The bianca Story – Coming Home

Lesedauer: 3 Minuten
Unsere Wertung
The bianca Story - Coming Home 9 / 10

The bianca Story – Coming HomeThe bianca Story - Coming Home

The bianca Story - Coming Home

Was habe ich mir nicht alles für unnütze Gedanken gemacht bei dem Anblick des Coverfotos. Ein vollbärtiger jüngerer Mann, der gerade aus dem 1. Weltkrieg in seine Heimat zurückgekehrt ist, sich an einem leeren Tisch gesetzt hat und einen Laib trockenes Brot bricht, um seinen Hunger zu stillen, wobei der organische Hunger sicherlich nicht so groß ist, wie der psychische, der darauf abzielt, seine Freunde, die ihn durch Tod oder Flucht verlassen haben und von denen nur noch Portraits an den Zimmerwänden hängen, wiederzusehen.

Na toll, wieder so ein bärtiger Singer/Songwriter, die in letzter Zeit so sehr aus den Erdböden sprießten, wie Fliegenpilze, deren Verzehr bekanntlich zu halluzinoiden Phasen führen kann, welche wiederum danach zu einem Rausch-Ausschlaf weiterleiten – Game over. Zum Glück liegt hier nun kein Album eines schweizerischen LaMontagne oder Fitzsimmons vor – ich habe keine Ressentiments gegen diese, so viel sei geschrieben – nur muss es nicht noch Myriaden weitere von ihnen geben, sondern die "glänzende" (bianca: ital.: weiß, glänzend) Geschichte einer Band, welche nach vorne prescht, mit Rücksicht auf Verluste, ohne Egotrip.

Abwechslungsreicher Post-Empire-Pop, so nennt die Plattenfirma den Stil der fünf musisch begabten Eidgenossen. Langsame und schnelle Tempi, traurige und frohstimmende Texte, Heimat und Sehnsucht, das wird hier alles wunder-wunderbar kombiniert und einzeln extrahiert. Musik zum Tanzen ("Dancing People Are Never Wrong"), Musik zum Träumen und Sich-verlieren ("High & Low"), Lieder über Freundschaft ("Friends Bar"), Lieder über Themen wie Angst, Wut und und und, also wirklich eine Geschichte über das Leben ohne falschen Pathos, aber mit Ergriffenheit, mit Gänsehaut, ob der Ehrlichkeit.
Eingespielt wurde "Coming Home" in den kultig-legendären Abbey Road Studios in London, ein Riesenschritt und so richtig mit Orchester und allem Pi-pa-po. Als die eigenen geschriebenen Songs akustisch verewigt wurden, war dies ein großer Moment für die Truppe, "so ähnlich, als würde ein riesengroßes Publikum deine Texte mitsingen", sagt Anna von der Band.
Der Tod ihres Managers Nigel, dann ein Plattenfirmawechsel, sowie viele weitere Einschläge des Lebens, haben die Gruppe mehr und mehr zu einer Einheit verschmelzen lassen. Die Stimme des Elia Rediger ist zwar oftmals genauso schwermütig, wie die eines Konstantin Gropper, jedoch hat sie auch etwas heiteres, hoffnungsvolles ("Lion Is Awake Now").

The bianca Story reihen sich ein in die Garde hervorgegangener großer Künstler aus dem Alpenland, wie DJ Bobo, Yello, Francine Jordi. Wahrscheinlich passen sie aber besser in die neue Musikszene der Kantonenrepublik wie Sophie Hunger, Boy, Bonaparte, We Invented Paris oder Navel.

Es wäre ein Vergnügen mehr von dieser Band zu hören und zu sehen. Bitte Leute, klickt auf den Gefällt-mir-Button, kauft ihre Produkte, bekritzelt die Häuserfassaden mit ihrem Namen, sorgt für einen "Eclat"!

Tracklist:
01. Afraid Of The World
02. Coming Home
03. Lazy Boy
04. Dancing People Are Never Wrong
05. Bird Rocket
06. Lion Is Awake Now
07. Friends Bar
08. Not The Sun
09. Brand New Vision
10. Eclat
11. High & Low

Autor: Stefan Weiß

Autor


Entdecke mehr von Monkeypress.de

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Translate »