SALTATIO MORTIS & VERSENGOLD – Köln, Live Music Hall (07.11.2013)

SALTATIO MORTIS & VERSENGOLD - Köln, Live Music Hall (07.11.2013)
Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

Objektiv betrachtet ist die Idee, sich abends mitten in der Woche mit dem Auto durch den Kölner Verkehr und im Anschluss durch strömenden Regen zu kämpfen, ziemlich irrsinnig. Sinn ergibt dieses Vorhaben nur dann, wenn wie am 07.11. Saltatio Mortis und Versengold zum Tanze in der Live Music Hall laden und diesem Aufruf von einer Vielzahl feierwütiger Fans nachgekommen wird. ??

SALTATIO MORTIS & VERSENGOLD - Köln, Live Music Hall (07.11.2013)Den Startschuss setzen an diesem Abend die Herren von Versengold, die dafür sorgen, dass die doch recht volle Halle schnell auf Betriebstemperatur fährt. Für die gut gelaunte und mit ihrem mittelalterlichen Charme sehr mitreißende Kombo ist es ein Leichtes, hier und heute auf voller Linie zu punkten. Mit dem folkig-eindringlichen Paules Beichtgang oder dem Hanseaten-Smasher Ich und ein Fass voller Wein, bei dem die Menge das Meer mit rauschenden Bewegungen imitiert und absolute Textsicherheit beweist, treffen sie voll ins Schwarze. Ganz deutlich zu merken ist, dass hier erfahrene Mittelalterrock-Fans im Allgemeinen und Saltatio Mortis-Fans im Speziellen am Werk sind, denn die Stimmung ist bereits um 20:15 Uhr um Welten besser als jedes abendliche Programm vor dem heimischen Fernseher und so gut wie bei manch anderen Konzerten nicht einmal am vermeintlichen Höhepunkt. Gemeinsam schwingt man das Tanzbein und vergisst auf einmal den Regen, die tiefen Pfützen und das öde Herbstgrau. In der stickigen Bude tobt eine Wahnsinns-Party, die heute Abend keine Grenzen kennen wird.

??Die Luft in der angeheiterten, überhitzten Live Music Hall wird merklich immer dünner. Die Fans fiebern dem Beginn der Show entgegen und werden immer ungeduldiger, während sie dem übermannenden, mächtigen Intro lauschen. Doch dann werden wir endlich von den Spielleuten erlöst. Unter Jubel stürmen die Herren mit ihrem Schwarzen Einmaleins im Gepäck auf die Bühne, legen mit dem Opener Früher war alles besser stark los und katapultieren die Stimmung ohne Umwege in die höchsten Höhen. Und ich gebe Alea recht, wenn er diese Zeilen singt, doch wenn man sich so umschaut, kann man nur eines feststellen: heute ist alles bestens! In diesem Moment ist alles perfekt und ist es nicht genau das, was eigentlich zählt? ?
SALTATIO MORTIS & VERSENGOLD - Köln, Live Music Hall (07.11.2013)Die selbsternannten Lehrer des Schwitzens geben wie gewohnt alles und hauen einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel, natürlich einige Stücke vom aktuellen Album Das schwarze IXI, aber auch alte Bekannte wie Tritt ein, Worte, Koma oder Prometheus sind mit von der Partie. Und während Alea die Menge immer weiter anheizt und selbst auch kaum still stehen kann, hält Lasterbalk wieder die eine oder andere Geschichte für uns parat. Ob es nun die Kritik gegen bedingungsloses Wachstum ist, bei der wir während Wachstum über alles gemeinsam gegen eben dieses aufstehen, oder die folgenreiche Enthüllung des Sandmännchens, das in Wirklichkeit ein über Leben und Tod entscheidender Dämon ist, … Saltatio Mortis singen über das, was sie bewegt, und ihre Botschaften kommen, egal ob sprachlich phantasievoll verschlüsselt oder faktisch auf den Punkt gebracht bei jedem hier an. Musik mit Spaß, Lust und Verstand…das ist es, was die Fans so sehr lieben und heute hemmungslos zelebrieren. ?
Doch jeder Spaß, jede noch so wohltuende Freude soll irgendwann ihr Ende haben. So schnell dann aber doch nicht, denn die energiegeladenen Herren lassen sich noch mal von hinter den Kulissen auf die Bühne locken. Mit Songs wie Rastlos, bei dem sich Alea über ein Meer aus Händen durch die Halle tragen lässt, dem beliebtem Eulenspiegel, bei dem schlussendlich noch einmal die ganze Halle gemeinsam singt und tanzt und nicht zuletzt mit dem alles umfassenden Spielmannsschwur bekommen wir kurz vor Schluss noch einmal ein paar ganz besondere Perlen geliefert. Und auch wenn ich persönlich ein paar Stücke wie Salome oder Wir säen den Wind vermisse (ich finde ja, dass die Auftritte mit jedem neu veröffentlichten Album mindestens jeweils 20 Minuten länger werden sollten, damit ALLE Kracher im Programm bleiben können… ok, frommer Wunsch, ich weiß^^), war dieser Abend in der Live Music Hall wieder einmal so rund und gelungen, wie ihn nur Saltatio Mortis abzurunden vermögen.
?

Setlist Saltatio Mortis:
?01. Früher war alles besser
?02. Idol
?03. Tritt ein?
04. Der Kuss
?05. My Bonny Mary
?06. Worte
?07. Wachstum über alles
?08. Koma?
09. Der Sandmann
?10. Satans Fall
?11. Nur ein Traum?
12. Ode an die Feindschaft
?13. Habgier und Tod?
14. Hochzeitstanz
?15. Krieg kennt keine Sieger
?16. Sündenfall
?17. IX?
18. Prometheus?
19. Rastlos (Z)
?20. Orpheus (Z)
?21. Eulenspiegel (Z)
?22. Spiel mit dem Feuer (ZZ)?
23. Spielmannsschwur (ZZ)??

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos-Sektion
(Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder
direkt durch Anklicken der Fotos.



Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon (Versengold: Matthias Irrgang)

Autor