Einen Tag später in Köln ein ähnliches Bild. Zwar war die Schlange am Einlass auch knapp 2 Stunden vor Showbeginn bereits relativ lang, doch ist das Palladium auch gut doppelt so groß wie die Hugenottenhalle im beschaulichen Neu-Isenburg und so kann man sich noch relativ lange einen sehr guten Platz vor der Bühne sichern, ohne dass man Gefahr läuft, böse Blicke zu ernten. Das ändert sich auch heute während des Vorfilms und die Halle füllt sich zunehmends, ganz ausverkauft ist sie jedoch nicht. Dann, um Punkt 20 Uhr, ist es soweit:
„Kunst! Kunst! Kunst!“ schallt es von der Bühne und besser kann man das heutige Konzert wohl nicht beschreiben, als es Morrissey gleich zur Begrüßung im Kölner Palladium selbst tut. Wie schon am Vortag scheint der Meister in guter körperlicher Verfassung zu sein, keine Spur von den Krankheiten der letzten Monate und Jahre. Engelsgleich steht er in Blue-Jeans und mit einem weißen Hemd mit Silberstreif am Revers vor uns, bereit seinen Jüngern zu predigen und ihnen schlussendlich vielleicht die Absolution zu erteilen und sie zu erretten… aber wirklich nur vielleicht…
Schließlich ist Morrissey kein leichter Unterhaltungskünstler, sondern er ist stets auf einer Mission. Er prangert die Missstände der Gesellschaft an, allem voran natürlich beim Thema „Umgang mit Tieren“. Wenn später bei Meat is Murder Bilder aus Schlachthöfen und Co. über die Leinwand laufen, werden die freudigen Gesichter der Zuschauer erstarren und vielfach Tränen über ihre Wangen laufen. Wie schon tags zuvor wird auch in Köln jemand notärztlich zu behandeln sein, so sehr rüttelt das qualvolle Video uns auf, das mit den anklagenden Worten „What will make you care?“ endet. Auch die spanische Tradition bekommt den Zorn zu spüren. Zu Recht klagt der Mozzer mit dem Stierkampfdrama The bullfighter dies diesen tierfeindlichen „Sport“ an und bezeichnet diesen als „The shame of Spain“. Das britische Königshaus ist bekanntlich ein weiteres seiner „Lieblingsthemen“ und so lächeln uns Prinz William und seine Frau Kate bezeichnenderweise bei The World Is Full Of Crashing Bores von der Leinwand aus an oder die Queen wird später mit erhobenen Mittelfingern dargestellt.
Musikalisch steht der Abend zunächst ganz im Zeichen von Morrisseys Solokarriere, die Hits seiner früheren Band The Smiths hebt er sich wie schon in Neu-Isenburg für den Schluss auf. Doch bei solch Perlen wie Suedehead oder dem überragenden
Zur Freude vieler geht es dann mit Meat Is Murder kurz vor dem Ende noch einmal, kurz unterbrochen von Boxers, zurück in die glorreiche The Smiths Vergangenheit und hin zu einem ungemein energiegeladen
Setlist MORRISSEY @ Köln, Palladium (01.10.2015):
01. Suedehead
02. Speedway
03. Ganglord
04. Alma matters
05. You have killed me
06. Kiss me a lot
07. Reader meet author
08. Oboe concerto
09. The world is full of crashing bores
10. World peace is none of your business
11. I’m throwing my arms around Paris
12. Everyday is like Sunday
13. The bullfighter dies
14. Staircase at the university
15. Yes, I’m blind
16. I will see you in far-off places
17. Meat is murder (The Smiths)
18. Boxers
19. What she said (The Smiths)
20. The Queen is dead (The Smiths) (Z)
Fotos: Michael Gamon