Der kundige Szenegänger kennt Andy LaPlegua mittlerweile eher aus seinem erfolgreichen Side-Project Combichrist als aus den Anfängen des Futurepop-Genres Mitte der 90er-Jahre. Das letzte Album von Icon of Coil stammt schon von 2004 und neuer Stoff war erst mal nicht in Sichtweite. Nichtsdestotrotz ist das Songmaterial von Icon of Coil bis heute mit das Beste, was das technoide Futurepop-Genre zu bieten hat. Also auf jeden Fall ein Grund, um Andy LaPlegua und seinen Mitstreiter Sebastian Komor in den Hallen der Matrix Bochum zu besuchen.
Bedingt durch unglückliche Anfangszeiten, lange Arbeitszeiten und Anfahrtswege wurde leider die erste Band des Abends fast komplett verpasst. Interessierte können sich auf der Homepage ein Bild von „Substaat“ machen (www.substaat.com) oder einen kleinen Einblick in unserer Galerie bekommen.
Nach kurzer Umbaupause betrat Sebastian Komor die Bühne. Mit seinem Projekt Komor Kommando versuchte er mit deftigen, sehr technoiden Harsh-Electro-Beats, das Publikum für seine Musik zu gewinnen. Es ist recht deutlich heraus zu hören, dass Komor Kommando seine Wurzeln bei Icon of Coil hat. Die Musik gefällt durchaus, leider aber ist eine Einmann-Show für den Betrachter eines Konzertes nicht das Gelbe vom Ei. Ohne Gesang und hinter dem Keyboard gefesselt, ist es schwierig, das Publikum von sich zu überzeugen. 35 bis 40 musikalisch kurzweilige Minuten waren schnell vorüber und nach einer kurzen Pause ging es mit „Thrillcapsule“ zurück in die Anfänge des Futurepops.
Andy LaPlegua, derzeit blond gefärbt, die Haare mit einem Scheitel auf die Seite gelegt, betrat gut gelaunt die Bühne und legte mit dem ersten absoluten Klassiker des „Icon of Coil“-Repertoires einen fulminanten Start hin. Die Leute im Saal waren sofort begeistert und sangen und tanzten, was die Stimme bzw. die Beine hergaben. Der smarte Sänger mit seinen stylischen Bösewicht-Tattoos überzeugte von Anfang an mit seiner Ausstrahlung nicht nur die vielen weiblichen Fans im Saal. Seine musikalischen Wurzeln, die bekannter Weise im Hardcore liegen, sind nach wie vor nicht zu übersehen. Das bringt schon allein seine Performance auf der Bühne mit sich. Kaum einer in diesem Genre gibt so viel Gas auf der Bühne wie Andy LaPlegua. Eine Augenweide.
Es reihte sich ein Hit an den anderen, „You Just Died“ und „Regret“ gehören zum Pflichtprogramm, „Former Self“ und „Existence“ ebenso. Zwischenzeitlich erzählt Andy LaPlegua vom neuen Album, welches im Herbst erscheinen soll. Na, da werden wir alle gespannt hinschauen. Das Jahr erwähnte er leider nicht ausdrücklich 🙂 In einer atemberaubenden Geschwindigkeit war das Hauptset vorbei. Wo war die Zeit nur geblieben? Nach einer kurzen Pause kamen die Beiden für die erste Zugabe zurück auf die Bühne, um mit einem extrem gefeierten „Dead Enough For Life“, sowie dem Evergreen „Floorkiller“ zwei absolute Hammersongs nachzulegen. Einen würdigen Schlusspunkt des absolut gelungenen Auftritts legten Icon of Coil dann noch mal mit dem Front242-Cover „Headhunter“ hin.
Ein tolles Konzert, welches auf jeden Fall mehr Publikum verdient hätte.
Bleibt zu hoffen, dass Icon of Coil tatsächlich ein neues Album unter die Leute bringen.
Setlist:
01. Thrillcapsule
02. Shallow Nation
03. Simulated
04. You Just Died
05. Regret
06. Mono:Overload
07. Shelter
08. Former Self
09. Existence In Progress
10. Pursuit
11. Dead Enough For Life (Z)
12. Floorkiller (Z)
13. Headhunter (Front 242 cover) (ZZ)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.
Icon Of Coil:
Komor Kommando:
Substaat:
Autor: Dirk Wirtz
Fotos: Michael Gamon