A Summer’s Tale – dem Namen entsprechend zeigte sich das Festival bei seiner zweiten Auflage von der Atmosphäre her von seiner besten Seite – Nur das Wetter wollte in diesem Jahr nicht bis zum perfekten Sommermärchen reichen. Den Besuchern schien das aber wenig auszumachen. Sie überbrückten den Regen mit Workshops, Lesungen oder einem Besuch im Designer Markt, wo Aussteller ihre selbstgemachten Produkte verkauften.
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Mittwoch, 10.08.2016:
Die morgendliche buddhistische Mediation scheint die positive Energie der Teilnehmer an die Sonne weitergegeben zu haben, denn am ersten Festivaltag wechseln sich Sonne und Wolken ab, die sehr kurzen Regengüsse stören die Besucher nicht, denn auf dem Festivalgelände gibt es ausreichend Unterstellmöglichkeiten. Das A Summer’s Tale zeichnet sich nicht nur durch die ungewöhnliche Lage, einer Reitsportanlage, sondern auch durch seine liebevolle Gestaltung des Geländes aus. Dies führte im vergangen Jahr bereits dazu, dass das Festival bei seiner Premiere durchweg begeisterte Besucher hinterließ. Die charmante Atmosphäre und das bunt gemischte Programm für die ganze Familie schienen sich rumgesprochen zu haben, denn in diesem Jahr hat sich das Festival ein wenig vergrößert. Doch bis jetzt schadet es dem Festival nicht. Im Gegensatz zu anderen Festivals beginnt der erste Festivaltag mit der Möglichkeit zu einer buddhistischen Meditation. In einem mittelgroßen Zelt sitzen rund 70 Leute, alle haben die Augen geschlossen und sind vollkommen entspannt. Da der Platz für alle Interessierten nicht reicht, setzten sich einige draußen hinter das Zelt, wo sich eine kleine Terrasse befindet. Erst gegen Mittag tritt auf der kleinen Waldbühne der erste musikalische Live-Act auf: Perry O’Parson. Doch sowohl er, als auch Adam French, der am Nachmittag mit seiner Band die große Konzertbühne eröffnet, müssen gegen leichte Regentropfen ansingen. Anders beim Kindertheaterstück Oh, wie schön ist Panama. Dort strahlten die Sonne und zahlreiche Kinderaugen um die Wette. Heather Nova hat ebenfalls Glück, die Sonne lacht auf den Dressurreitplatz auf dem sich die große Konzertbühne befindet. Das Schöne an dieser Tatsache: Vor der Bühne geben sich die Erwachsenen vollkommen der Musik hin, während hinten die Kinder auf dem sandbedeckten Platz spielen. Mit ihrer engelsgleichen Stimme kann die Sängerin das Wetter aber nicht gnädig stimmen. Immer mehr Wolken verdecken nach und nach den Himmel. Die reißen auch nicht auf als José González alleine auf der Konzertbühne mit seiner Gitarre sitzt und mit seiner Musik die Menschen verzaubert. Als Garbage als erster Headliner der diesjährigen Ausgabe die Bühne betreten, hat es sich leider eingeregnet. Das schadet der Stimmung allerdings nicht. Die Besucher sind für jedes Wetter gerüstet und stehen mit Regenschirmen und Regenjacken vor der Konzertbühne oder haben sich einen Platz auf der Tribüne rechts von der Muschelbühne gesichert und verfolgen begeistert den Auftritt von der Powerfrau Shirley Manson und ihrer Band mit.
Donnerstag, 11.08.2016:
Der zweite Tag steht unter keinem guten Zeichen – zumindest wettertechnisch. Doch bei den zahlreichen überdachten Veranstaltungen muss keiner nass werden. Schon früh sind viele der Besucher auf den Beinen und pilgern Richtung Luhedeck, wo zahlreiche Yoga-Workshops oder andere sportlichen Aktivitäten stattfinden. Es ist Meditationszeit! Mehr als 100 Besuchen sitzen dicht an dicht in dem Zelt und entspannen ihren Körper und Geist von der zweiten Nacht im kalten Zelt, um in den neuen Festivaltag zu starten. Das Luhedeck ist an diesem Tag ein gern besuchter Ort. Neben der morgendlichen Meditation wird Yoga Flow, eine schnellere Variante des Yogas; Yin Yoga, eine langsamere Art des Yogas bei der eine Position einige gehalten wird; Budokon Yoga, eine Mischung aus Yoga und Thai Chi. Vor allem das Budokon Yoga wärmt nicht nur den durchkühlten Körper, sondern treibt auch dem einen oder andern Teilnehmer den Schweiß auf die Stirn. Wer keine Lust auf Yoga oder keinen Platz mehr im Zelt bekommen konnte, hatte die Möglichkeit kleine Energy Balls selbst zu backen und natürlich auch zu probieren, sich im Festival-Atelier einen kleinen Holzhocker selber bauchen oder sich in die Lesung von Thees Uhlmann begeben.
Thees Uhlmann ist an diesem Tag nicht nur einmal zu sehen. Am Mittag sitzt der in der Zeltbühne und liest aus deinem ersten Roman Sophia, der Tod und ich vor. Das Zelt ist voll. Kinder und Erwachsene hören Thees zu, wie er aus seinem Debüt vorliest. Es wird viel gelacht. Das schöne ist, dass der Autor und Sänger nicht stumpf vorliest. Immer wieder schweift er ab und erzählt, wie es manch einem kleinen, unscheinbaren Satz gekommen ist. Uhlmann kommt von Vom Höckschen aufs Stöckchen und schlägt dem Publikum irgendwann vor einen Workshop zu machen mit dem Titel: „Wie koch ich Crystal Meth mit Dingen aus dem Baumarkt in unter einer Stunde.“ Wie er nun von seinem Buch zu dieser Idee kam, kann wohl keiner so richtig nachvollziehen. Uhlmann am wenigsten. Vor den letzten Teil der Lesung warnt er dann alle Eltern vor: Der Abschluss seiner Lesung ist nicht Jugendfrei.
Kurze Zeit später spielt Ben Caplan in der Zeltbühne. Das Lachen ist verschwunden. Dafür macht sich Begeisterung auf den Gesichtern der Anwesenden breit, denn der Sänger hat eine Power in seine Stimme, die muss man einfach live erleben. Im Anschluss spielen Friska Viljor und Thees Uhlmann mit Band draußen auf der Konzertbühne. Dicht an dicht mit Regenschirm und Regenjacke stehen die Besucher vor der Bühne. Von der Tribüne aus, wo die nicht so hartgesottenen sitzen, ergibt der Blick ein schönes buntes Mosaik aus Jacken und Schirmen. Besonders bei den Songs von Thees Uhlmann konnte man den Regen fast vergessen.
Als es schon dunkel geworden ist, bilden die Isländer Sigur Rós den Abschluss des Tages. Mit einer fulminanten Lichtshow und Bühnenaufbau begeistert das Trio jeden einzelnen Besucher des A Summer’s Tale Festivals. Es liegt einfach an dem Rund-um-Paket aus Sound, Lichteffekten, Gesang und Atmosphäre. Mit ihren gefühlvollen, kraftvollen und zugleich mystischen Songs erschafften Sigur Rós eine ganz besondere Stimmung auf der Konzertbühne umgeben von Wald und Wiese.
Freitag, 12.08.2016:
Der Freitag gehört ganz klar einem ganz besonderen Musiker: Noel Gallagher. Doch bevor der Sänger zusammen mit seiner Band auftritt, dauert es noch ein paar Stunden. In der Zwischenzeit gibt wieder zahlreche Konzerte, Lesungen und andere Programmpunkte, die das A Summer’s Tale zu einem ganz einzigartigen Festival machen. Zum A Summer’s Tale gehört aber auch das Essen. Auf dem gesamten Gelände stehen Food-Trucks aus der Region und ganz Deutschland. International wird es mit spanischen Tapas und traditionelle-israelischem Essen. Es ist schwer sich zu entscheiden, was es denn zum Mittag oder Abendbrot. Die Vielfalt reicht von Wildscheinbratwurst über (Süßkartoffel-)Pommes und Burger, Lachsdöner, Steinofenpizza hin zu schwäbischen Spätzle, frischen Quarkspeisen und selbstgemachten Bio-Eis. Wer mag kann sich an einem Stand sogar Käse und Brot frisch vom Bauern kaufen und auf der Grünwiese ein kleines Picknick machen. Wer es kulinarischer mag, der konnte sich im Vorfeld einen Platz im festivaleignem Restaurant sicher. Dort erwartet die Besucher an jedem Abend ein einmaliges Vier-Gänge-Menü.
Wer isst, der braucht auch Bewegung. Dafür sorgten am Freitag sowohl 17 Hippies auf der Konzertbühne, als auch Shantel & Bucovina Club Orkestar auf der Zeltbühne. Vor allem die Zeltbühne platze beim Auftritt von Shantel & Bucovina Club Orkestar aus allen Nähten. Der Balkanpop-Sound der Band brachte jeden zum Schwitzen.
Nachdem die Sonne untergegangen ist, tritt Noel Gallagher auf Bühne, vor der sich gefühlt das gesamte Publikum versammelt hat. Noel Gallagher an diesem Abend als Headliner spielt nicht nur wunderbaren Britpop von seinen Solo-Alben, die der in den vergangenen Jahren veröffentlicht hat, sondern auch hier und da hat es ein Oasis-Song auf die Setlist geschafft. Vor allem die Klassiker wie Champagne Supernova oder Wonderwall werden haltstark mitgesungen. Melancholie pur. Neben langjährigen Fans ist auch eine Truppe von jüngeren Fans des Briten im Publikum. Besser gesagt in der ersten Reihe. Zu dritt halten sie ein Banner in die Luft und als sich die Gelegenheit bieten, werfen sie ihrem Idol eine CD ihrer Band zu. Noel Gallagher, wenig begeistert, schaut sich die CD an und meckert erst einmal über das Cover, das mit Blumen geschmückt ist. Viel mehr Lob kann die Band Noel nicht entlocken, denn auch ihr Bandname Tent Connection raunzt der Sänger bloß: „Tent Connection? Was für ein beschissener Name!“ Doch der Band macht dies wenig aus. Den ganzen Abend erzählen sie mit vor Stolz geschwollener Brust, wie sie ihrem Idol eine CD zugeschmissen haben und können wir Glück kaum fassen. Die CD landet achtlos neben dem Mikrofanständer. Eine kleine Versöhnung gibt seitens Noel Gallagher dennoch: den Song Don’t Look Back In Anger.
Samstag, 13.08.2016:
Der letzte des viertägigen Festivals ist angebrochen und es scheint fast, als meine es das Wetter an diesem letzten Tag wieder gut gestimmt. Nachdem in den vergangenen Tagen die Anfrage zur morgendlichen Meditation so groß war, wurde die Meditation an diesem Tag nach draußen verlagert. Um kurz nach elf saßen die Zuschauer dieses Mal vor der großen Konzertbühne und entspannten sich, während von der Bühne sanfte Meditationsmusik schallte.
Wie auch im vergangen Jahr findet auch heute wieder ein Poetry Slam Wettbewerb in dem vier Teilnehmer ihr selbstgeschrieben Gedichte vortragen. Eine Jury bewertet das Ganze. Im diesjährigen Halbfinale standen Rita Apel und Filo. Als Sieger ging die pensionierte Lehrerin Rita Apel hervor, die mit Geschichten aus ihrem Leben als Lehrerin alle begeisterte. Viel Gelächter gab auch nur wenige Meter weiter bei den Beat Poeten, die aus ihrem Buch vorlesen und die ein oder andere Lebensweisheit, wie „Wenn keiner kaut und keiner isst, dann weißt du, dass es Techno ist“, an ihre Hörer weitergaben. Aber auch Oli Schulz, der deutsche Bono, wie er selbst sagte, unterhielt das Publikum nicht nur durch seine Musik, sondern auch durch seine gewitzte Art. Es folgten weitere Auftritte von Adam Green, dem Duo Boy und der britischen Folk-Sängerin Amy Mcdonald.
Am Samstagabend ging das zweite A Summer‘ Tale Festival mit dem Auftritt von Parov Stelar zu Ende. Mit einer perfekten (Licht-)Show konnten die Besucher noch ein letztes Mal das Tanzbein schwingen. Gegen die kühlen Temperaturen gab es an diesem Abend sogar noch Glühwein. Hoffentlich wird der im kommenden Jahr nicht gebraucht!