SUSANNE SUNDFOR – Berlin, Grüner Salon (15.05.2012)

SUSANNE SUNDFOR - Berlin, Grüner Salon (15.05.2012)
Geschätzte Lesezeit: 4 Minute(n)

Berlin. Es ist Mitte Mai. Die Eisheilige Sophie hat uns fest im Griff und zu allem Überdruss werde ich auf dem Hinweg von einem Regenschauer erwischt. So komme ich wie ein begossener Pudel im Grünen Salon an. Als ich den Saal betrete, sticht mir sofort das grell-grüne Neonlicht ins Gesicht. Die Bühne ist vollgestellt mit diversen Keyboards und im Hintergrund kaum zu erkennen steht ein Schlagzeug. Vor der Bühne ist ebenfalls ein Keyboard platziert. Eigentlich war keine Vorband angekündigt, was ich an diesem Abend zu schätzen gewusst hätte.

SUSANNE SUNDFOR - Berlin, Grüner Salon (15.05.2012)Das Publikum ist gut durchmischt und von Anfang 20 bis Mitte 50 ist alles vertreten. Das hat eher was von Familienfeier. So machen es sich auch die meisten Gäste auf den Sofas und Stühlen am Rand bequem und der Rest sitzt mittig im Saal auf dem Parkett.

Irgendwann geht ein kleiner Mann mit Glatze zu dem Keyboard, welches vor der Bühne platziert ist. Vom Typ her eine Mischung aus John Malkovich mit Italo-Bart. Er bearbeitet eifrig die Tasten. Das Ganze erinnert mich eher an einen DJ, der auf Hochzeiten die Gesellschaft unterhält. Nur sind seine Töne und Gesang schräger. Leider nicht schräg genug, sonst hätte ich wohl mehr Gefallen an den 30 Minuten Beschallung empfunden. Eine nachträgliche Recherche ergab, dass es sich um Anton Sword handelte. Der ganze Auftritt wirkte eher tragisch.

Mit der Zeit füllt sich der Grüne Salon weiter und es setzen sich auch immer mehr auf den Boden. Dann kommt Susanne Sundfor mit Band auf die Bühne. Die Bühne ist dekoriert mit diversen Neonröhren sowie unzähligen großen und kleinen Keyboards. Das netzartige Gespinst um die Bühne herum passt hervorragend zum Outfit der Sängerin, deren Oberteil quasi nur aus Fäden besteht. Dazu noch das Lichtspektakel, das aus Scheinwerfern, Stroboskop und dem Wechselspiel der Neonröhren bestand. Ein Ambiente wie in den Dorfdiscos der 80er nur bedrückender.

Das Publikum hatte es sich auf dem Boden so richtig gemütlich gemacht. Es ging los mit Diamonds vom neusten Album The Silicone Veil. Danach Rome – ebenfalls vom neuen Album, welches ich mir im Vorfeld noch nicht angehört hatte. Die Marschroute wurde schnell klar – akustische Klänge werden an diesem Abend eher die Ausnahme bleiben. Schade.

Susanne Sundfor stand inmitten zweier Keyboardtürme links und rechts neben ihr. Während des Konzertes wechselte sie immer mal wieder die Seiten und versuchte sich an unbeholfenen und ungelenken Tanzeinlagen. Mit Knight Of Noir wurde dann ein kleines Highlight für mich gespielt.

Nach etwa drei Stücken spricht die Frontfrau das Publikum an: How are you?
Einer fragte zurück: How are you? I think, I am okay. Dann legte sie nach und sagte, dass sie das Publikum doch bitten möchte aufzustehen, und verspricht, dass man Spaß hat. Sie wirkt leicht genervt. Also doch kein neuer Trend – das Sitzkonzert. Dabei hat sich einer schon seiner Schuhe entledigt und fläzte barfuß in seinem Sessel wie im Wohnzimmer.

Richtig gut gefallen hat mir auch White Foxes. Bei dem Lied ging für mich der Plan auf, ihre Stimme, Melodie, Schlagzeug und Keyboards zu vereinen.

Je weiter das Konzert fortschritt, umso mehr nervte mich die Lichtshow. Dazu noch eine für mich unfreiwillig komische Tanzeinlage von Susanne Sundfor zum Schlagzeugsolo im Zwischenraum ihrer beiden Keyboards. Dear John vom 2008er Album war in der Neuinterpretation von 2012 völlig verkitscht. Der Kitsch ging auch mit When weiter. The Silicone Veil gefiel mir wieder richtig gut und der erste Teil des Konzertes wurde damit auch beendet.

Für eine Zugabe ließ sie sich nicht lange bitten und so kam nach Lullaby und Lilith mit The Brothel ihr wohl stärkstes und bekanntestes Stück. Das wurde sehr gelungen und dezent von ihr präsentiert. SUSANNE SUNDFOR - Berlin, Grüner Salon (15.05.2012)Diese Stimmung wird dann zum Abschluss mit It´s All Gone Tomorrow mit vollem Einsatz der Lichttechnik und der Synthesizer-Klänge schnell zunichte gemacht.

Mit einem Resümee tue ich mich bei dem Konzert sehr schwer. Es war gut genug, um bis zum Ende zu bleiben. Solange sich Susanne Sundfor weiterhin auf elektronische Klänge versteift, werde ich ihre Konzerte künftig meiden. In meinen Augen verschenkt sie damit viel Potential. Die Show wirkte billig und gewollt. Susanne Sundfor war auf der Bühne engagiert, aber so richtig glücklich schien sie mir in der Rolle als Disco-Queen nicht zu sein. Die Band gab ihr Bestes, um ihren Sound zu komplettieren. Daran gab es nichts zu kritisieren. Nur Atmosphäre versprühten die Musiker nicht sonderlich. Der intime Grüne Salon war meines Erachtens auch nicht die beste Wahl für diese Art Musik in dieser Darbietung. Ein rauer und kalter Ort wäre die bessere Wahl gewesen.

Setlist:
01. Diamonds
02. Rome
03. Knight Of Noir
04. Turkish Delight
05. Can You Feel The Thunder
06. White Foxes
07. Dear John,
08. When
09. Your Prelude
10. The Silicone Veil
11. Lullaby (Z)
12. Lilith (Z)
13. The Brothel (Z)
14. It´s All Gone Tomorrow (Z)

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Bandfotos.

Danke an Markus aus Berlin für seinen ersten Bericht bei uns und Konzerttagebuch.de für die Kooperation!

More from Sparklingphotos.de

TORUL & EGOAMP – Oberhausen, Kulttempel (11.10.2015)

EGOamp wurde von Asmodi Caligari und Cesare Insomnia gegründet. Das Projekt wird...
Read More