Nachdem es lange Zeit ruhig um den NDW-Helden Joachim Witt geworden war, schöpfte dieser in den vergangenen Jahren zur Freude seiner Fans endlich wieder aus dem Vollen und bespielt in diesem Jahr im Rahmen seiner Neumond-Tour die Bühnen der Republik, im Gepäck seinen Ziehsohn Andreas Stitz – aka Leichtmatrose.
Letzterer setzt an diesem Abend mit seiner gut gelaunten Band um 19 Uhr verhältnismäßig früh den Startschuss, findet sich aber dennoch vor einigen vorfreudigen Fans wieder. Bei fast vollkommener Dunkelheit erklingen die ersten wabernden Töne von Der einsame Astronaut und obgleich wir hier und heute alles andere als einsam sind, berührt die mitschwingende Melancholie unseren empathischen Kern. Und um uns nicht lange in dieser Emotionalität schwelgen zu lassen, treiben wir schon bald weiter durch zarte Poplandschaften, stets mit Sinn, Verstand und Herz.
Setlist Leichtmatrose:
01. Der einsame Astronaut
02. Dalai Lama
03. Sexi ist tot
04. Ich hab’ dich bloß geliebt (Stephan Sulke Cover)
05. Reingelegt
06. Jonny fand bei den Sternen sein Glück (Anders sein)
07. Hier drüben im Graben
Nach einer kurzen Umbaupause wird es dann wieder beinahe stockfinster auf der Bühne und sphärische Klänge umschmeicheln das Ohr, bevor die Stimme Joachim Witts zu Neumond erklingt – der perfekte Opener für diesen Abend. „Wer fügt sich schwer dem Herdentrieb? Wer fällt schon gerne durch das Sieb? Wer ist der Klotz mit Muttermal? Der Schüchterne mit Seelenqual?… Ich glaube, das bin ICH!“ Wenig später steht der Meister dann selbst auf der Bühne und die freudige Spannung entlädt sich in einem sich überschlagenden Jubel. Nahtlos angeknüpft wird mit weiteren Krachern des aktuellen Neumond, mit dem Witt sichtlich einiges an neuen Fans dazu gewinnen konnte, die hier und heute die Texte wie aus dem Effeff mitsingen und ihr Gefallen lauthals bekunden. Neben den berauschenden, treibenden Sounds und der emotionsbeladenen Textung schaffen auch Licht- und Nebeleffekte einiges an Stimmung, wie beispielsweise bei Mein Herz, bei dem die Bühne in rotes Licht gehüllt und von Nebelschwaden überwabert wird. Und da wir heute das umfang- und abwechslungsreiche Repertoire des Altmeisters scheinbar von hinten aufrollen, reihen sich Songs wie Gloria oder Königreich nahtlos ins Set ein, bevor wir zu alten Klassikern überschwenken. Zwischendurch hält Joachim immer wieder die eine oder andere Anekdote bereit und sorgt damit für den einen oder anderen Schmunzler.
Obwohl die neuen Songs bei der Menge ausgesprochen gut live ankommen, sind es vor allem die altbekannten Klassiker, die die Stimmung abermals anheben. Ob Das geht tief, das Silly Cover Bataillon D’amour oder das Witt-Heppner-Duett Die Flut, das Witt heute alleine darbieten muss (schade eigentlich! Das wäre doch eine gelungene Überraschung gewesen, wenn Musikerkollege Peter plötzlich auf der Bühne stünde)… jeder Ton schlägt ein wie eine Bombe und sorgt für wahre Höhepunkte. Dass das lange noch nicht alles ist, wird klar, als wir den Herren auf der Bühne nach dem Hauptset noch Smasher wie Eisenherz, Goldener Reiter oder Tri Tra Trullala (Herbergsvater) entlocken können. Ein wirklich krönender Abschluss! L’Allemagne: douze points!
Setlist Joachim Witt:
01. Neumond
02. Aufstehen
03. Die Erde brennt
04. Mein Herz
05. Es regnet in mir
06. Bis ans Ende der Zeit
07. Ohne dich
08. Spät
09. Dein Lied
10. Gloria
11. Königreich
12. Das geht tief
13. Bataillon D’amour (Silly cover)
14. Die Flut
15. Supergestört und superversaut (Z)
16. Eisenherz (Z)
17. Goldener Reiter (Z)
18. Tri Tra Trullala (Herbergsvater) (ZZ)
Fotos: Michael Gamon