2009 war das Jahr, in dem sich Sensory Gate nach diversen Remixarbeiten auch endlich mit einem eigenen Album in der Öffentlichkeit präsentierten. Ianus [Rezension] wusste zu überzeugen und auch beim NCN Festival im Folgejahr konnten sie auf sich aufmerksam machen und wurden als bester Newcomer in einer Abstimmung auch gleich für das Folgejahr eingeladen. Schon dort gab es ein paar neue Stücke zu hören, doch dauerte es knapp 5 Jahre bis mit Civisolation nun endlich der Nachfolger in den Regalen steht. Eine lange Zeit, zu lang vielleicht?
Etwas bedrohlich geht es mit Among The Dead und den Worten „Wir liegen zwischen den Toten“ auf dem Album Civisolation los, doch Max Iannuzzelli und Andrea Pozzi sind nicht gekommen um uns zu ängstigen, sondern zu mahnen und uns Geschichten aus dem Leben (City Diary) zu erzählen. Und das können Sie richtig gut, denn es funkt einfach sofort. Vielleicht wurden sie ja dabei von befreundeten Bands wie Diorama oder Klangstabil beeinflusst, auch wenn sie sich grundsätzlich musikalisch schon vom Ansatz her durchaus unterscheiden. Doch wie auch die Kollegen von Diorama kann Max mit einer sehr warmen Stimme zu einem, oft melancholisch, groovenden Sound überzeugen. Domino Effect ist hier bester Beweis eines perfekten schwarzen Hits, dessen treibender Rhythmus uns voll für sich einnimmt und den ich gerne verstärkt in deutschen Tanztempeln hören würde. Wie schon bei ihrem Debütalbum klingen die hier präsentierten Songs in sich atmosphärisch sehr dicht und trotzdem auch auf Albumlänge abwechslungsreich, wofür u.a. Songs wie das mit rituellen Beats vorangetriebene Mercy oder ein Song wie Slash sorgen, der mit rhythmischen (Dubstep-) Beats zum Tanzen statt Träumen einlädt. Und auch das elektronisch instrumentierte Kyrie (Prayer For The Lost) weckt nicht nur durch seinen Namen Assoziationen, denn Sensory Gate lassen hier als Albumabschluss tatsächlich religiös anmutenden Gesang und Sound in ihre moderne Art des Düsterpops einfließen. Zu erwähnen wäre noch der Titeltrack Civisolation, der sich wie ein roter Faden über das Album legt und dessen Grundtenor sich mit der Gefahr der Insolation in der Umgebung von vielen beschäftigt. Mahnend schreibt die Band dazu passend im Booklet: „Don’t isolate yourself – get out, open your eyes and free your mind“… und ich möchte ergänzen „wo man dann schon einmal draußen ist, sollte man sich auch gleich noch ein Exemplar von Civisolation besorgen, um den Spirit voll aufzunehmen…“.
Wir haben Sensory Gate in den letzten Jahren vermisst, doch entschädigt Civisolation für diese Zeit der Ruhe. Das zweite Album gilt oft als ungleich schwerer als das Debüt, diese Herausforderung haben sie gemeistert und nun darf die Zeit bis zum dritten Album ruhig etwas kürzer ausfallen. Bis dahin wird Civisolation ein schöner Soundtrack des Lebens sein…
Tracklist:
01. Among the Dead
02. Domino Effect
03. City Diary
04. Mercy
05. Slash
06. Truth & Illusion
07. Civisolation
08. Never
09. Out of Control
10. Invictus
11. Kyrie (Prayer for the Lost)