In Gent angekommen waren wir nach der Parkplatzsuche zunächst mal wieder von der Schönheit Gents beeindruckt und auch der heutige Veranstaltungsort, das Vooruit Gent sparte nicht mit optischen Reizen. Das Vooruit ist ein altes, mehrstöckiges Gemäuer mit verschiedenen Sälen. Das Rewind-Festival fand passender Weise im Balzaal statt.
Erster Act des Abends waren die Belgier Der Klinke [GALLERY], deren Mitglieder sich schon sehr lange kennen und im musikalischen Umfeld tätig sind, sich aber erst 2009 zu einer Band zusammentaten. Im Mai wird voraussichtlich ihr Debütalbum „Square Moon“ bei Echozone erscheinen und ihre Live-Performance war durchaus ordentlich und regte den Appetit aufs Album schon mal an. Düstere Electroklänge typisch-belgischer Prägung waren angesagt und neben Eigeninterpretationen wurde auch der Joy Division Klassiker „She’s Lost Control“ gecovert. Der Auftakt in den Abend war dank Der Klinke also schon mal gelungen.
Setlist:
01. Intro
02. Perfectly Dead
03. Radio
04. You
05. The Voice
06. Square Moon
07. Where it Ends
08. Clear Mind
09. She’s Lost Control (Joy Division Cover)
10. Castle in the Dark
Noch mehr Aufmerksamkeit genoss danach der Auftritt von The Arch [GALLERY]. The Arch bestehen seit den späten Achtziger Jahren und können auf einige Szenehits zurückblicken. Der druckvolle Electrowave ließ sich in Gent auch sehr gut an und spätestens bei „Ribdancer“ war das Publikum begeistert. Auch die anderen Songs fielen nicht weit ab und so entwickelte sich ein guter Gig der Belgier. Ihr Frontmann stand dabei ganz klar im Mittelpunkt des Geschehens und als quasi einziger des gesamten Abends wurde er des Öfteren einmal mit Frontlicht bedacht, so dass man hier ausnahmsweise mehr als nur erahnen konnte, wer da eigentlich auf der Bühne stand. Seine Mitstreiter hingegen führten wie auch die anderen Musiker des Abends eher ein Schattendasein im Vooruit. Als sich schon alle über einen sehr ansprechenden Auftritt und das vermeintlich große Finale mit „Babsi ist Tot“ freuten, blieb uns dann aber doch noch der Spaß im Halse stecken, denn ausgerechnet ihren größten Hit „Babsi Ist Tot“ vergeigten die Belgier völlig. Man kann nicht immer erwarten, dass Bands ihre Hits im ureigensten Gewande spielen, aber das was The Arch mit „Babsi Ist Tot“ machten, sagte uns so gar nicht zu. Der Gesang schien plötzlich kraftlos, die Gesangslinien waren verändert und fast hatte man den Eindruck die Gesangsspur leierte. Auch musikalisch war hier die Luft raus und der Song ließ den bekannten Druck vollkommen vermissen. Schade, hier wurde ausgerechnet bei der Kür gepatzt, so dass am Ende ein Wehrmutstropfen den Gesamteindruck etwas trübte.
Setlist:
01. Primosten
02. Wait
03. Derry Ann
04. Ribdancer
05. No Noise
06. Stay Lay
07. Coward
08. Individuals
09. Brain Duck
10. Revenge Revival
11. Babsi Ist Tot
Dieser Rückschlag war beim nächsten Act aber sofort vergessen, denn A Split Second [GALLERY] wussten unsere Vorfreude mit toller Musik vollständig zu rechtfertigen. Von Beginn an herrschte eben jene synthetische Stimmung die ich mir erhofft hatte und es war einfach toll Songs wie „On Command“, „Mambo Witch“ oder „Firewalker“ mal live zu hören. Auf der Bühne selbst passierte zwar zu Beginn noch nicht sehr viel, was sich aber später drastisch änderte, als sich Frontmann Marc Ickx ein Duell mit seinem Gitaristen lieferte und diesen im wahrsten Sinne des Wortes zu Boden rang. Spätestens jetzt war die Stimmung auf dem Siedepunkt und es herrschte ausgelassene Partyatmosphäre zum perfekt-düsteren Soundtrack. Das Publikum war begeistert und es wurde ausgiebig vor der Bühne getanzt, im Stechschritt marschiert und die Atmosphäre aufgesogen. Ein wirklich starker Auftritt, der die lange Anreise absolut rechtfertigte und man kann nur hoffen, dass sich die Belgier nun wieder öfter auf der Bühne präsentieren, dann ja vielleicht auch mal mit ihrem Underground-Hit „Colonial Discharge“ im Gepäck. Wir werden eine solche Chance jedenfalls wieder wahrnehmen.
Setlist:
01. Taste
02. Rigor Mortis
03. Colosseum Crash
04. Cold War In The Brainbox
05. Muscle Machine
06. Crimewave
07. Suckerpunch
08. Baby Is A Mental Case
09. Close Combat
10. Firewalker
11. Vengeance C.O.D.
12. On Command
13. Mambo Witch
14. Bend My Body Armour
Es war also nicht leicht für den heutigen Headliner, sich nun als letzte Band des Abends dem belgischen Publikum zu präsentieren. Doch Covenant [GALLERY] sind natürlich alte Füchse, auch wenn 2/3 der heute hier vorstelligen Musiker noch nicht so lang oder eigentlich gar nicht zum Line-up der Schweden gehören. Denn neben Frontmann Eskil Simonsson standen heute Daniel Myer (Haujobb, Destroid, Architect und seit wenigen Jahren eben Covenant) und Daniel Jonasson (Dupont) auf der Bühne. Letzterer vertritt live in letzter Zeit des Öfteren das eigentliche Covenant Vollmitglied Joakim Montelius, welcher sich mehr seinem Privatleben widmen möchte. Los geht’s mit „Stalker“, natürlich ein starker Beginn und auch „Bullet“ und die vom neuen Album „Modern Ruin“ stammenden „Judge Of My Domain“ und „Dynamo Clock“ wissen live zu überzeugen. Das Publikum singt oft und energisch mit und lässt sich auch von vermeintlich schwächeren Live-Nummern wie „Tension“ oder dem ruhigen „The Beauty And The Grace“ nicht aufhalten. Humoristisch wird es, als das Publikum lautstark „Dead Stars“ fordert, Daniel Myer die ersten Töne anstimmt und dann abrupt wieder abbricht. Eskils Aussage „Daniel is such a tease“ folgt dann auch wirklich nicht „Dead Stars“, sondern „The Men“, während Daniel noch immer schelmisch grinst. Ungewollt komisch auch die kurz darauf folgende Episode bei „We Stand Alone“, als Daniel Jonasson gesanglich so laut einsetzt, dass Eskil erschrocken hochblickt und für einige Sekunden komplett den Text vergessen zu haben scheint.
Alle drei Musiker versuchen den Auftritt hindurch das Publikum anzuheizen, was auch bestens gelingt. Etwas nervig hingegen die schon von Eskil bekannte Angewohnheit, bestimmte Phrasen immer wieder zu wiederholen. War es beim Auftritt beim Blackfield Festival im letzten Jahr noch „you wonderful, wonderful people“, war dieses Mal mal wieder „right here, right now“ an der Reihe. Aber das sei nur am Rande erwähnt. Interessanter war da schon die Live-Version von „Lightbringer“ (auch von „Modern Ruin“), bei der Eskil mit Daniel Myer im Duett sang und Daniel in bester Stromkern-Manier fast schon rappte. Wir verließen derweil schon einmal den Balzaal, lauschten den Klängen nun noch vom Vorraum aus, vernahmen noch das so sehnlichst geforderte „Dead Stars“ als letzte Zugabe und als das Konzert gegen 2:00 Uhr endete, machten wir uns wieder auf den Heimweg durch die belgische, niederländische und deutsche Nacht.
Setlist:
01. Intro
02. Stalker
03. Monochrome
04. Bullet
05. Judge Of My Domain
06. Kairos
07. Dynamo Clock
08. Tension
09. No Man’s Land (edit 2011)
10. The Beauty And The Grace
11. Pulse (edit 2011)
12. The Men
13. We Stand Alone
14. Ritual Noise
— improv —
15. Like Tears In Rain
16. Lightbringer (rmx)
17. Call The Ships To Port
18. 20 hz (Z)
19. Dead Stars (Z)
Belgien war mal wieder eine Reise wert und wird dies auch nicht zum letzten Mal in diesem Jahr gewesen sein. Toll was die Belgier immer wieder an Bands hervorzaubern und wie sie deren Auftritte feiern können. Es hat richtig Spaß gemacht!
Die kompletten Fotosets der aufgetretenen Bands können durch Anklicken der entsprechenden Fotos oder GALLERY-Links erreicht werden.
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