Was für ein Jahr für den Synthie-Pop! 2013 erscheint ein neues Album von Depeche Mode, doch eigentlich noch viel wichtiger: Auch Mesh legen mit Automation Baby einen neuen Longplayer vor und arbeiten weiter am –leider unwahrscheinlichen- Machtwechsel. Zumindest dürfte das Album die Bekanntheit der sympathischen Band aus Bristol jedoch weiter steigern. Denn wie die Vorabsingle Born To Lie schon andeutete, ist auch das Album ein richtiger Kracher! Mesh knüpfen hier an all jene Stärken an, die Songs wie You Didn’t Want Me, Not Prepared, Leave You Nothing oder Friends Like These seinerzeit zu echten Szenehits gemacht haben und sind dabei sogar noch experimentierfreudiger geworden. Und so paart man hymnenhafte Synthiepop-Perlen mit leichten Anleihen aus Futurepop, EBM, Industrial, Dubstep und vielen weiteren Spielarten.
Auch wenn der Vorgänger A Perfect Solution und das sich anschließende Remixalbum An Alternative Solution einige sehr gute Songs enthielten, wusste mich die Qualität der Songs darauf nicht immer zu überzeugen und so gab es einige Songs am Rande der Belanglosigkeitsgrenze. Doch das ist Schnee von gestern: Angeführt von einer der besten Singles der letzten Jahre (Born To Lie) weist das Album eine vernünftige Struktur und viele künftige Lieblingstracks auf, die von viel Liebe zum Detail zeugen und auch einzeln auf dem Prüfstand bestehen würden.
Bei Taken For Granted oder This Is The Time ziehen fast unweigerlich Szenen von Mesh-Performances vor dem inneren Auge vorbei, so sehr schreien die Tracks danach auf der Bühne aufgeführt zu werden. Sie erinnern dann auch in der Tat ein wenig an Zeiten, in denen Depeche Mode auf dem Zenit angekommen waren, ausgestreckte Arme wedeln inklusive. Der Titeltrack Automation Baby ist eine feine Uptempo-Nummer, wohingegen das instrumentale AB Incidental No.1 mit fast The Cure ähnlichen Mollklängen daherkommt; nicht spektakulär, aber als Kontrastpunkt durchaus wirkungsvoll. Richtig tanzbar wird es bei Flawless, doch den stimmungsvollen Höhepunkt haben sich Mesh für das absolute Ende aufgehoben, denn You Couldn’t See This Coming ist eine so wundervolle Ballade, dass sie einem die Tränen fast buchstäblich in die Augen treibt. Hier zieht Sänger Mark Hockings wirklich alle Register und legt all seine Emotionen in den Song – Toll!
Mesh ist mit Automation Baby ein tolles Album gelungen, dass mit Qualität und Abwechslungsreichtum überzeugt und das Spektrum von einfühlsamer Ballade bis hin zu tanzbarem Floorfiller vollständig abdeckt. Verzichtet haben Mesh dieses Mal übrigens auf die von früheren Alben bekannten knapp einminütigen Outros, die jeden Fan von Mixtapes zur Verzweiflung brachten.
Übrigens gehen Mesh unmittelbar nach Veröffentlichung des Albums auf Tour und anders als sonst würde ich mich sehr freuen, möglichst viele neue Stücke zu hören – mehr muss man wohl zur Qualität von Automation Baby nicht sagen!
Tracklist:
01. Just Leave Us Alone
02. Taken For Granted
03. You Want What’s Owed To You
04. Automation Baby
05. Ab Incidental No.1
06. This Is The Time
07. The Way I Feel
08. Adjust Your Set
09. Born To Lie
10. Ab Incidental No.2
11. Flawless
12. Never Meet Your Heroes
13. When The City Breathes
14. You Couldn’t See This Coming
Autor: Michael Gamon