewand aus schwerem, schwarzen Leder und Spinnweben anlegen und zu Kindern der Nacht werden.
Und das alleine wäre doch schon fantastisch genug, oder? Nicht nur, dass sich Apollo handwerklich nahezu perfekt, komplex und trotzdem eingängig vorstellt und die einzelnen Songs wie eine melancholische Reise durch Schönheit und Trauer, durch Drama und Leichtigkeit perfekt ineinander greifen. Soror Dolorosa schaffen es obendrein durch das Experimentieren mit Post-Rock-, Shoegaze-Elementen dem Goth-Rock die Frischzellenkur zu verpassen, die dieser schon seit beinahe 20 Jahren bitter nötig hat.
Exemplarisch für so viel Innovation stehen Songs wie The Night Is Our Hollow, getragen von sanft dröhnenden Keyboardflächen und verträumt, schwebenden Gitarren echot Andy Julias mehrstimmiger, ergreifender Gesang. Nicht weniger herausragend: Another Life, das alles Zeug für eine Post-Rock Hymne hat, die alle Clubs erobern könnte.
Apollo (mit einer Basslinie und ein paar Riffs direkt aus dem Goth-Rock Himmel), Everyway (mit seinem infernalen Finale) und The End (Oh welch‘ hoffnungsvoller Schmerz steckt in diesem Text?!) sind waschechte Goth-Rock und Cold-Wave-Songs, für die sich The Sisters of Mercy, The Cure oder Fields Of The Nephilim ein Bein herausgerissen hätten. Melancholie und Ruhe mischen sich mit einem einsamen Klavier und dem entfernten Lärm der Straße bei A Long Way Home. Dieses kurze Ambient-Kleinod weckt Erinnerung an dieses unbestimmt-traurige Gefühl, dass jeden schon nach einer durchfeierten Nacht beschlichen hat. DAS Highlight auf Apollo aber war für mich Golden Snake: ein düsteres, hungriges, animalisches Verlangen von einem Song, das Apollo die Krone aufsetzt.
Für all das haben sich die vier Jahre Arbeit an Apollo ausnahmslos gelohnt, in denen das Album und die Band am Album Zeit hatten zu reifen.
Apollo erscheint am 15.09.2017 bei Prophecy Productions.
Anspieltipps: Another Life, The End, Golden Snake
Tracklist SOROR DOLOROSA – Apollo:
01. Apollo
02. Locksley Hall
03. That Run
04. Everyway
05. Night is Our Hollow
06. Another Life
07. Breezed & Blue
08. Yata
09. The End
10. Long Way Home
11. A Meeting
12. Deposit Material
13. Golden Snake
14. Epilogue
Weblinks SOROR DOLOROSA:
Bandcamp: https://sorordolorosa.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/sorordolorosaofficial