Was haben die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2012 in London und die Aida Night of the Proms gemeinsam? Neben jeder Menge internationaler Topacts ist es aber wohl hauptsächlich das Lied Hey Jude, welches den jeweiligen Abschluss bildete. Doch bevor es zu diesem fulminanten Ende kam, stand einem ein Abend voll musikalischem Hochgenuss bevor.
Seit nunmehr 27 Jahren gehört die Night of the Proms zum festen Programm der Konzertlandschaft, seit 1994 richtet man auch Konzerte in Deutschland aus und im letzten jahr löste Aida Nokia als Präsentator der Veranstaltung ab. In diesem Jahr gaben sich Stars wie Naturally 7, Jupiter Jones, Mick Hucknall und Anastacia das Mikrofon in die Hand. Für die klassische Unterstützung sorgten das Orchester Il Novecento unter der Leitung von Robert Groslot und Remy van Kersteren an der Harfe. Natürlich durfte auch das absolute Urgestein der Proms nicht fehlen – John Miles.
Den Auftakt machten Naturally 7 mit Feel it in the air tonight – die sieben energiegeladenen New Yorker zeigten, dass es nicht zwingend Instrumente braucht um einen mitreißenden Beat zu erzeugen. Im Laufe des Abends gaben sie noch Wall of Sound und While my guitar gentle weeps zum Besten – es blieb das Gefühl, dass man nicht genug gesehen hat und die Hoffnung, dass es bald eine eigene Tour geben wird.
Der belgische Harfenspieler Remy van Kersteren demonstrierte auf gefühlvolle Art, zu welchen Klängen seine Harfe fähig ist. Beim Allegro für die tanzende Harfe tanzten nicht nur seine Finger über die Saiten, sondern sicher auch das Herz des ein oder anderen Musikliebhabers. Im weiteren Verlauf des Abends zeigte er noch, dass er den Kontakt zum Publikum nicht scheut. Die Stücke Asturias und Moldau wurden nämlich genau in mitten von diesem gespielt. Unter den aufmerksamen Blicken zeigte er sein Talent und ließ sich auch nicht von der gespannten und erwartungsvollen Atmosphäre verunsichern.
Das deutschsprachige Highlight des Abends waren die 4 Rocker von Jupiter Jones. Wer Fan der Drei Fragezeichen ist wird natürlich sofort wissen wo der Bandname adaptiert wurde – wem das alles nichts sagt, der sollte schleunigst ein Stück Jugend nachholen. Aber zurück zur Musik. Nach der gefühlvollen Ballade Nordpol-Südpol sangen die Nordrhein-Westfalen ihren größten Hit Still und schlossen ihren Auftritt mit Immer für immer – der wohl rockigsten Nummer des Abends.
Für den amüsanten Teil des Abends sorgten PDS und Carlo, welche durch ein kleines Mädchen aus dem Publikum tatkräftig unterstützt wurden. Bei der Schlittenfahrt sorgte sie für den musikalischen Peitschenknall, während die beiden Profis an ihren Instrumenten zeigten, dass Musik auch einfach nur Spaß machen und trotzdem ein hochwertiges Niveau halten kann.
Der weibliche Superstar des Abends war unzweifelhaft Anastacia. Trat sie zu Zeiten ihrer großen Charterfolge noch mit Sonnenbrille auf, war sie ohne kaum zu erkennen. Doch ihr wichtiges Merkmal –die kräftige, soulige Stimme– ist noch vorhanden und wurde bei den Songs Left outside alone, Best of you und I’m outta love so eindrucksvoll eingesetzt, dass es das Publikum nicht auf seinen Stühlen hielt. Viele Zuschauer traten hier vor die Bühne um diese Ausnahmekünstlerin anzufeuern. Den ihr im Anschluss überreichten Blumenstrauß wollte die Sängerin auch nicht für sich behalten und warf diesen dann einem überglücklichen Fan zu. Damit läutete Anastacia auch die Pause ein, welche die meisten Besucher für die Aufnahme von Sekt und Currywurst nutzten.
Nach der Pause ging es weiter – es war die Zeit des großartigen John Miles. Bei seinem Auftritt vergaß man schlichtweg, dass auf der Bühne auch noch die 67 Musiker des Orchesters waren, so sehr zog er die Zuschauer mit seiner Ausstrahlung in den Bann. Nachdem er gemeinsam mit Naturally 7 mit Music seinen größten Hit darbot und ein beeindruckendes Gitarrensolo hinlegte, sang er noch Angel am Piano. Den Rest des Abends dominierten nun die Duette das Programm. Naturally 7 boten sich ein Battle mit dem Orchester. Anastacia sang zusammen mit John Miles I belong to you – das vermutlich gefühlvollste Lied des Abends.
Zum Schluss zauberten die Macher der Aida Night of the Proms noch einen internationalen Superstar aus dem Hut: Mick Hucknall –bekannt als die Stimme der 2011 aufgelösten Simply Red– sang mit Stars und If you don’t know me by now seine wohl bekanntesten Hits. Dies tat er mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, die das Publikum in seinen Bann und auch wieder von den Stühlen zog.
Alles in allem ein rundum gelungener Abend mit einer hervorragenden Lichtshow, motivierten und engagierten Künstlern und einer guten Prise Humor – es bleibt nur ein Fazit: Den 11. Dezember 2013 direkt im Kalender markieren – denn da startet die Aida Night of the Proms in Stuttgart in eine neue Runde.
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Autorin & Fotos: Sarah Wolff