Drei Jahre sind seit ihrem 2005er Werk ?Redbird? vergangen, nun wurde dieser Tage endlich der neue Longplayer der 41-jährigen bermudischen Sängerin Heather Nova veröffentlicht. Das neue Album trägt den zerbrechlichen Namen ?The Jasmine Flower? und ebenso zerbrechlich ist auch diesmal ihre Musik. Diese bewegt sich zwischen Indie-Rock und Pop, wobei aufwendige Songstrukturen Jahr für Jahr einer reifen Entwicklung unterzogen wurden und Heather Nova sich immer mehr der Schönheit des Purismus verschrieb. Dabei entstehen seit eh und je intensive Songs, die einen berühren und das Herz erwärmen. Über allem schwebt dabei ihre einmalige Stimme, die sie stets gekonnt einsetzt.
Live stand die Schönheit das letzte Mal im Oktober 2005 auf deutschen Bühnen. Eine sehr lange Zeit und dementsprechend wurde sie bei ihrem ersten Konzert nach dieser Pause in Hamburgs ?Großer Freiheit? am 15.10. gebührend empfangen. Ebenso gut gefüllt war wenige Tage später das Kölner E-Werk und dieses Mal waren auch wir vor Ort, um uns ein Bild von Heather Nova Anno 2008 zu machen. Mein letztes Heather Nova Konzert hatte ich Anfang der Neunziger Jahre bei einem Festival in Belgien erlebt, bei dem sie sich die Bühne mit solch illustren Kollegen wie den Ramones, Suede, Dog Eat Dog und vielen weiteren teilte. Seinerzeit ein großartiger Auftritt, doch irgendwie hatte sich ein weiteres Konzert in den vergangenen knapp 15 Jahren nicht mehr ergeben. Umso neugieriger waren wir jetzt, dass sie wieder da war.
Im recht gediegenen Ambiente des E-Werks machte man es sich zur Vorband ?Mañana? schon mal gemütlich. Die Halle war bereits zu Beginn gut gefüllt, was auch Mañana gut gefallen haben dürfte. Diese positive Überraschung übertrug sich aber gleich sehr schnell auch aufs Publikum, denn die Schweizer überzeugten von Beginn an und so war das Interesse der schon Anwesenden am Geschehen auf der Bühne überdurchschnittlich hoch und man begann mit den Füßen zu wippen oder sich in der atmosphärischen Musik der Schweizer fallen zu lassen. Mañana bestehen seit knapp 5 Jahren und konnten bislang auf drei Singles bzw. EPs zurückblicken, bevor sie in diesem Jahr ihr Debütalbum "Interruptions" veröffentlichten. Die Musik kann man wohl am ehesten als atmosphärischen Indiepop mit leichten Shoegaze Einflüssen beschreiben. Auch eine weitere Newcomerband wie "Polarkreis 18" schwebt bei ihren Sounds durch meine Gedächtnis. Nun also touren sie mit Heather Nova und direkt im Anschluss mit "I Am Kloot" durch die Weltgeschichte, um ihre Songs zu präsentieren. Dies gelingt ihnen live sehr gut, wovon sich auch die Zuschauer im E-Werk überzeugen konnten, welche nach dem Auftritt vielfach den Merchandisestand aufsuchten, um das Album zu erstehen, welches ebenfalls durch qualitative Hochwertigkeit überzeugt. Also unbedingt mal antesten …
Nach einer kurzen Erholungspause betrat unter Schreien und Jubel der Fans Heather Nova die Bühne. Passend zum Albumtitel und ihrer karibischen Heimat war der Mikroständer mit bunten Blumen getarnt und unterstrich somit den festlichen Rahmen. Erster Song war "Ride" vom neuen Album, welches von Heather Nova allein präsentiert wurde. Der erste Hit folgte gleich auf den Fuß, denn ungewöhnlich früh umschmeichelte uns Heather mit "Heart And Shoulder" vom "Siren"-Album und spätestens jetzt war klar, dass sie noch da ist, wo sie schon seit Beginn ihrer Karriere steht: Ganz oben als leuchtendster Stern des weiblichen Pophimmels. Vom gleichen Album stammt "Blood Of Me", das etwas düsterer und beschwörend daher kommt, aber nur noch klarer ihre Ausnahmestimme unterstreicht. Auch in der Folgezeit überzeugten Heather und ihre großartige Band mit Songs aus den verschiedensten Epochen ihrer Karriere, wobei natürlich die beiden Songs vom Erfolgsalbum "Oyster", "Heal" und ganz besonders "Walk This World" in einer etwas rockigeren Version, überzeugten und das Publikum emotional mitrissen. Einfach traumhaft wie die Sängerin ihre Stimme im Griff hat und das Publikum war sprichwörtlich mucksmäuschenstill während der Songs, brach aber in lauten Applaus und rhythmisches Klatschen aus, sobald der jeweils letze Akkord beendet war.
Bei Halbzeit verließen Heathers Mitstreiter kurzzeitig die Bühne und sie nutze die nächsten Minuten allein, um ihre neuen Songs zu präsentieren, was für Abwechslung sorgte, aber auch gleichzeitig viel Gefühl zum Ausdruck brachte. Sie habe die Songs ganz allein daheim geschrieben erzählt sie. Dies hier sei einer der ersten Auftritte, bei dem sie die Songs jemandem anderen als ihrem Hund vorspiele. Hier darf man sich durchaus geehrt fühlen, denn auch die neuen Songs sind toll geworden, soviel steht fest. Einige Tracks später dann wieder sehr Vertrautes, als die Band "London Rain" anstimmt, einer ihrer Singles von "Siren" und gleichzeitig ein absoluter Live-Kracher. Nicht minder populär, dafür umso zerbrechlicher, ging es mit "Island" vom Album "Oyster" weiter, wieder einmal eine dieser unschlagbaren Balladen, bei der sie ihre Gefühle nach außen krempelt und man meint, es ihr nachfühlen zu können. Letzter Song des regulären Sets war "Winter Blue", bei dem sie geschickt den Text von Don Henley’s Klassiker "Boys Of Summer" einfügte und dafür Zusatzapplaus bekam.
Die vier Hauptakteure verließen nun die Bühne, blieben jedoch nicht sehr lange Backstage um die Zuschauer nicht allzu lange auf die ersehnten Zugaben warten zu lassen. Den Auftakt besorgte mit "Paper Cup" ein weiterer Song von "Siren", bevor uns mit dem ATB-Song "Renegade" eine kleine Überraschung ins Haus stand, bei dem Heather Nova ATB ursprünglich nur ihre Stimme geliehen hatte. Nach einer weiteren kleinen Pause stand Heather Nova zum Abschluss noch einmal alleine auf der Bühne und präsentierte mit "Every Soldier Is A Mother’s Son" einen nachdenklichen Song vom aktuellen Album, bevor sie uns nach dem ihr zustehenden Applaus in die kalte Nacht entließ.
Ein beeindruckend schönes Konzert, das mir als jemandem, der meist männlichen Gesang bevorzugt, beweißt, dass auch weibliche Popmusik gut gemacht und überzeugend sein kann. Sollte Heather in Zukunft wieder rufen, wir werden folgen!
Setlist:
01. Ride (Heather Nova solo)
02. Heart And Shoulder
03. Blood Of Me
04. Motherland
05. All I Need
06. Not Only Human
07. Heal
08. Walk this World
09. Fool For You
10. Redbird
11. Beautiful Storm (Heather Nova solo)
12. Maybe Tomorrow (Heather Nova solo)
13. Hollow (Heather Nova mit Backing Vocals von Bastian und Geoff)
14. I Wanna Be Your Light
15. This Body
16. London Rain
17. Island
18. Like Lovers Do
19. Winter Blue (inkl. Lyrics aus Don Henley’s "Boys Of Summer")
20. Paper Cup (Z)
21. Renegade (Z)
22. Every Soldier Is A Mother’s Son (Heather Nova solo) (Z)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Concert-Pictures Sektion (für Bildkommentare muss man aus Spamverhinderungsgründen leider angemeldet sein) oder direkt hier durch anklicken der Bilder: