Welle: Erdball zog ein breites Publikum in den Anker, von Jung bis Alt, von Gothic bis Normalo, Minimal-Elektronik-Fans und leider auch einen rücksichtslosen Pogomob. Die Moderatoren Honey, A.L.F., Frl. Venus und neu dabei Lady Lila gaben wie immer alles für Ihr Publikum. Natürlich muss auch das fünfte feste Bandmitglied mit erwähnt werden, der Commodore 64, ohne den es einfach nicht den typischen Welle: Erdball-Sound gäbe. Allerdings bekommt der Commodore 64 im neuen Album Konkurrenz von anderen Klangerzeugern wie dem MB Senso, Nintendo DS, Theremin und dem Casio VL-1.
Gespannt war man nicht nur auf die neue Bühnenshow zum neuen Album, sondern auch auf die neue Moderatorin Lady Lila. Trotz kurzer Vorbereitungszeit hat sich Lady Lila gut in die Gruppe integriert und war textsicher – auch bei älteren Songs. Teilweise war sie noch etwas zurückhaltend und sehr konzentriert. Diese Anspannung löste sich aber nach einiger Zeit. Welle: Erdball lassen nicht nur die Roboter tanzen, sondern auch die Fans im Anker!
Wer Welle: Erdball-Konzerte kennt weiß, dass eine Vorband völlig überflüssig ist.
Welle: Erdball unterhalten ihr Publikum einen ganzen Abend lang allein und das mit 200%!
Im ersten Step wurde das neue Album performt und nach einer kurzen Pause gab es das gewohnte Wunschkonzert.
Es ging pünktlich nach dem mehrmaligen Runterzählen des Countdown 20:30 Uhr mit dem Intro los:
„Hallo, hier spricht Welle: Erdball, Symphonie der Zeit, aus dem Äther schwingt und schwillt sie in die Ewigkeit.“ Ein stimmungsvoller Einstieg in den Abend.
Als erstes kamen Frl. Venus und Lady Lila unter tosendem Beifall im hautengen Roboteroutfit und Robotermaske auf die Bühne. Ein echter Blickfang für die Herren. Als A.L.F und Honey, ebenfalls mit Robotermaske bekleidet, die Bühne betraten, gab es kein Halten mehr für die Fans. Passend zum ersten Lied Die Roboter bewegten sich die Akteure in Robotermanier mit minimalistischen abgehackten Moves.
Die Masken wurden für Das Passwort gelüftet und zum Vorschein kam eine weitere Maske, in Art einer Leiterplatte / Computerplatine. Das Publikum in der ersten Reihe war selbst bei den neuen Liedern schon textsicher und sang fleißig mit.
Spätestens beim dritten Lied Computersex gerieten auch die hinteren Reihen in den Tanzmodus. Kein Wunder, dieser computerstimmenverzerrte Sound ist ein typischer Welle: Erdball-Song.
Da bleibt kein Bein still stehen.
Passend zu Herzschlag-Alarm kamen die Moderatorinnen im Fifties-Petticoat-Kleid und Herzsonnenbrille auf die Bühne. Hier passen die Outfits der Damen immer zur Musik, was auch mal erwähnt werden muss. Lady Lila konnte sich zum ersten Mal solo auf der Bühne präsentieren, was ihr auch gut gelungen ist. Der Sound tendiert ein wenig Richtung Schlager, aber die Stimme passt gut in das Konzept.
Mit dem Flipperkönig kam dann wieder mehr Bewegung in die Massen. Ein Lied, was Laune macht und den Akteuren steht die Freude beim präsentieren ins Gesicht geschrieben.
Weiter ging es mit Mensch gegen Maschine: Ein Song, der an die Neue Deutsche Welle erinnert und mit einem guten Text daherkommt. Ohne Unterlass wurde unter Anderem zu Des Wahnsinns fette Beute, Die Liebe der 3. Art (neu interpretiert von Lady Lila), Gib mir meine Zukunft, Vielen Dank für die Information, Mimikry (MB Senso-Sound) und letzten Endes Tanzmusik für Roboter weiter getanzt.
Für Die Gedanken sind frei fordert Honey das Publikum zum Mitsingen auf, welches auch ohne Zögern mit einstimmt und dem Saal eine schöne Atmosphäre verleiht. Das neue Album und die Bühnenshow kamen sehr gut bei den Fans an. Die Band verabschiedet sich für eine kleine Raucherpause und die Moderatorinnen nutzen die Zeit zum Kleiderwechsel.
Danach geht es mit dem bekannten Wunschkonzert weiter. Frl. Venus zieht die Wunschzettel der Gäste und es “geht ab” mit alten bekannten Songs.
Als erstes kommt 23, welches sich als Opener für die zweite Runde perfekt eignet, da der C-64 jetzt 32 Jahre alt geworden ist und die Spiegelzahl davon ist 23!
Mit den alten Liedern trat allerdings auch ein Publikum in den Vordergrund, welches ohne Rücksicht auf Verluste zu pogen begann (wie auch schon zum WGT 2013). Nach kurzer Zeit hatte diese Gruppe die Hälfte des Ankers in Beschlag genommen. Das trübte etwas die Stimmung der anderen Fans, zumal man sich nicht mehr zu 100 % auf das Konzert konzentrieren konnte und die Security auch nicht der Meinung war, hier etwas unternehmen zu müssen. Das war sehr schade.
Sicherlich sind die gespielten alten Lieder alle Highlights, dennoch gab es einige Lieder die man live nicht so oft zu hören bekommt. Zu erwähnen wäre Die falsche Front, Die Moorsoldaten und Contergan. Bei Schweben, Fliegen und Fallen werden auch wieder riesige weiße Luftballons in das Publikum geworfen, die Fahnen geschwenkt und die Laserpistolen kommen zum Einsatz bei Hoch die Fahnen, die 8mm-Kamera wird herausgeholt bei Super 8 und Honey lässt die Papierflugzeuge in das Publikum fliegen bei Starfighter F-104G.
Zwischendurch wurde noch Pong gespielt, das weltweit erste populäre Videospiel welches 1972 von Atari veröffentlicht wurde. Das Publikum musste mit der Lautstärke den Cursor steuern. Dabei erzielten die Leipziger gegen den Computer sogar 2 Punkte und hielten ganze 57sek durch – Eine gute Gelegenheit sich vom Tanzen kurz auszuruhen.
Fazit: Ein Welle: Erdball-Konzert muss man live erlebt haben, man wird auf keinen Fall enttäuscht! Gute 3½ Stunden lang geben sie alles für das Publikum und man merkt ihnen keine Müdigkeit an. Es wird eine vielfältige Bühnenshow mit vielen Aktionen geboten und man kann auf alle Fälle abtanzen. Das neue Album ist meiner Meinung nach gut gelungen und knüpft an die Erfolge der alten Alben an. Monoton und Minimal geht es voran, und hoffentlich noch sehr lange.
Setlist Welle:Erdball:
01. Welle: Erdball (Intro)
02. Die Roboter
03. Das Passwort
04. Computersex
05. Ich hab’ Dich im Netz gesehen
06. Computerklang
07. Herzschlag Alarm
08. Der Flipperkönig
09. Mensch gegen Maschine
10. Des Wahnsinns fette Beute
11. Die Liebe der 3. Art
12. Gib mir meine Zukunft
13. Vielen Dank für die Information
14. Ich mach mich schön
15. Mimikry
16. Die Gedanken sind frei
17. Tanzmusik für Roboter
— 10 min Pause —
18. 23
19. Graf Krolok
20. Das Alphatier
21. Ich bin nicht von dieser Welt
22. Super 8
23. Feuerwerk
24. Telefonsex
25. Deine Augen
26. Die falsche Front
27. VW Käfer
28. Schweben, fliegen, fallen
29. Die Moorsoldaten
30. Arbeit adelt
31. Pupee de circe
32. Hoch die Fahnen
33. Starfighter F-104G
34. Und es geht ab (C-64)
35. Contergan
36. Wo kommen all die Geister
37. Elektrosmog (Z)
38. Lass uns ein Computer sein (Z)
39. Monoton und minimal (Z)
40. W.O.L.F. (ZZ)
41. Es geht voran (ZZ)
Fotos: Danny Sotzny