Wenn es an der Zeit ist zu gehen, steht es den Scheidenden frei, ob sie sich heimlich, sang- und klanglos aus dem Staub machen oder eine spektakuläre Abschlussfeier veranstalten, die den Beteiligten noch länger in der Erinnerung bleibt. Die Musiker von Yellowcard entschieden sich für die letztere Variante. Im Rahmen ihrer finalen, ausgiebigen Welttour gastierte die Band gleich an zwei Abenden in kölschen Gefilden – einmal in der Live Music Hall (08.12.), wo sie ihr weltweit gefeiertes Erfolgsalbum Ocean Avenue in Gänze zum Besten gaben und einmal im Palladium (09.12.), in dem sich die Fans auf ein Potpourri aus den letzten 20 Jahren Bandgeschichte einstellen konnten. Erst kürzlich hatte die Band verlauten lassen, dass man nach vielen Monaten zu der Entscheidung gekommen sei, das Projekt Yellowcard im kommenden Jahr einzuschläfern. Mit dieser Tour wird nun allen Fans die Chance gegeben, sich von ihren Lieblingen gebührend verabschieden zu können. Gesagt, getan.
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Die Kenneths eröffneten einen bunten und lauten Konzertabend. Das britische Trio spielte einen sehr melodiösen, modernen old-school-Punk deren Anleihungen von Sex Pistols und Dead Kennedys nicht zu überhören waren (Meinen Dank an die Kollegin Linda Hartung für diese schöne Formulierung). Außerdem mit als Support an Bord war die schwedische Band Normandie. Im Gegensatz zu ihren VorgängerInnen gab es von ihnen Emocore zu hören, der sehr amerikanisch klang und ebenso vor einem guten Jahrzehnt seinen Erfolg gefeiert hätte. Vor allem dem weiblichen Publikum schien die Gestiken und Ansagen des Sängers zu gefallen, der sich gefühlt bei nahezu jedem Song die Seele aus dem Leib schrie. Nicht ganz mein Fall, um ehrlich zu sein.
Bevor gegen 21:30 Uhr Yellowcard die Bühne mit ihrem Klassiker Believe übernahmen, gab dem Publikum erstmal eine ominöse Stimme aus dem Off den Tipp, die Handys in der Tasche zu lassen und die Show einzig und allein mit den menschlichen Sinnesorganen wahrzunehmen. Natürlich gab es trotzdem die ein oder anderen ignoranten Menschen, die sich nicht viel um den Tipp und vor allem um die Sicht ihrer Mitmenschen scherten.
Das Set der aus Florida stammenden Band bestand, wie eingangs erwähnt, aus einem großen Rundumschlag der letzten zwei Jahrzehnte. Mit Lights And Sounds und Light Up The Sky gab es etwas aus den späten 2000er Jahren zu hören, Stücke wie Lift A Sail, Awakening, Always Summer und Hang You Up würdigten zudem die in den letzten sechs Jahren erschienenen Alben. Sänger und Gitarrist Ryan Key nutzten mehrfach im Lauf des Abends die Gelegenheit, sich bei den angereisten Fans für die jahrelange Unterstützung und vor allem diese letzte, bis hierhin größte Clubshow der Tour zu bedanken. Mit What Appears und der aktuellen bezeichnenden Single Rest In Peace wurden zusätzlich zwei Songs vom neuen Album präsentiert, die beim Kölner Publikum auf großen Zuspruch stießen.
Zwischen Keys teils längeren Monologen und den frenetischen Jubel-Echos besang das Palladium auch Songs aus dem erfolgreichsten Album und Major-Label-Debut Ocean Avenue, das ausschließlich Hits enthält und wohl dem größten Teil der KonzertbesucherInnen bekannt war. Zu Songs wie Way Away und Breathing wurde lautstark getanzt, genickt oder gehüpft während Empty Apartment ruhigere Töne anschlug. Diese ruhigeren Momente waren es vor allem, in denen Sean Mackies Violine hervorstach und den einzigartigen Sound der Band besonders gut abbildete. Mit Holly Wood Died beendete Yellowcard ein fulminantes Set vorerst, um für die beiden Zugaben Only One und Ocean Avenue ein letztes Mal die Bühne zu betreten. Während des letzten Songs konnte die Band sich abermals auf laute Unterstützung des Publikum verlassen. Nach gut zwei Stunden Livemusik war es an der Zeit, endgültig ‚goodbye‘ zu sagen. Unter lang anhaltendem Applaus verließen die Herren schließlich die Bühne.
Auch die spektakulärste Feier hat leider irgendwann mal ein Ende. Womöglich verließen viele Leute mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Konzerthalle – traurig darüber, dass es das letzte Mal war, die Band in Aktion zu sehen, aber überaus glücklich darüber, dabei gewesen zu sein. Für mich persönlich war es auch das erste Mal, dass ich die Band live erleben konnte. Ich bin ziemlich froh, die Chance genutzt zu haben. Um sie abschließend selbst zu zitieren: Rest in peace – Macht’s gut.
Setlist YELLOWCARD @ Köln, Palladium (09.12.2016):
- Believe
- Lights And Sounds
- Way Away
- Always Summer
- Five Becomes Four
- Rest In Peace
- What Appears
- Rough Landing, Holly
- Awakening
- Light Up The Sky
- Sing For Me
- Transmission Home
- A Place We Set Afire
- Lift A Sail
- Gifts And Curses
- Cut Me, Mick
- Breathing
- Hang You Up
- Empty Apartment
- Be The Young
- Holly Wood Died
- Only One (z)
- Ocean Avenue (z)
Fotos: Markus Hillgärtner
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