Mit Gitarre und Bass bewaffnet geht es auf der kleinen Bühne des Luxor los, das Publikum ist zahlreich erschienen und hängt von der ersten Sekunde an fest an Eds Lippen. Der Künstler selbst gibt sich –wie auch sein Mitstreiter- sehr bodenständig, lächelt viel und wirkt so dermaßen sympathisch, dass man fast vergessen könnte, was für eine Rockgröße da vor einem steht.
Mit All Over You und The Distance führen uns gleich zwei Live-Songs in den Abend ein und die Stimmung ist schon jetzt richtig klasse. Das Publikum ist begeistert, singt mit und feiert die beiden Musiker ausgiebig. Immer wieder unterbricht Ed das Set um kleine Anekdoten zu seinen Songs zum Besten zu geben. So erfahren wir, dass Ed großer U2 Fan ist und der Song The Great Beyond dem Soundtrack zum Film Killing Bono entstammt, der sich mit den Anfangstagen der irischen Band befasst. Außerdem ist Ed (natürlich) großer R.E.M. Fan und dementsprechend sehr geehrt, dass R.E.M.-Gitarrenlegende Peter Buck an insgesamt 9 Tracks des aktuellen Albums mitgewirkt hat. Beim jetzt folgenden All That I Wanted spielt er auf dem Album Mandoline und die heutige Akustikversion kommt fast ebenso gut an, wie das nachfolgende The Dolphins Cry, das eindrucksvoll die Klasse der Musiker (und des damaligen Songwritings) unter Beweis stellt. Das Publikum ist nun völlig aus dem Häuschen und das soll ja schließlich auch so bleiben und so entführt uns Ed nach Angels On A Razor zurück in die Zeit der viel größeren Handys und stimmt mit Selling The Drama den vielleicht größten Hit der Band an. Unnötig zu erwähnen, dass dies die Begeisterung noch einmal steigert und auch Seven, die erste Single des neuen Albums, viel Applaus erhält.
Jetzt gehen wir ganz weit zurück, denn Pain Lies On The Riverside ist einer der ersten Songs von Ed überhaupt. Er schrieb ihn mit 19 Jahren und als er ihn hörte dachte er „das ist echt gut, vielleicht schreibe ich irgendwann noch einen weiteren Song“, was er zu unserem Glück dann auch tat! Und weiter geht’s in der großen Rock-Historie und zwar mit einer Geschichte zum ersten Mal, dass Ed es mit seiner Musik in ein Magazin geschafft hat: Es war im Rolling Stone und auf dem Cover befand sich niemand Geringeres als Bruce Springsteen. Beide begegneten sich später und bekundeten ihre gegenseitige Anerkennung für die Musik des anderen. Und als Verbeugung vor dessen Lebenswerk covert Ed Kowalczyk auf der aktuellen Tour den Boss mit einer starken Version von I’m On Fire. Letzter Song des Mainsets ist ein weiterer Live-Kracher: I Alone wird von der ersten Silbe an mitgesungen und zum Teil übertönt das Publikum den Performer sogar, so dass er ihnen von da ab einen Großteil der Gesangslinien überlässt.
Wer jetzt dachte, das Konzert neige sich bereits dem Ende zu, sieht sich getäuscht, denn es folgen noch insgesamt 7 Zugaben in zwei Blöcken und auch diese haben es in sich, umfassen sie doch u.a. die wunderbaren Lightning Crashes und The Beauty Of Grey bevor die beiden endgültig die Bühne verlassen und ein restlos begeistertes Publikum zurücklassen. Tolle Musik von damals und heute, sympathische Künstler und eine grandiose Stimmung, was möchte man mehr?
Autor & Fotos: Michael Gamon