Mit Verzögerung eröffnen The Neon Judgement das Festival, doch schon bei den ersten Klängen von Tomorrow In Paper wird ihnen die Verspätung verziehen. TB Frank und Dirk Da Davo zeigen sich nach all den Jahren und vielen Vorstellungen von der Zuschauerzahl unbeeindruckt. Sie begrüßen das Publikum auf Englisch, was zunächst ein wenig merkwürdig anmutet, denn die Musiker leben in der Nachbarschaft und die meisten Anwesenden kommen ebenfalls aus Belgien. Auf der Setlist stehen viele bekannte Songs, darunter Sister Sue, Miss Brown, Chinese Black, Fashion Party und Leash. Die meisten Songs wurden im Laufe der Jahre mehrmals remixed, ich persönlich bevorzuge allerdings die Original Versionen. Aber als Band sollte man natürlich progressiv bleiben und zeigen, dass man sich mit seiner Musik wirklich beschäftigt und sich auch noch weiterentwickelt.
TB Frank ist ein begeisterter Raucher, der regelmäßig eine Zigarette raucht. Auch heute, das allgemeine Rauchverbot scheint für ihn nicht zu gelten. Als Dirk Da Davo The Man singt, sehen wir schließlich etwas Energie auf der Bühne. Er nimmt das Mikrophon in die Hand, stellt sich vor das Publikum und singt mit viel Leidenschaft. Mit TV Treated ist das offizielle Set beendet. Für einen weiteren Song Nion, Nion kommen sie aber noch einmal zurück, bevor TB Frank sich beim Publikum bedankt und die Bühne verlässt.
Radical G ist das Soloprojekt von Glenn Keteleer, einem Bandmitglied von The Juggernauts. Es ist offensichtlich wie viel Zeit das Zusammenstellen der Songs in Anspruch nahm, die mit schönen Visuals auf einem großen Bildschirm untermalt werden.
Auch Glenn unterhält das Publikum, sein ganzer Kopf ist geschwärzt, dazu trägt er spitze Ohren. Radical G heizt dem Publikum an diesem schattigen Maiabend, dem kältesten seit mehr als 100 Jahren, mächtig ein. Ein Teufel auf der Bühne, wie passend, dass an diesem Abend Vollmond ist.
Und wer nun meint, dass dieses Ein- Mann- Projekt langweilig hinter seinem Keyboard steht und die Menge etwas unterhält, liegt falsch. Radical G ist ein Meister des Entertainments. Und das genau ist das Besondere daran, denn wir kennen niemanden in der Szene, der in der Lage ist es ihm gleich zu tun. Die meisten Songs sind instrumental und wir warten auf unseren Favoriten: Lucifer, doch leider steht dieses Stück heute nicht mit auf der Setlist.
Nach einem längeren Intro stehen nun die Headliner Front 242 auf der Bühne. Über sie muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Genau wie bei Neon Judgement wurden ihre Songs ebenfalls vielfach remixed und die Klasse ihrer Tracks ist über jeden Zweifel erhaben.
Das Licht und die Visuals sind wieder einmal fantastisch und die Musik von Front 242 steckt sofort zum Tanzen an. Es scheint als würde sich jeder tanzend bewegen und so verwandelt sich der Platz vor der Bühne in einen tanzenden Kriegsschauplatz. Die Songs hängen nahtlos aneinander und es bleibt keine Zeit um sich mit dem Publikum zu befassen. Schließlich sind wir wegen der Musik da! Und dabei ist alles vertreten: Body to Body, No shuffle, Headhunter, Quite unusual, Lovely day und schlussendlich Im Rythmus bleiben.
Selbstverständlich verlangen alles Zuschauer nach mehr und die Band kommt für einen einzigen Song zurück. Leider ist dann Welcome To Paradise definitiv der letzte Song des Abends.
Am Ende waren einige Fans von diesem Set etwas enttäuscht, denn sie hatten auf neues Material von Front 242 gehofft. Doch dies blieb heute aus, dafür gab es ein Treffen mit der Vergangenheit und teils neu remixten Stücken. Die Mehrheit ist damit allerdings äußerst zufrieden und erfreut sich an einer klassischen EBM Night.
Insgesamt war die Electronic Body Night in Diest ein großer Erfolg. Mann kann sich nur wünschen, dass es in Zukunft noch mehr Veranstaltungen dieser Art geben wird.
Autorin: Monique Rijksen
Fotos: Roger op den Camp