Ein wenig Zeit lassen sich Diorama ja bekanntlich immer zwischen ihren einzelnen Werken und wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist dies meist eine gute Entscheidung. Trotzdem juckt es den Fans natürlich zwangsläufig immer mehr in den Fingern, je länger der letzte Schuss her ist. Doch keine Sorge, jetzt endlich ist der Nachfolger zum 2010er Erfolgsalbum Cubed da und hört auf den aussagekräftigen Namen Even The Devil Doesn’t Care, was natürlich zunächst mal im Falle Diorama Quatsch ist, denn nicht nur ihre Lemminge sorgen sich sehr wohl und auch mit dem neuen Streich werden sie von ihren Helden nicht enttäuscht.
Trotzdem ist auf Even The Devil Doesn’t Care einiges anders als noch auf Cubed, denn Diorama sind noch verspielter geworden und so wundert man sich beim ersten Hördurchgang doch das ein oder andere Mal, ob man die richtige CD eingeschoben hat. Aber spätestens das wundervolle Sangesorgan von Frontmann Torben Wendt fügt alles zusammen und sorgt für wohlige Gänsehautschauer. Wie schon das verwirrend surreale Cover-Artwork der Künstlerin Katharina Schellenberger andeutet, sollte man allerdings schon ein wenig Zeit investieren und dem Album genug Zeit zu reifen geben, denn leicht zugängliche Hits der Marke Child Of Entertainment oder Synthesize Me sucht man hier zunächst mal vergeblich. Zum Einstieg hält man sich dann am besten erst einmal an Tracks wie Hope (mit Guestvocals von Shahad Shané), Hellogoodbye oder das bereits mit einem schicken Video bedachte The Scale, welche am ehesten Ohrwurmcharakter besitzen und steigt dann nach und nach tiefer in die einzelnen Fasern des Werks herab. Es geht wie gewohnt –und im Vergleich zu früher sogar noch weiter verstärkt- vielschichtig zu wenn die vier ihre Soundnetze spannen. Dies gilt sowohl für die abwechslungsreiche Musik, als auch für die bedeutungsschwangeren Texte, die zwar meist melancholisch daherkommen, aber nie wirklich aussichtslos erscheinen. Immer wieder ändert sich die Intensität oder werden die Grundmelodien durch Soundspielereien aufgelockert und sorgen so für Langzeitwirkung. Sehr schön kommt das recht ruhige Summit daher, bei dem die Melancholie dank der im Hintergrund aufbrausenden Gitarren beim Refrain einen Befreiungsschlag vollzieht. Mit Weiß und Anthrazit folgt das einzige deutschsprachige Stück auf Even The Devil Doesn’t Care, das nicht nur wegen des Sprachwechsels aus dem Album herausragt, sondern vor allem durch sein komplett andersartiges Arrangement auffällt. Schön und textlich anspruchsvoll zugleich ist The long way home from the party, bevor das bereits von einigen Liveshows bekannte Hellogoodbye vordergründig deutlich lockerer daherkommt und auch stilistisch wieder vertrauter wirkt.
Wer Torben schon einmal mit Heavy Metal T-Shirt bei Konzerten erlebt hat, dürfte beim Titel des nachfolgenden Songs My Justice For All zunächst einmal an die Band Metallica gedacht haben, der Song selbst hat mit diesen dann aber so gar nichts gemein, sondern ist eher eine Ballade, die zum Ende hin an Intensität zunimmt, bevor eine Art Tusch den Song beendet. Man könnte an dieser Stelle glatt denken, dass auch das Album nun vorbei ist, doch einen weiteren Track haben Diorama noch für uns und dessen Titel Over passt dann ja auch perfekt ans Ende des achten Studioalbums. Hier angekommen sollte man gleich noch einmal von vorne beginnen um den persönlichen Reifeprozess zu beschleunigen und möglichst schnell in den vollen Genuss dieses Albums zu kommen.
Tracklist:
01. Maison du tigre
02. Hope
03. The scale
04. My favourite song
05. The expatriate
06. Summit
07. Weiß und Anthrazit
08. When we meet again in hell
09. The long way home from the party
10. Hellogoodbye
11. My justice for all
12. Over
Autor: Michael Gamon