In der Werkstatt angekommen jedoch muss man feststellen, dass nicht viele Kölner und Leute aus der Umgebung so gedacht haben, denn in der recht beschaulichen Halle haben sich nicht allzu viele Zuhörer eingefunden. So kam es, dass zu Beginn der Vorband, Nicolas Sturm & das Klingenensemble, die Halle nur spärlich gefüllt war. Die erwähnte Vorband bestand aus dem deutschsprachigen Singer /Songwriter Nicolas Sturm und dem Klingenensemble, einem Drummer, der auf der Floortom noch ein kleines Keyboard liegen hatte. Die beiden versuchten dann die wenigen Zuhörer nicht gerade aufzuheizen, aber nennen wir es mal musikalisch auf Mr. Burrows einzustimmen. Die Musik die sie spielten war sehr textlastig, jedes Wort schien wohl durchdacht und der Gitarren- und Drumsound eher die Einrahmung dessen zu sein. Das zweite Stück der beiden Künstler hat es dann geschafft den Anfang des Konzerts am besten zu beschreiben, denn durch die rare Besucherzahl, die ungeheizte Halle und dem kalten Dezemberabend fühlten sich viele zunächst wie auf dem Nordpol. Und so vergingen die ersten fünf, textlich eher schwereren Stücke, in kalter Umgebung relativ zäh. Diese Art Musik ist dann wohl doch besser für ein Glas Rotwein vor einem Kaminfeuer geeignet. Beim sechsten Song Manhattan holte Sturm dann die E-Gitarre hervor und es wurde rockiger. Jedoch kamen auch dabei noch nicht ganz die Emotionen rüber, die man sich gewünscht hätte. Dies mag jedoch auch zu einem großen Teil daran gelegen haben, dass die wenigen Leute sich ziemlich großzügig in der Halle verteilt hatten und es den Künstlern dadurch nicht gerade leichter machten. Zwischen den Stücken war es zum Teil so ruhig in der Halle, dass man die Bestellungen an der Bar auch noch in der ersten Reihe hören konnte. Das kommt nicht oft vor! Jedoch ließen sich die beiden davon nicht beeinflussen und spielten auch noch souverän die letzten drei Lieder ihrer Setlist runter. Doch wer jetzt dachte die kühle Stimmung sollte sich den gesamten restlichen Abend noch so durchziehen, der urteilte zu früh.
Setlist Nicolas Sturm:
01. Zetermordio
02. Nordpol
03. Baustelle
04. Idealist
05. Sohn
06. Manhatten
07. Löcher
08. Prolog
09. Schiffbruch
Denn nach einem zügigen Bühnenumbau betrat der Brite, Andy Burrows, stilecht im Burberry Mantel, passendem Designer Schal und einer Flasche Rotwein in der Hand die Bühne. Mit einem für Briten untypischen warmen Charme und dem Satz „Oh, it’s bloody cold outside“ gewann er sofort die Sympathie der Kölner Zuhörerschaft, deren Anzahl sich nach der Vorband zumindest noch leicht gesteigert hatte. Mit dem Opener Sombody calls your name überzeugte er dann auch sofort mit seiner live Gesangsleistung und man vergaß temporär die Umgebung der ungeheizten Werkstatt. Die Besetzung auf der Bühne bestand aus einem Drummer, Bassisten, Keyboarder und Mr. Burrows selbst. Der Brite versteht es mit dem Publikum zu kommunizieren, sie mit einzubinden und selbst in der für einen Künstler immer heiklen Situation eines schlecht besuchten Konzerts eine Art Vertrautheit zwischen ihm und den Zuhörern aufzubauen. So berichtete er von seinen positiven Eindrücken vom Kölner Weihnachtsmarkt, bot sogar seinen mitgebrachten Wein an und verschenkte zum Ende noch sein Bier. Wie gesagt, alles sehr sympathisch.
Nach dem Song Company hatte er sich und die Werkstatt dann soweit aufgeheizt, dass er seinen Mantel und Schal ablegen und uns weiter mit seinem Gesang imponieren konnte. Der sechste Track auf seiner Setlist Funny Looking Angels ist letztes Jahr während der Zusammenarbeit mit dem Sänger der Editors, Tom Smith, entstanden. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Album, auf welchem 10 Tracks zu finden sind, die alle entweder weihnachtlich angehaucht sind oder dies zum Thema haben. Auch deswegen hat der Track Funny Looking Angels sehr gut an diesem vorweihnachtlichen Abend gepasst und wurde mit ordentlichem Applaus gewürdigt. Danach stand das sehr gefühlvolle If I Had A Heart auf der Setlist gefolgt von dem Crowded House Cover Pineapple Head. Klar, bei erst einem eigenen veröffentlichten Album mit 10 Liedern muss man noch Cover Versionen spielen, um den Zuschauern gerecht zu werden. Nach dem Cover Song spielte er dann noch die fehlenden Songs von Company, besonders hervorzuheben ist dabei Hometown. Ein wunderbar melodischer und eingängiger Song über einen alten Freund aus seiner Heimatstadt, in dem sich wohl jeder zu einem gewissen Teil wiederfinden kann. Schade, dass dieser so wenig das Interesse der größeren Masse teilte. Dann war der offizielle Teil zu Ende und der Brite verabschiedete sich, sagte bis zum nächsten Mal oder das man sich optional auch in einer Stunde noch auf dem Weihnachtsmarkt sehen könne. Nach kurzer Zeit betrat er dann doch wieder die Bühne um eine Zugabe von zwei Liedern zu spielen. Das erste war das Hair Cover Frank Mills und das zweite Stück war eine Akustikversion des großen Hits von Razorlight, America. Interessant hierbei ist, dass er sich gerade dieses Stück von dem breiten Programms seiner Ex-Band rausgesucht hat, welches damit begründet ist, dass er hier an einem Großteil des musikalischen sowie textlichen Schaffungsprozesses beteiligt war.
So kann man abschließend nur die Aufforderung in den Raum stellen, dass alle, die sich in dem Bereich melodisch und textlich orientiertem Indie-Rock wiederfinden, seinem aktuellen Album ca. 34 Minuten Zeit schenken sollten und dann zu dem nächsten seiner hiesigen Konzerte erscheinen sollten. Denn eins ist mal klar, er ist ein wahrer Musiker, der dies wahrlich verdient hätte.
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Fotos
Setlist Andy Burrows:
01. Somebody Calls Your Name
02. Pictures Of You
03. Company
04. Maybe You
05. Save It For A Rainy Day
06. Funny Looking Angels
07. If I Had A Heart
08. Pineapple Head (Crowded House Cover)
09. Hearts And Minds
10. Because I Know That
11. Hometown
12. Pet Air
13. Keep On Moving On
14. Frank Mills (Hair Musical Cover) (Z)
15. America (Razorlight Cover) (Z)
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Autor: Kevin Linka
Fotos: Markus Hillgärtner