Bevor es mit dem Hauptact aber los ging, stand mit The Kinbeats eine deutsche Band im Vorprogramm, die vor einigen Jahren nach London auswanderte und dort wie sie sagten sehr positiv aufgenommen wurde. Dort wurde auch Edwyn Collins auf sie aufmerksam und nun nahm er die optisch und musikalisch stark von diversen 60s Bands beeinflussten Musiker mit auf seine aktuelle Tournee. Das Set der vier Musiker war ganz ordentlich, allerdings waren sie vielleicht etwas nervös, jedenfalls redete sich Sänger Arthur Ralla stets um Kopf und Kragen, was etwas nervend war. Nach einer knappen halben Stunde bekamen die Kinbeats den verdienten Höflichkeitsapplaus des recht erwachsenen Publikums und gingen zufrieden von der Bühne.
Auf dieser wurde jetzt in der Mitte eine Monitorbox aufgebaut, die von nun an als Sitzgelegenheit für Edwyn diente, der auf einen Gehstock gestützt die Bühne betrat. Er hatte 2005 zwei Schlaganfälle überlebt und ist mittlerweile gut genesen. Seinen Humor hat er bei all dem jedenfalls ganz und gar nicht verloren, denn seine Ansagen waren zwar knapp, aber stets auf den Punkt bis amüsant und sein Lachen war mehr als nur ansteckend; wirklich sehr sympathisch der Herr. Musikalisch ging es mit „Losing Sleep“, dem Titelsong seines aktuellen Albums los und das war ein sehr gelungener Auftakt. Es folgten zwei Orange Juice Tracks, wovon immer mal wieder einige ihren Weg in die Setlist finden sollten. Im Mittelteil des Konzerts hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass alles etwas statisch wirkte und man sich langsam in Richtung Monotonie bewegen würde, doch dann zog die Band das Tempo spätestens bei „What is My Role?“ noch einmal ordentlich an und es entwickelt sich ein richtig gutes Konzert! Auch die erste Orange Juice Single „Falling And Laughing“ gehörte zum Set und klang äußerst funky und alles andere als antiquiert. Richtig rockig wurde es bei den nachfolgenden Tracks. Das war zum einen das in Zusammenarbeit mit Franz Ferdinand entstandene „Do It Again“ und zum anderen das flotte „Don’t Shilly Shally“, bevor der größte Solohit „A Girl Like You“ im Anschluss das Mainset beschloss. Diesen Song kannte im Publikum natürlich jeder und so wurde viel getanzt und mitgesungen, zumal die Musiker es vermieden, den Song originalgetreu einfach runterzuspielen, sondern versuchten, ihm einen etwas rockigeren Touch mit einigen Ecken und Kanten zu verpassen, was ihm auch gut zu Gesichte stand.
Auch für die Zugaben hatten sich Edwyn und seine Mannen einiges vorgenommen und so betraten zunächst nur Edwyn und sein Bassist James die Bühne, der Edwyn an der Akustikgitarre zu „Searching For The Truth“ begleitete. Beim zweiten Track „In Your Eyes“ war die Band dann aber wieder vollzählig und mit Edwyn’s Sohn Will wurde man sogar noch weiter verstärkt. Will schien zunächst etwas unsicher, was aber mehr und mehr gespielt wirkte und sein mal ruhiger, dann aber wieder aggressiver Gesang war das Tüpfelchen auf dem „i“ des Songs. Mit dem tollen „Blue Boy“ aus Orange Juice Zeiten endete ein klasse Konzert, bei dem die Begleitmusiker am Ende noch einmal alles gaben und ordentlich auf der Bühne jammten.
Es hat richtig Spaß gemacht und man darf gespannt sein, zu was der Musiker noch so alles fähig ist.
Setlist:
01. Losing Sleep
02. Dying Day (Orange Juice)
03. What Presence!? (Orange Juice)
04. Make Me Feel Again
05. Consolation Prize (Orange Juice)
06. It Dawns On Me
07. Wheels Of Love
08. Home Again
09. Humble
10. What Is My Role?
11. Rip It Up (Orange Juice)
12. Falling And Laughing (Orange Juice)
13. Do It Again
14. Don’t Shilly Shally
15. A Girl Like You
16. Searching For The Truth (Z)
17. In Your Eyes (Z)
18. Blue Boy (Orange Juice) (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind möglich) oder direkt durch Anklicken des jeweiligen Bandfotos.