Da ist er also wieder: Marilyn Manson! Gut zweieinhalb Jahre ist es her, dass Mister Warner uns mit einem Album beglückt hat. Das hieß seinerzeit Born Villain und kam bei mir zwar recht gut an, Manson wirkte auf Dauer aber vielleicht noch etwas unentschlossen. Es schien, als sei der Ruf des Schockrockers so mit ihm verbunden, dass die Öffentlichkeit immer extremere Auswüchse seiner Persönlichkeit erwartet, eine Erwartung, der er einfach nicht mehr genügen konnte oder wollte. Mittlerweile ist Manson 45 Jahre alt und es ist wohl an der Zeit, die Schockpropaganda dem Nachwuchs zu überlassen. Das hat sich der Künstler augenscheinlich auch gesagt und den zuletzt bereits eingeschlagenen Weg des Erwachsenwerdens auf dem neuen Album The Pale Emperor noch stärker vorangetrieben. Natürlich ist das Ergebnis alles andere als Standard und wirkt wieder leidenschaftlicher, persönlicher und irgendwie überlegen! Ständiges Schreien ist nicht mehr nötig, sondern wird akzentuiert genau da eingesetzt, wo es notwendig ist. Und die Coolness Mansons quillt gerade dadurch stärker denn je aus jedem einzelnen Ton, was insbesondere beim starken The Mephistopheles Of Los Angeles oder dem die reguläre Version abschließenden Odds Of Even festzustellen ist. Manson ist mehr denn je Geschichtenerzähler und das Album wirkt dadurch fast wie ein vertonter Road Movie. Schleppend dunkle Sounds mit deutlich vernehmbarem Blueseinfluss übernehmen auf The Pale Emperor mehr und mehr das Kommando, versetzen uns gefühlt in irgendeine verlassene, staubige Wüste, lassen die Lichtgestalt Marilyn Manson aber trotzdem immer wieder zu Tage treten. „We got guns, motherfuckers better run“ heißt es beim Eröffnungstrack Killing Strangers und auch wenn er es mal etwas ruhiger angehen lässt, schießt Manson noch immer scharf. Die Texte sind gewohnt sozialkritisch bis persönlich, spielen aber auch vielfach auf die griechische Mythologie an. Manson selbst sagt über die Texte, dass er nun endlich wieder in der Lage ist zu sagen, was er wirklich sagen möchte – die Lyrics treffen einfach besser den Punkt. Und auch musikalisch peitscht ein Song das erste Video Deep Six ordentlich nach vorne, während andere das Messer etwas langsamer, dafür umso tiefer in die Wunde legen. Langeweile kommt nicht auf, die Songs sind abwechslungsreich und besitzen viel Potential. Mit jedem Hördurchgang wirken sie vertrauter und entfalten nach und nach immer neue Facetten eines wiedererstarkten Rockstars.
Fazit: The Pale Emperor ist gleich zu Jahresbeginn ein Anwärter auf meine persönliche Jahres Top 10. So darf es weitergehen!
Tracklist:
01. Killing Strangers
02. Deep Six
03. Third Day Of A Seven Day Binge
04. The Mephistopheles Of Los Angeles
05. Warship My Wreck
06. Slave Only Dreams To Be King
07. The Devil Beneath My Feet
08. Birds Of Hell Awaiting
09. Cupid Carries A Gun
10. Odds Of Even
11. Day 3 *
12. Fated, Faithful, Fatal *
13. Fall Of The House Of Death *
* nur Deluxe Edition
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