Die Düsseldorfer Abendluft gleicht immer noch den Innentemperaturen eines Backofens. Viel angenehmer wird der Aufenthalt in dem gut klimatisierten Konzertsaal.
Auf Bestuhlung wird bei diesem Event komplett verzichtet, dies ist ein weiterer untypischer Anblick in einem Konzerthaus. Auf der geräumigen Bühne geht es mit Gegensätzen weiter. Neben dem Standard Equipment eines Orchesters ist am linken Bühnenrand ein DJ Pult mit drei Laptops für die ?Knöpfchendreher? aufgebaut.
Im Klassischen Sinne beginnt das Konzert indem das Schumann Camerata Orchester die Instrumente auf Betriebstemperatur bringt. Jeder lauscht den Klängen der Harmonie und lässt sich von dem angenehmen Wohlklang verzaubern. Auch der Job eines Dirigenten ist in diesem Falle schweißtreibend und das Sakko von Alexander Shelley hat für heute seinen Dienst geleistet. Lässig im weißen T-Shirt steht Shelley nun vor den adrett gekleideten Musikern. Das buntgemischte Publikum verfolgt zunächst entspannt die klassischen Momente.
Dann kommt auch die Kölner DJ Brigade Blank & Jones mit ins Spiel und kreieren gemeinschaftlich aus fetten Beats und wehmütigen Geigen eine einzigartige Soundlandschaft. Die erste Hälfte des Abends gesellen sich Werke von Maurice Ravel und Edgar Elgar zu den Stücken von Blank & Jones. Es wird ein Wellengang aus Sounds der mit geschlossenen Augen oder mit tanzenden Bewegungen genossen wird. Im weiteren Verlauf werden Songs vom aktuellen Album ?Relax?, elektronische Beats und Samples mit Cello, Violine und dem kompletten klassischen Equipment zusammengeschneidert. Partystimmung und Genuss verschmelzen im Einklang. Jeder Fan seiner Musikrichtung wird mit diesem Klang-Experiment zufrieden gestellt. Während Shelley zur Musik des Orchesters gefühlsbetont den Taktstock hebt, utzen Blank & Jones in Ravermanier mit erhobenen Armen an ihrem Arbeitsplatz.
In mühseliger Kleinarbeit wurden die Stücke in dem letzten halben Jahr von allen Beteiligten ausgesucht, zusammengeschnipselt, umgeschrieben und geprobt. Das Endergebnis des Experiments ist ein faszinierendes Unikat, von dem Zuschauer genauso begeistert sind, wie die erfinderischen Musikdesigner. Man kann sich nur wünschen, dass sich beide Parteien in naher Zukunft erneut gegenüberstellen.
Autorin und Fotos: Martina Peitz