NOCTURNAL CULTURE NIGHT FESTIVAL 2010 – Tag 3 – Deutzen, Kulturpark (05.09.2010)

Nocturnal Culture Night Festival 2010 - Deutzen, Kulturpark (03.-05.09.2010)
Geschätzte Lesezeit: 11 Minute(n)
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Auch der dritte Tag NCN verhieß zu unserer Freude Sonne pur, ganz im
Gegensatz zu dem, was in den vergangenen Jahren wettertechnisch bei
diesem September- Festival vorherrschend war. Mittags läuteten Addicted Dreams aus Berlin den dritten und letzten Festivaltag der NCN auf der kleinen Bühne ein, da Vanessa ihren Auftritt leider absagen mussten. 

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Wir stiegen an jenem Sonntag allerdings erst bei Slave Republic, die im Anschluss an Vanessa die große Bühne betraten, ein. Obwohl ich persönlich mit modernem Indie- Pop für gewöhnlich relativ wenig anfangen kann, hatte es der Geheimtipp des NCN Veranstalters sofort geschafft, mich mit seinen Songs zumindest schon einmal ein bisschen zum Mitwippen zu bewegen. Und so ging es einigen, die ich um mich herum sehen konnte, auch wenn viele nur sitzend ihre Beine langsam in Bewegung bekamen. Die Tanzbarkeit der Songs steht beim Duo Slave Republic absolut im Vordergrund und das tat an jenem Sonntagmorgen nach bereits zwei fast nahtlos durchgetanzten Festivaltagen zum Warmwerden richtig gut. Dass die Band einst zu viert auf der Bühne stand, merkt man den beiden verbleibenden Mitgliedern Alec Fu (Gitarre, Gesang) und Alex Alice (Bass, Drumcomputer) gar nicht an, klingt das Ganze doch zu zweit auch relativ rund und ansprechend. Mit ihrem Debütalbum ?Electric One? zeigten die beiden Jungs bereits, dass sie genug Erfahrungen gesammelt hatten, um erwachsene Musik zu machen, die ihre Hörer auch erreicht. Und natürlich gab es auch an jenem Festivalsonntag eine Menge toller Songs vom genannten Debüt zu hören, darunter ?Electric? und ?My Maker?, welches im Studio von Peter ?Jem? Seifert (HIM) abgemischt wurde. Ein toller neuer Einstand und eine schöne Rückmeldung aus der Indie- Welt, wie ich finde!

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Auf der kleinen Bühne ging es nun mit einem in der Szene nur allzu bekannten und beliebten Genossen weiter. Sven Friedrich, der sich bereits mit seinen Projekten Zeraphine und Dreadful Shadows einen Namen geschaffen hat, reiste mit seinem Elektro- Projekt Solar Fake im Gepäck in Deutzen an und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das NCN- Publikum zu verzaubern. Dass Friedrich sich im Bereich der handgemachten Musik bestens auskennt, kann man durch seine Erfolge mit oben genannten Bands nur bestätigen, aber wie war es um den Hang zu den elektronischen Klängen seinerseits bestellt? Dass es ein großer persönlicher Wunsch Svens war, ein rein elektronisches Projekt zu gründen, merkt man ihm auf der Bühne auch direkt an, geht er doch voll und ganz in dem auf, was er da macht. Eingängig, mitreißend und gefühlvoll zugleich ? diese Attribute schienen Sven an jenem Tag anzuhaften wie kaum einem anderen. Und so schafft er es auch, die zahlreichen vor der Bühne stehenden Fans zu beeindrucken, sei es mit dem sich in den Kopf brennenden ?Stigmata Rain? oder dem gefühlvollen ?Hiding Memories From The Sun?. Es hat ein weiteres Mal große Freude gemacht, Sven Friedrich auf der Bühne agieren zu sehen und seine Musik zu genießen. Mir gefällt sein mit Solar Fake elektronisch eingeschlagener Weg im Moment gerade sogar ein Tick besser als das rockige Projekt Zeraphine.

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Waren die letzten elektronischen Klänge von der kleinen Bühne gerade erst verhallt, sollte es auf der Hauptbühne sofort wieder gegensätzlich rockig werden. Für die Belgier von Star Industry wird erst einmal eine ausreichende Menge Bier an den Instrumenten positioniert, auf dass es ein feucht- fröhliches Schaffen auf der Bühne werde. Dass Belgien es in der Vergangenheit immer wieder geschafft hat, gute EBM- Projekte in seine Nachbarländer zu entlassen, darüber braucht nicht diskutiert zu werden. Doch nun durften wir erst einmal Gothic- Rock vom Feinsten aus Belgien begrüßen. Und was da live auf der Bühne rüber kam, war wirklich großartig. Von der Musik her erinnert der Stil von Star Industry etwas an Fields Of The Nephilim, aber trotzdem kommt das Ganze wesentlich frischer, wesentlich moderner rüber, dass es auch in jungen Menschen und Freuden der rockigen Klangerlebnisse Freude erwecken kann, ohne schwer verdaulich zu sein. Nach und nach tat sich eine feine Mischung aus rockigen Grundelementen, eingängigen Melodien und durchdachten Synthie- Sounds auf, die sofort Gefallen im Publikum auslöste. Frontmann Peter Beckers schaffte es auch immer wieder, mit aufregenden Posen die Stimmung noch etwas weiter zu pushen. Schade nur, dass er den kompletten Auftritt über mit Sonnenbrille und Hut da stand. Nichts desto Trotz lieferten die belgischen Goth- Rocker an jenem Tag eine tolle, mitreißende Show ab und begeisterten die Fans mit Songs wie ?Ceremonial? oder einer tollen rockigen Cover- Version von MGMT’s ?Kids?.

Lief bisher programmmäßig alles gut, so gab es nun die ersten wirklichen Veränderungen, denn Ronan Harris konnte mit seinem Projekt Modcom nicht rechtzeitig anreisen. Also ging es zunächst einmal auf der großen Bühne weiter, während sich die Girls Under Glass auf der kleinen Bühne gedanklich einrichteten.

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Auf der Hauptbühne ging es daher also direkt mit dem Industrial- Projekt Xotox weiter. Was 1998 zunächst als Solo- Projekt von Andreas Davids begann, hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einer Szene- Größe entwickelt und ist von bestimmten Noise- Partys schon lange nicht mehr wegzudenken. Seit einiger Zeit steht der Schöpfungsvater nun gemeinsam mit seiner Frau Claudia auf der Bühne, wodurch dem Publikum nicht nur noch mehr Dynamik, sondern auch etwas fürs Auge geboten wird. An jenem Sonntag traten aber beide in gepanzerten, schwarzen Westen und Mundschutz auf die Bühne. Nur die schulterlangen, gepflegten Haare ließen erahnen, dass sich unter einer der Verkleidungen eine Frau verbarg. Durch auf einer Leinwand ablaufende Videos unterstützt ging es dann auch sofort ans Werk und der Bitte des Publikums um Erhöhung der Grundlautstärke wurde schnell Folge geleistet. Somit schallten knappe, harte Beats mit geringfügig aufflammenden, einprägsamen Melodien abermals lauter von der Bühne. Fans und Freunde dieser Musikrichtung fingen sofort an zu tanzen, aber angesichts der Lautstärke war es auch für den rein schaulustigen, interessierten Besucher ein schweres Unterfangen, von den Beats nicht gepackt zu werden. Für die passenden, der Musik gerecht werdenden Effekte sorgte Claudia dann mit einer großen Trommel, der bei jedem Schlag ringförmig Nebel entstieg. Auch wenn ich mir diesen Industrial- Extreme- Act besser in dunklen Discoräumen vorstellen kann, lieferten Xotox eine laute, bebende Show ab, die sicherlich die Fans zufrieden stellte. Für mich persönlich war es irgendwann zu viel des gut gemachten Kraches, so dass wir bald die Hauptbühne verließen, um einen kleinen Snack zu uns zu nehmen.

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Der Flexibilität der Hamburger Girls Under Glass ist es zu verdanken, dass es im Anschluss an Xotox auf der kleinen Bühne trotz des noch fehlenden Ronan Harris weiter ging. Bereits beim diesjährigen Blackfield Festival hatte ich mich von der Wave- Legende überzeugen lassen und freute mich nun umso mehr auf so einen tollen Act. Was das Faszinierende an den Girls Under Glass ist, ist, dass sie nicht nur jedem ihrer Songs eine so persönliche Note mitgeben, sondern dass das Ganze auf der Bühne auch so ehrlich, so authentisch rüber gebracht wird, dass es sich für einen Fan anfühlt, nach Hause zu kommen, dorthin, wo man sich wohl fühlt. Genau das beinhalten die Auftritte von Girls Under Glass und das macht sie so sympathisch und attraktiv für viele Szenegänger, auch wenn sich die Girls (äh Boys) nie wirklich der schwarzen Szene zugehörig fühlten. Und nach kurzer Wartezeit für die Fans ging es dann um kurz nach 16 Uhr auch endlich los. Nach einem einleitenden Intro wurde sofort der Weg ?In Die Einsamkeit? geebnet und mit diesem starken Stück sofort ordentlich losgelegt. Mit ?Ohne Dich?, das viele sofort zum Tanzen brachte, wurde ein weiterer Kracher aus dem Ärmel geschüttelt. Es folgten noch weitere Topsong aus den vergangenen über 20 Jahren positiven Schaffens, unter anderem der Klassiker ?Down In The Park? und ?Humus? aus den Anfangstagen der Girls Under Glass. Ein toller Auftritt, der wieder einmal aus der überzeugenden Wirkung von Frontmann Volker Zacharias schöpfen durfte!

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Im Anschluss an Girls Under Glass wartete man auf den verspäteten Ronan Harris, der mit seinem Projekt Modcom aufschlagen wollte. Und nun war er auch endlich da, der Flieger hatte ihn heil und gesund nach Deutschland gebracht. Vorrangig VNV- Nation Fans warteten an der Bühne auf Mastermind Ronan und waren gespannt, was es an jenem Festivaltag von ihm auf die Ohren gab. Das, was dann da von der Bühne schallte, war im ersten Moment auch gar nicht so übel, erinnerte es von der Art doch sehr an VNV Nation, nur dass eben die Vocals fehlten. Nach zwei Songs hatte man es dann aber auch schon über. Es klang plötzlich alles so sterbenslangweilig, dass wir schon einmal den Weg zur Kulturbühne suchten, auf der die Schementhemen sich schon zurecht gerückt hatten, um eine skurrile Lesung zu geben. Der wahre Ronan- Fan blieb allerdings vor der Bühne, jeden Beat der Synthies mittanzend, jubelnd und feiernd. Schön, dass Herr Harris nicht umsonst angereist war. Meiner Meinung nach war eine Festivalbühne allerdings nicht der richtige Ort für ein solches One- Man- Projekt, passierte doch auf der Bühne nicht wirklich viel. Vielleicht hätte mich das Ganze im entsprechenden Rahmen ?ähnlich wie bei Xotox? in einer dunklen Disco bei entsprechend geringerer Beleuchtung und anderer Stimmung mehr angesprochen.

Auf der großen Bühne sollte es im Anschluss an Modcom direkt mit Nachtmahr, die bereits auf dem diesjährigen Amphi Festival für eine Menge Krach gesorgt hatten, weiter gehen. Man kann nur hoffen, dass die Nachmahr- Mädels ihren Einsatz auf der Bühne beim NCN Festival etwas sinnreicher gestalteten, standen sie doch beim Amphi eigentlich nur herum und leisteten keinen wirklich bereichernden Beitrag zur Gesamtshow.

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Wir saßen jedoch entspannt vor der Kulturbühne und lauschten der Lesung von Myk Jung und Klaus Märkert, die mit ihrer Veranstaltungsreihe ?Schementhemen? vor allem im Ruhrgebiet, aber auch überregional bisher tolle Erfolge verzeichnen konnten. Im Vergleich zu den sonstigen Lesungen, die die beiden mit Gast- Lektoren für gewöhnlich sitzend bestreiten, standen Jung und Märkert bei ihrer Lesung auf dem NCN Festival, was zunächst einmal schon ein lustiges Bild ergab. Der eine wild in schwarzer Leder- Kutte, der andere schüchtern in Pulli und Jeans. Lustig waren dann auch die verschiedenen, vorgetragenen, selbst erarbeiteten Kurz- Geschichten, die es dort zu hören gab. So wurden neben einer Story, in der es um ein wortwörtlich beschissenes Problem eines Szenegängers ging, Dinge aus dem Leben eines Grufties thematisiert. Schwarz, schwarz, schwarz ist alles, was ich trage oder tragen will. Bei blauem Kuli auf weißem Papier gibt es dann die erste wirkliche Sinnkrise in der bewegenden, humorvollen Geschichte, die von Myk Jung überzeugend vorgetragen wird. Immer wieder tönt schallendes Gelächter aus dem Publikum; die Herren wissen, wie sie den Humor der Menschen am Schopfe packen. Wer es auf so skurril- komische Art schafft, unsere Szene mit einem Augenzwinkern auf die Schippe zu nehmen, der verdient mehr als nur Applaus. Letzteres gab es natürlich en masse für diese tolle Lesung, aber sicherlich auch viele neue Interessenten, die die Schementhemen sicherlich nicht zum letzten Mal aufgesucht haben.

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Die kleine Bühne wurde beim diesjährigen NCN Festival nun zum letzten Mal betreten und zwar von niemand geringerem als Claus Larsen mit Leaether Strip. Darauf freute sich die Gesamtheit des NCN- Publikums schon sehr, denn auch hier war es wieder brechend voll vor der Bühne. Als dann auch noch bekannt wurde, dass Larsen angesichts der Tanzwütigkeit der Fans, welche er in den vergangenen Festivaltagen live miterlebt hatte, alle langsamen Songs aus seinem Set gestrichen hatte, war die Freude und das Gejubel groß. Larsen, der nach langer Krankheit seit dem letzten Jahr deutliche und einschlägige Rückmeldungen in Sachen Musik gegeben hat, ist seither nicht mehr wegzudenken von Festivalbühnen wie dieser. Die EBM- Szene liebt ihn und braucht ihn, so viel steht fest. Nach über 20 Jahren Schaffenszeit ist das eine Auszeichnung, wie man sie sich als Künstler nur wünschen kann.

?Are you ready for 90 minutes in hell?? rief Claus von der Bühne in die Menge und sofort wurde ordentlich losgelegt. Sogar ein Klutae Stück, nämlich ?Desert Storm? hatte sich in das Set von Leaether Strip eingeschlichen und wurde genauso gefeiert und bejubelt wie ?Introvert? vom aktuellen Album oder der Klassiker ?Japanese Bodies?. Gefolgt von ?Strap Me Down? und ?Don’t Tame Your Soul? ging es sofort stark weiter. Hier jagte eine Dance- Hymne die nächste; es wurde gestampft und gefeiert, was die Beine am dritten Festivaltag noch hergaben. Und da war bei den meisten Besuchern noch einiges an Kraft vorhanden. Claus Larsen ließ sich auch selbst immer wieder mitreißen und nahm die Bühne für eigenes Gestampfe ein und hob die Stimmung somit noch weiter an. Selten war mir ein Künstler untergekommen, der die EBM- Mengen so begeistern konnte und der den Kontakt zu seinen Fans so pflegt und schätzt, wie es ein Claus Larsen tut. Larsen bot dem Publikum einen einwandfreien und energiegeladenen Abschluss und setzte dem gesamten Festival die Krone auf.

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Als letzter und abschließender Act erwarteten uns die Spielmänner von Saltatio Mortis auf der großen Bühne. Aber was war mit dem Publikum los, das bereits nach Leaether Strip das Gelände verließ? Es wurde plötzlich immer leerer auf dem Gelände, so dass nur noch gerade einmal die Hälfte der am letzten Tag anwesenden Besucher bei Saltatio Mortis vor der Bühne stand und zunächst einmal etwas skeptisch schaute. War die Elektro- Szene wirklich so unflexibel, dass sie sich nicht auf einen Mittelalter- Act einlassen konnte? Wer Saltatio Mortis kennt, der weiß, dass die Jungs keinesfalls einen gewöhnlichen Act in diesem Genre darstellen, sondern dass sie es immer wieder schaffen, die Massen dermaßen zu begeistern, dass es schwer fällt, einen Vergleich zu finden. Innerhalb weniger Jahre hatte es die seit 2000 bestehende Band geschafft, neben Größen wie Subway To Sally, Schandmaul und In Extremo zu bestehen und sich perfekt und nahtlos zu integrieren. Sei es auf Mittelaltermärkten oder größeren massenkompatibleren Events ? die Crew um Frontmann Alea, dem Bescheidenen, begeistert und schafft Stimmung zu jeder Tageszeit. An jenem Abend war es schon dunkel und das von der Bühne schallende Intro schaffte eine unheimlich mysteriöse Atmosphäre. Als dann die ersten Drumbeats folgten, jubelten die Fans und nahmen Alea und sein Gefolge freudig in Empfang. Mit ?Rastlos? von der neuen Scheibe ?Wer Wind Sät? legten die gut gelaunten Spielmänner sofort richtig los und es wurde gerockt, was das Zeug hielt. Leider schwappte diese Energie, die dort auf der Bühne geboren wurde, nicht sofort ins übrige, sich in etwas Entfernung befindliche Publikum über. Alea heizte also mit Songs wie ?Tritt Ein?, bei welchem er die Fans in der ersten Reihe höchstpersönlich begrüßte, oder ?Wirf Den Ersten Stein? immer mehr ein. Langsam aber sicher traute sich das übrige Publikum dann auch näher an die Bühne und ließ sich von der Show mitreißen. Bei ?Keines Herren Knecht? schnappte sich der tanzende Alea dann einen kleinen Jungen namens Robin aus dem Publik und sang, ihn auf dem Huckepack, erst einmal weiter. Der kleine Kerl krallte sich immer wieder fest an Alea und genoss die ganze Aufmerksamkeit, die ihm entgegen kam. Eine wirklich bezaubernde Geste vom quirligen Sänger!

Mit ?Koma?, bei dem sich das gesamte Publikum an den Händen hielt, ?Prometheus? und ?Wir Säen Den Wind? wurde die Stimmung an der Hauptbühne immer weiter angehoben. Nun tanzten sogar Besucher, die mit dem mittelalterlichen Gespiel augenscheinlich überhaupt nichts anfangen konnten. Zu ?Falsche Freunde? forderte Alea dann das Publikum auf, eine Polonaise über die Stufen des Bühnengeländes zu machen. Er führte an und sang und viele Besucher folgten ihm gehend, laufend, springend. Trotz der niedrigen Außentemperaturen wurde einem nun richtig warm und es war eine Freude, so ausgelassen mit so vielen Menschen zu feiern. ?Spielmannsschwur? beendete das umfangreiche Set und so ließen Saltatio Mortis ein glückliches und ausgepowertes Publikum zurück. Es war wieder einmal ganz große klasse, was da auf der Bühne geleistet wurde!

So ging ein erfolgreiches NCN Festival mit vielen tollen Künstlern und einer durchweg super Stimmung zu Ende. Im Grunde genommen kann nur Positives verbucht werden. Sogar das Wetter war auf unserer Seite, ganz im Gegensatz zu den vergangenen Jahren. Für uns steht fest: wir kommen wieder! Und somit freuen wir uns schon auf die Nocturnal Culture Night 2011.

Die kompletten Fotosets der aufgetretenen Künstler werden in Kürze hier entsprechend eingepflegt.


Bericht: Tanja Sunshine
Fotos: Michael Gamon

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