Vorige Woche war es dann endlich soweit, Zazie war mit ihrer Cyclo-Tour in Belgien angekommen und machte in Brüssel halt, im Forest National um genau zu sein. Trotz des Brüsseler Verkehrs waren wir so pünktlich, dass wir sogar noch ein Baguette zur Stärkung essen konnten und trotzdem zum Konzertbeginn in der Halle saßen. Auf unseren Plätzen, direkt hinter dem Mischpult, uneingeschränkter Blick auf die Bühne, perfekt!
Und perfekt war auch das, was sich dann auf der Bühne abspielte… Meine Notizen am Abend selber waren nur wenige Worte, Wärme, Würde, Herzlichkeit. Es war ein warmes Konzert, ein Konzert, wie gemacht für die Adventszeit. Die Bühne war überwiegend in warme Farben getaucht, Rot, Violett, ein dunkles Orange. Cyclo ist ein warmes, ruhiges Album, das schon ein wenig anders klingt, als zum Beispiel Rodéo oder Totem. Und so wurde es auch eine etwas andere Show, als ich es von den DVDs kannte.
Wenn man das erste Mal ein Konzert eines Künstlers besucht, den man bereits viele Jahre bewundert, dann ist jedes Lied ein Fest. Auf jedes dieser Leider hat man schließlich schon einige Jahre, ein meinem Fall 7 Jahre, gewartet. Deshalb fällt es mir auch schwer, jetzt einzelne Songs hervorzuheben, deshalb versuche ich es lieber mit Momenten:
Adam & Yves schon von 2002, aber wenn man sich die Demonstrationen gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Frankreich noch in diesem Jahr in Frankreich anschaut, leider immer noch aktuell.
Ungefähr in der Mitte des Konzerts gibt es ein kleines Medley von Altbekanntem, allerdings als Calypso, Samba de Brazil-Medley. Die Band steht mit ihren Calypso-Trommeln am Bühnenrand und Zazie tanzt und singt um sie herum. Es war der 6.12., also Nikolaus und so trugen alle eine sogenannte Mitra. Und da Nikolaus war, fing das Publikum plötzlich an, Nikolaus-Lieder zu singen. Calypso-Nikolaus in Brüssel! Zazie ließ es sich auch nicht nehmen, eine Wanderung durch das Publikum zu unternehmen, als Illustration für eine Geschichte, von der ich leider viel zu wenig verstanden habe… Wo sind meine Französischkenntnisse wenn ich sie mal brauche und warum spricht die Frau schneller, als ich denken kann?
Ein weiterer dieser Momente kam direkt im Anschluss, Chanson d´Ami begonnen am Bühnenrand auf kleinen Synthesizern, beendet in voller Bandbesetzung und laut. Mit La Dolce Vita, Je suis une Homme und Rodéo folgten dann noch einige Hits, bevor es dann schon viel zu bald zu Ende war. Es kamen noch zwei Zugaben, unter anderem mit Rue de la Paix, aber ich wäre auch mit zwei Stunden nicht zufrieden gewesen. Und das ging nicht nur mir so.
Am Anfang des Konzerts war ich noch ein wenig skeptisch, ob die eher ruhigen Songs von Cyclo die gleichen enthusiastischen Reaktionen von Seiten des Publikums hervorrufen würden, die ich von den DVDs kannte. Meine Sorge war sowas von unbegründet, das Publikum klatschte, tanzte, tobte und sang. Davon können sich Düsseldorf und Köln jeweils eine Scheibe abschneiden und es bleibt genug Begeisterung für ein wirklich außergewöhnliches Konzert übrig.
Oh, ich habe noch zwei Notizen erwähnt, aber nicht erklärt: Herzlichkeit, Zazie versprüht auf der Bühne eine solche Herzlichkeit, ich verstehe nicht viel Französisch, aber wer braucht Worte, wenn man Blicke hat? Sie erzählt Geschichten, scherzt mit dem Publikum, tanzt für das Publikum, singt für das Publikum, das ihr zuhört.
Dabei strahlt Zazie eine solche Würde aus, eine unglaublich attraktive Frau mit einer gewaltigen Stimme, dass man nicht anders kann, als ihr zuzuhören und man sich vornimmt, sein Französisch für das nächste Konzert endlich mal wieder aufzufrischen.
Würde ich noch mal nach Brüssel fahren? Jederzeit!
Autor: Andras Viehoff
Fotos: Frank Güthoff