Der Innenraum der LANXESS Arena war komplett bestuhlt, sodass die rund 8‘000 anwesenden Zuschauer einen bequemen Platz finden konnten. Für einen besseren Überblick auf das Geschehen auf der Bühne sorgten zwei Videoleinwände, die bei einer Halle dieser Größenordnung durchaus ihre Berechtigung hatten.
Pünktlich um acht Uhr ging das Saallicht aus und Ina Müller, ihre Band und Background-Sängerinnen betraten die Bühne, waren jedoch vorerst nur als Schatten auf einem die Bühne verdeckten Vorhang zu erkennen. Dieser konnte in einzelnen Bahnen hoch gezogen werden und diente im weiteren Verlauf des Abends als Projektionsfläche für Hintergrundbilder.
Ina Müller Konzerte sind keine klassischen Konzerte, dafür redet sie zu viel. Vielmehr ist es Kabarett mit Band, denn zu nahezu jedem Song präsentiert Ina Müller eine Geschichte. Der Umfang der Hintergrundgeschichte oder Einleitung eines Songs kann durchaus die Länge des eigentlichen Liedes überschreiten, ohne dass dem Publikum langweilig wird. Inas Erzählungen sind durchweg witzig, charmant, unterhaltsam und kommen mindestens so gut an wir ihr Gesang. Es ist das Gesamtpaket „Ina“ was den Reiz ausmacht, denn auf der Bühne wirkt sie sehr natürlich und man sieht ihr den Spaß förmlich an. Dieser Spaß breitete sich schnell in der LANXESS Arena aus und steckte die Zuhörer an.
Thematisch bewegte sich Ina bevorzugt im Bereich Sex und alte Säcke, wobei sie explizit darauf verwies nicht den Ausdruck „bumsen“ zu verwenden, immerhin sei dieser aus den 80er Jahren. Egal ob sie einen Herren aus der ersten Reihe aus der Nähe betrachtete (um einen Zeitungsartikel zu überprüfen, der behauptete Frauen können Männern Untreue ansehen) oder über das energetische Nutzenpotential von den Hitzewallungen aller Frauen in den Wechseljahren philosophierte, das Publikum war stets begeistert.
Neben den essentiellen Fragen („Hat die einzige Technikerin in ihrer Crew Sex im Tourbus?“, „Wie ist es, wenn Männer alle 20 Sekunden an Sex denken?“) klärte Frau Müller auch ein wenig über das Älter werden auf und gab Schönheitstipps. Wer ohne BH die Zähne putzt startet beispielsweise besser in den Tag, weil die hängenden Brüste die Falten aus dem Gesicht ziehen und das Spiegelbild besser aussieht. Doch es gab nicht nur hilfreiche Tipps: Entrüstet musste sie sich über die lokalen Verantwortlichen beschweren, die sich erdreisteten ihr Management anzurufen um zu fragen, ob sie ein Geländer an den wenigen Stufen vor der Bühne benötige. Immerhin werde wohl kaum Helene Fischer nach einem Geländer gefragt.
Doch nicht nur Inas witzige Seite konnte an diesem Abend überzeugen. Sowohl Band als auch Sängerin lieferten einen astreinen Sound ab. Gespielt wurden neben brandaktuellen Songs von 48, wie beispielsweise Sie schreit nur noch bei Zalando oder Teenager, auch ältere Stücke wie Dumm kickt gut.
Es war ein kurzweiliger Abend mit Ina Müller, die humorvoll Aspekte des Älterwerdens aufzeigte, über die sonst eher nicht gesprochen wird. Die kecke Blondine nahm kein Blatt vor den Mund und konnte sowohl gesanglich als auch kabarettistisch überzeugen.
Fotos: Markus Hillgärtner