Im Inneren des Melkweg angekommen, heißt es zunächst einmal orientieren. Es gibt nämlich verschiedene Hallen in der Location. The Max ist die größere in der alle Hauptacts auftreten. Die anderen Bands spielen im The Oude Zaal und im Media Room der sich im ersten Stock befindet. Des Weiteren gibt es ein Video- Screening, einen Plattenladen und ein Restaurant. Im Plattenladen befindet sich auf jedem Tisch eine Mikrowelle. Es können unter anderem vorbereite Pfannkuchen gekauft werden. Das schöne daran ist, dass Frank (just Frank) das Catering übernehmen. Doch es scheint ein harter Job zu sein die Mikrowelle zu bedienen. Nach dieser kulinarischen Überraschung wird es Zeit für die erste Performance.
Aus dem Oude Zaal hören wir den powergeladenen Sound von Ulterior. In den letzten Jahren haben diese Musiker eine beachtliche Anzahl an Konzerten in ganz Europa gegeben. 2012 waren Ulterior auch Gast beim Summer Darkness Festival in Utrecht, um jetzt beim Grauzone Festival aufzutreten, kommen die Briten nach Holland zurück. Die Band existiert seit 2006 und mit ihrem Post-Punk kommen sie beim Publikum gut an. Der Oude Zaal ist proppevoll, was für die Band und die Organisation gut ist, nur für diejenigen die den Auftritt von Linea Aspera sehen wollen ist es ein Hindernis. Die Elektroband spielt zeitgleich im „Media Room“. Also muss entschieden werden, welche Band man sehen will. Es ist daher eigentlich leider nicht zu schaffen den kompletten Auftritt einer Band zu sehen und pünktlich zur nächsten zu gelangen. Man muss an den vielen Besuchern vorbei, wobei viel Zeit verloren geht, bis die andere Location erreicht ist. Deshalb konnten wir auch nur die Hälfte vom Ulterior Auftritt anschauen, um auch Linea Aspera live zu sehen.
Der Raum ist ziemlich schmal mit einer niedrigen Bühne, vor der nur eine handvoll Leute Platz haben. Linea Aspera wurde 2011 gegründet. Ihre Musik kombinieren sie aus Minimal Wave, frühem EBM und klassischem Synthie-Pop. Die wundervolle Stimme von Alison Lewis erinnert an einem Mix aus Anne Clark und Siouxie. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Konzert auch der allerletzte Gig in ihrer kurzen Existenz ist, ist es bei diesem Festival eine einzigartige Gelegenheit, denn danach trennen sich die Musiker leider bereits wieder.
In der Zwischenzeit stehen A Certain Radio schon längst auf der Hautbühne im The Max. Als wir dort ankommen, habe sie ihre Setlist so gut wie abgespielt. Aber wir sind gerade noch rechtzeitig dort, um zu bezeugen, dass die Veteranen es immer noch können. Sie geben alles und spielen sehr gut. Mit ihren Funk vermischten Punk-Rock Stil wissen sie die Menschen zu bewegen. Hier sehen wir das erste Mal bei diesem Festival die Zuschauer tanzen.
Im Oude Zall sind Zounds schon am Werk. Eine Anarcho- Post-Punk Band, die mit einer zehnjährigen Unterbrechung seit 1977 aktiv ist. Auch sie wissen wie man das Publikum begeistert und es scheint: Je länger sie existieren, desto besser spielen sie.
Danach stehen Chameleons Vox auf dem Programm. Bis die Herren sich auf der Bühne zeigen dauert es geschlagene 25 Minuten. Eine unerwünschte Wartezeit im eh schon engen Zeitplan des heutigen Abends. Sänger Mark Burgess ist stimmlich in guter Verfassung. Aber ist er das nicht bei jedem Konzert? Nur in dieser Halle war das nicht wirklich hörbar. Schade, dass die Toningenieure den Sound nicht besser abgemischt haben. Allerdings hat dies keine Auswirkung auf die Qualität der Bühnenshow und die Fans zeigen deutlich, dass sie ihre Helden lieben. Trotz des Fehlens eines richtigen Hit, wissen Chameleons Vox wie sie die Menge in Verzückung bringen. Am Ende verlässt Mark Burgess die Bühne um hautnah mitten in der Menge zu sein- ein pures Glücksgefühl für viele Fans.
Dann schnell noch eine Stippvisite im Oude Zaal zu Fehlfarben, bevor Echo& And The Bunnymen an der Reihe sind. Obwohl die Fehlfarben-Musiker schon seit Ewigkeiten aktiv sind, wirken sie und insbesondere ihr Frontmann nervös. Mit dem Publikum spricht er überwiegend Deutsch, wechselt dann aber schnell ins Englische. Nicht, dass er die englische Sprache nicht gut beherrscht, aber warum spricht er nicht in seiner Muttersprache, denn bestimmt 90% der Anwesenden verstehen hier deutsch. Auch die „Neue Deutsche Welle“ hat in den 80ern Holland erreicht. Meist erwartet wurde das Stück Ein Jahr (Es geht voran) und Fehlfarben spielten ihren Hit mit Leidenschaft und es hat sich gelohnt mit dabei zu sein.
Zum letzten Mal an diesen Abend stehen wir dann vor der Hauptbühne auf der gleich Echo & The Bunnymen zu sehen sind. Die Briten spielen was man von ihnen erwartet. Sie spielen fast jeden Hit aus ihrer langen Existenz und sie berühren jede Tonlage von high bis low. Es scheint so als würde Ians Stimme mit jedem Bier noch besser klingen. Mehrmals fordert der Sänger den Lichttechniker auf die Beleuchtung zu dimmen, so dass sich die Bühne schon beim ersten Stück drastisch verdunkelt. So blieb es auch für den Rest der Show. Nur manchmal wurde die Dunkelheit mit blauen Lichtpunkten aufgehellt, was allerdings nicht mehr als ein schöner Effekt war. Es wäre schön gewesen, nicht nur die Songs zu hören, sondern auch die Musiker zu sehen, aber diese blieben im Schutz der Dunkelheit verborgen.
Setlist Echo & The Bunnymen:
01. Going Up
02. Rescue
03. Do it Clean
04. Pride
05. Villiers Terrace
06. Seven Seas
07. Bedbugs
08. Dancing Horses
09. Rust
10. Disease
11. Zimbo
12. Never Stop
13. All That Jazz
14. Killing Moon
15. The Cutter
16. Nothing Last Forever (Z)
17. Lips Like Sugar (ZZ)
Für uns war das Grauzone Festival 2013 ein Erfolg, allerdings mit einem Problem: Bei solch vielen Bands in so kurzer Zeit, besteht keine Chance all das zu sehen, was man eigentlich möchte. Erweitert man das ganze um ein paar zusätzliche Stunden, dann ist alles weniger hektisch und für alle ein rundum tolles Erlebnis. Alles in Allem ist dies jedenfalls ein tolles Konzept, das hoffentlich im nächsten Jahr weitergeführt wird.
Wir haben für euch eine Bildergalerie zum Festival zusammengestellt, die ihr hier oder durch Anklicken der Bilder erreichen könnt:
Fotogalerie Grauzone Festival 2013 (01.02.2013)
Autor & Fotos: Roger op den Camp
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Fotogalerie Grauzone Festival 2013 (01.02.2013)