Die Karten für die Konzerte in Deutschland gingen weg wie warme Semmeln. Auch der Gig im Kölner E-Werk war innerhalb kurzer Zeit restlos ausverkauft. Inzwischen füllen Biffy Clyro große Hallen, das Publikum ist jung und den meisten werden eher nur die Songs der letzten beiden Alben bekannt sein. Aber trotz dieser Wandlung, Biffy Clyro verstehen ihr Handwerk und sind eine verdammt gute Liveband!
Ach ja, fast vergessen, es gibt natürlich auch eine Vorband – Blood Command aus Norwegen. Die nett anzuschauende Frontfrau kämpft eine halbe Stunde mal mit normalem Gesang, mal mit drastischen Shouts gegen ihre Instrumente verprügelnden Bandkollegen an. Schön ist das nicht. Man muss ihnen allerdings zugutehalten, dass die Tontechniker an dieser Stelle keine gute Arbeit leisten, da der Sound nur über die Bühnen-PA zu kommen scheint. Allerdings ist trotzdem zweifelhaft, ob bei guter PA der Funke zum Publikum übergesprungen wäre.
Die halbe Stunde bis das Licht endlich wieder ausgeht, zieht sich wie Kaugummi und man kann nur die gemächlichen Vorbereitungen auf der Bühne beobachten und seinen Platz gegen immer mehr nach vorn drängende Gruppen junger Leute verteidigen. Aber dann ist es endlich so weit.
Spot an und Simon Neill erscheint erst einmal allein zu den Klängen des Openers der neuen Scheibe Different People. Ein schöner Song, der den meisten Konzertbesuchern schon zu Beginn ein seliges Lächeln ins Gesicht zaubert. Spätestens wenn der Song nach etwa 2 Minuten aufdreht und auch die Johnston-Brüder eingestiegen sind, ist die Begeisterung auch in der letzten Reihe angekommen. Aber kein Vergleich zum folgenden That Golden Rule bei dem die Halle endgültig bebt. Es folgen Sounds like balloons, das im Radio massiv gehypte und besonders von den “neueren“ Fans begeistert aufgenommene Black Chandelier und das krachige Modern magic formula vom neuen Album, bevor es bei God & Satan eine kleine Verschnaufpause gibt.
Die Setlist besteht ungefähr zur Hälfte aus Songs vom neuen Album. Die meisten anderen Songs stammen vom Vorgängeralbum Only Revolution. Aus alten Zeiten gibt es nur There’s no such thing as a jaggy snake, das sowohl extravagante Melodien als auch großartigen Lärm, vielfältigen Gesang und viele Rhythmuswechsel bietet.
Auch wenn sich auf der Setlist viele der ruhigeren Stücke finden und der Ablauf dadurch etwas zerrissen erscheint , ändert dies nichts an der Wucht, die hinter jedem einzelnen Song steckt. Diese Harmonien, diese Melodien, diese Ideen. Vor allem Machines vom Album Puzzle und das titelgebende Opposite vom neuen Album sorgen für enorme Gänsehaut.
Dazu eine Lichtshow, die sich jedem einzelnen Song perfekt anpasst. Biffy Clyro bieten eine erstklassige Show, musikalisch ausgefeilt, stimmlich tadellos – den Ruf, eine der derzeit besten Live-Bands zu sein, haben Biffy Clyro zu Recht. Wer kann, sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, sich einen Auftritt der schottischen Jungs auf einem Festival in diesem Sommer anzusehen.
Auch wenn einige Fans aus „alten“ Zeiten, den neuen Sound der Band nicht mehr so sehr mögen, man muss ihnen zumindest zugestehen, dass sie trotz aller Veränderungen einfach eine phantastische Band sind, die es versteht ihr Publikum mitzureißen und durch Leidenschaft, Spielfreude und musikalische Klasse überzeugen.
Setlist:
01. Different people – Opposites (2013)
02. That golden rule – Only Revolutions (2009)
03. Sound like balloons – Opposites (2013)
04. Black chandelier – Opposites (2013)
05. Modern magic formula – Opposites (2013)
06. God & Satan – Only Revolutions (2009)
07. The joke’s on us – Opposites (2013)
08. Victory over the sun – Opposites (2013)
09. Booooom, blast & ruin – Only Revolutions (2009)
10. Biblical – Opposites (2013)
11. Living is a problem because everything dies – Puzzle (2007)
12. Spanish radio – Opposites (2013)
13. Pocket – Opposites (2013)
14. There’s no such thing as a jaggy snake – Infinity Land (2005)
15. Machines – Puzzle (2007)
16. Opposite – Opposites (2013)
17. Who’s got a match? – Puzzle (2007)
18. Bubbles – Only Revolutions (2009)
19. Many of horror – Only Revolutions (2009)
20. The captain – Only Revolutions (2009)
21. Skylight – Opposites (2013) (Z)
22. Stingin’ belle – Opposites (2013) (Z)
23. Mountains – Only Revolutions (2009) (Z)
Autorin: Diana Holländer