Preview : Das WESTEND FESTIVAL 13 bietet Rockiges für jeden Geschmack!

Preview : Das WESTEND FESTIVAL 13 bietet Rockiges für jeden Geschmack!
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Das Westend Festival 2013 steht in den Startlöchern und alles deutet auf einen vollen Erfolg hin, denn mittlerweile sind die Tage 2 und 3 längst ausverkauft, für den Eröffnungstag gibt es aber noch einige Restkarten. Wir geben euch einen kleinen Überblick über das, was es in Dortmund zu erleben gibt:

Donnerstag, 03.10.2013:
Baroness, Long Distance Calling, The Ocean

Das war haarscharf. Der Unfall hätte auch Leben kosten können.
Doch Baroness aus Savannah/Georgia und ihre Crew hatten Glück im Unglück, als ihr
Bus Mitte August 2012 in England von einer Brücke stürzte. Tiefe Narben hinterließ der
Absturz nicht nur an der Oberfläche, sondern auch auf der Psyche der beteiligten Musiker.
Nach einer langen Therapie hat Band-Mastermind John Dyer Baizley die Gewalt über seinen schwer
verletzten linken Arm zurück. Nachdem er mit der Akustikgitarre und einigen Coversongs von
Townes van Zandt bis Gram Parsons kürzlich durch die Lande tourte, feierte er jüngst mit
Baroness ein phänomenales Comeback in den USA. Besetzt mit einer neuen Rhythmusgruppe
werden Baizley und sein Gitarre/Gesangs-Mitstreiter Pete Adams erstarkt zurückkehren,
um das Material von "Red Album", "Blue Record" und
"Yellow & Green" zu präsentieren. Das bedeutet: grandios ausgearbeitete
Prog-Rock-Metal-Hymnen in einer vollmundigen, angenehm unprätentiösen Darbietung.

Sollten Long Distance Calling tatsächlich noch kein Begriff sein:
"Satellite Bay", das Debüt von 2007 kam zum richtigen Zeitpunkt.
Instrumentaler Postrock stand kurz vor der großen Welle – und die Band
aus Münster/Dortmund/Freiburg beherrschte das Laut/Leise-Spiel mit der
nötigen Dynamik und mitreißenden Arrangements. Seitdem sind die fünf
Bandmitglieder einen weiten Weg gegangen, haben viele Touren gespielt,
bestachen in tollen Support-Slots und haben sich auf den bereits drei
nach dem Debüt folgenden Alben stetig weiterentwickelt. Vieles hat
Einzug in den Sound der Band gehalten. Elektronische Spielereien und
Synthesizer-Teppiche, Progrock, 70s-Hardrock-Hooks und gelegentlich
sogar Gesang. Vor zwei Jahren war die Band schon mal zu Gast auf dem
Westend Festival – als Support für Bohren & Der Club Of Gore und Mogwai.
Aber zu dem Zeitpunkt hatten sie natürlich nicht das starke Material
ihres im März erschienenen Albums "The Flood Inside" dabei.

Für ihren Auftritt beim Westend wird die Band aus der Not eine Tugend
machen: "Wir freuen uns ein weiteres Mal beim VISIONS Westend dabei zu sein. Da
unser Sänger Marsen an dem Tag verhindert ist, werden wir ein Special
Instrumental Set spielen. Wir haben ein paar gute Freunde eingeladen die
uns an diversen Instrumenten (Percussions/Kai Brinckmeier, Turntables/DJ
Coolmann von Fünf Sterne Deluxe, Piano/Florian Steppke etc.)
unterstützen. Es werden also Songs gespielt, die man bisher so nicht von
uns gehört hat und wir nutzen sicherlich auch die Chance, um euch etwas
komplett neues zu präsentieren. LDC"

The Ocean
werden sich am 3. Oktober mit Baroness und Long Distance
Calling
die Bühne teilen und dort für die richtige Mischung aus
Metal-Riffs und Post- sowie Prog-Panoramen sorgen – schließlich handelt
es sich bei der Band um eine der spannendsten ihres Genres: Zwei
Konzeptalben, die sich mit dem christlich geprägten geozentrischen
Weltbild auseinandersetzen, ein weiteres zu einem Zeitabschnitt aus der
Frühzeit der Erde und zuletzt mit "Peligial" eines zu den verschiedenen
Schichten der Ozeane hat das Prog-Metal-Kollektiv um
Gitarristen-Mastermind Robin Staps bereits veröffentlicht.

Auch der Sound der Band, in dem Sludge Metal, Postrock, klassische Musik
und progressive Elemente zusammenfließen, ist angenehm komplex, dabei
aber immer zugänglich – was gerade live besonders gut zur Geltung kommt,
wenn The Ocean weite, melodische Klangflächen aufspannen,
atmosphärischen Gesang ausbreiten und dann alles mit nervenzerrenden
Metal-Eruptionen erschüttern, während im Hintergrund Animationen und
Lichteffekte über eine Leinwand flimmern.

Freitag, 04.10.2013:
Boysetsfire, Kvelertak, Truckfighters

Wer einmal live miterlebt hat, wie Sänger Nathan Gray sich und sein pathosgebeuteltes Herz um das Mikrofonkabel wickelt, der kommt da so schnell nicht mehr von los. Kein Wunder, dass seine einflussreiche Hardcore-Band ihre Auflösung selbst nicht durchhielt. Nach 13 Jahren machten Boysetsfire 2007 Schluss, um 2010 umso entschiedener zurückzukommen. Eine Reunion muss man das nicht nennen, immerhin ist das im Juni 2013 erschienene While A Nation Sleeps… eines der Alben, die Geschrei und Melodie in diesem Jahr am gekonntesten verbinden. Dass Boysetsfire mit ihren harten Ohrwürmern auch live für ordentlich Gedränge sorgen, erklärt sich eigentlich von selbst.

Kvelertak sind ein Phänomen: Bereits mit dem selbstbetitelten Debüt und der irrwitzigen Mischung aus Black Metal, Punk und Rock’n’Roll konnte die Band aus Stavanger im Süden Norwegens 2010 international auf sich aufmerksam machen. Das zweite Album "Meir" macht seinen Titel zum Programm und liefert "mehr": Mehr Metal, mehr zum Mitbrüllen und die überfällige Bandhymne. Apropos "Mitbrüllen": Was genau Sänger Erlend Hjelvik von sich gibt, ist den meisten Menschen außerhalb Norwegens wohl ein Rätsel. Das macht nichts, so lange die Kombination aus Text und Melodie trotzdem so mitreißend ist, dass man ungeachtet aller Sprachbarrieren mitmachen muss, deshalb jetzt mal alle zusammen: "Blod! Tørst! Blodtørst!"

Nicht nur wir mögen die Truckfighters: Zu den prominenten Fans der Band aus Örebro gehören unter anderem Fu Manchu und Nick Oliveri. Dessen ehemaliger Weggefährte, Queens Of The Stone Age-Frontmann Josh Homme, ließ sich vor ein paar Jahren sogar zu folgendem Satz hinreißen: "Die Truckfighters sind nicht nur die beste Band, die ich je gehört habe – sondern die beste Band, die je existiert hat."

Vielleicht hat Homme die Truckfighters ja wegen der Nähe zum Sound seiner eigenen Band ins Herz geschlossen – zumindest kann man das Trio getrost als die kleinen Brüder der Queens bezeichnen. Zwischen knackigen Brechern und ausufernden Jams haben sie alles, was das Stoner-Herz begehrt: Staubtrockener Sound, vertrackte Kurs- und Tempowechsel, melodischer Gesang und dicke Fuzz-Gitarren.

Samstag, 05.10.2013:
Editors, New Desert Blues

Schick und gesittet geht es zu, wenn die Editors die Bühne betreten, .
Zwar können die Briten sich sicher sein, dass im Publikum jedes Wort von
Songs wie "Blood", "Munich" oder "Papillon" mitgesungen wird, dabei
steht die Band um Tom Smith und seine düstere Stimme aber selbst eher
unterkühlt bis elegant da. Die Frisuren sitzen, die Hemden sind glatt
gebügelt. Dass der zackig-distanzierte Indierock darunter für Gänsehaut
sorgt, muss man ja keinem verraten. Mit ihrem neuen Album "The Weight Of
Your Love" kehren die Editors nach Ausflügen durch den Synthpop in den
Rock zurück. Live bedeutet das Tanzbarkeit wie immer, aber auch, dass es
unter der Krawatte doch ein wenig warm werden könnte.

Zuvor unterstützen New Desert Blues ihre englischen Landsmänner Editors.
New Desert Blues werden das FZW in die weiten Landschaften des
amerikanischen Westens versetzen. Der folkig durchzogene Indierock der
fünf englischen Schmalhemden erinnert mal an den braven James Cullen, mal an jüngere Americana-Stars wie die Avett Brothers oder auch mal an
die Fleet Foxes. Live machen New Desert Blues keine überflüssigen Gesten
daraus, sich mit obskuren Instrumenten und dicken Gürtelschnallen
anbiedern sollen andere. Ihnen reicht die Musik, die sie mit
geschlossenen Augen spielen und zu der man auch im herbstlichen Dortmund
kurz mal so tun kann, als ginge die Sonne gerade über der Steppe unter.

Alle Infos gibt es natürlich auch auf der Festivalhomepage!

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