Und so hatte es schon etwas familiäres an sich, als Timid Tiger gegen 21 Uhr ihren Auftritt eröffneten. Timid Tiger sind Kölner Lokalmatadoren und veröffentlichten vor gut drei Jahren ihr Debütalbum "Timid Tiger & A Pile Of Pipers" beim exklusiven Hamburger Label L’age D’or. Interessanterweise trafen sich die beiden Bandgründer Keshav PuruShotam und Christian Voß im Jahr 2002 erstmals genau gegenüber des Luxors im dortigen Rose Club. Auch inspiriert von Throw That Beat In The Garbagecan Frontman Klaus Cornfield, der auch ihr Album illustrierte, setzten Timid Tiger indirekt das TTBITG-Genre fort, welches bei Timid Tiger nachvollziehbarerweise "Comic Pop" genannt wird.
Live präsentierten sich die fünf Kölner sehr kostümverliebt und so gehörten diverse Masken zur Bühnenausstattung der Tigers, darunter Affen-, Clowns- und Hasenmasken, interessanterweise war jedoch keine Tigermaske dabei. Dafür schwang sich Sänger Keshav zur Halbzeit in einen rot glänzenden Anzug mit weißen Engelsflügeln und weißer Feder im Haar. Ein unterhaltsamer, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftiger Aufzug. Musikalisch war Indiepop angesagt, dem auch ohne die Zeichnungen Klaus Cornfields der Comic-Charakter deutlich anzumerken war, was jedoch in keinster Weise abwertend gemeint ist. Der Auftritt machte Spaß, wirkte aber nicht albern, dazu haben die Songs auch musikalisch zuviel Gehalt. Ein gelungener Auftakt des Abends.
Setlist:
01. Electric Island
02. Combat Songs
03. Pretty Saphire Cat
04. On Sunday
05. Let The City Save Us
06. Loveboat
07. House Of Love
08. My Girl’s A Rascal
09. Miss Murray
10. Rabbit On Fire
Wie scheinbar auch vielen Kölnern, waren die Futureheads lange Zeit an mir vorbei gegangen. Bereits im Jahre 2000 wurde die Band in Sunderland /England gegründet und zum Zeitpunkt, als ich dank diverser Lobpreisungen von Christoph, das 2008er Album "This Is Not The World" hörte, hatten die Futureheads bereits 3 Alben und 9 Singles veröffentlicht, die durch die Bank in den britischen Charts vertreten waren. Ich versuche mich also an diesem Punkt damit herauszureden, dass Chartmusik eh nicht der Rede wert ist (sogenanntes "Coldplay"-Syndrom), doch ist dies im Fall der vier Briten ebenso falsch, wie dies bei Coldpay der Fall ist. Die Futureheads machen einfach Spaß und überzeugen durch modernen Indierock, der seine Wurzeln (das Debütalbum wurde von Gang Of Four Gitarist Andy Gill produziert) aber nicht verleugnet und so wunderte es mich nicht wirklich, dass das Outfit von Sänger Barry Hyde auch wunderbar zu den ehrwürdigen Clash gepasst hätte: rebellisch, aber stylisch.
Musikalisch ging es gleich mit "Walking Backwards" richtig zur Sache und natürlich eher nach vorne als zurück. Der Indierock der Zukunftsköpfe geht sofort ins Blut und von dort gleich in die Beine, die sich unweigerlich im Takt bewegen und umherwippen. Leider ging der Sound jedoch nicht nur in Mark und Bein, sondern auch in die Ohren, wo er zwar bestimmungsgemäß zunächst einmal hingehört, aber nicht in solch einer Lautstärke, wie heute im Luxor. Würde man versuchen es positiv zu drehen, könnte man sagen, ich hatte auch am nächsten Abend noch etwas "musikalisches" von diesem Konzert. Doch das nur am Rande, denn im Mittelpunkt soll hier der Auftritt der vier stehen und der war einfach Klasse. Natürlich überzeugten mich insbesondere die Songs des mir bekannten aktuellen Albums "This is Not The World", doch auch die früheren Werke haben es in sich und wussten auf Anhieb zu gefallen. Genannt sein hier einfach mal die sehr eigenwillige Coverversion des Kate Bush Klassikers "Hounds Of Love" von Debütalbum der Futureheads. Geboten wurden insbesondere Songs des Erstlingswerks und des aktuellen Albums, wobei am Ende fünf der älteren Songs für den Abschluss sorgen sollten. Über die gesamte Spiellänge gelang es jedenfalls das Tempo und den Elan des Auftritts stetig hoch zu halten und die Fans mitzureißen. Dementsprechend gut war dann auch die Stimmung bei den Anwesenden. Es wurde mitgesungen, gehüpft und im Pit sogar gepogt.
Und auch den Musikern selbst schien der Auftritt einigen Spaß zu bereiten und so wurde zwischen den einzelnen Liedern gescherzt und spätestens hier wurde auch die "very britishness" der Futureheads deutlich, britisches Englisch muss man einfach lieben. Neben den Späßen sorgte aber auch ein zwischenzeitlicher Defekt für Unterhaltung, als die Gitarre von Barry aussetzte, er während des Songs kurzerhand eine andere gereicht bekam, während die andere im Bühnenhintergrund wieder gerichtet wurde, nicht jedoch bevor der Soundtechniker einiges Kabelwirrwar bereinigt hatte. Hut ab vor soviel Einsatz! Nach 15 Songs war laut Setlist eigentlich Schluss, doch die Futureheads erhörten die Zugaberufe der Zuschauer und kamen noch für zwei weitere Songs des Debüts auf die Bühne, bevor der Auftritt nach etwas über einer Stunde zu Ende ging. Ein zu lauter, aber trotzdem überzeugender Auftritt und es bleibt zu hoffen, dass die Futureheads in Zukunft für ihre musikalischen Qualitäten belohnt werden und endgültig in eine Liga mit Bands wie Bloc Party oder Franz Ferdinand aufsteigen, verdient haben sie es allemal.
Setlist:
01. Walking backwards
02. Decent days and nights
03. Robot
04. Radio heart
05. The city is here for you to use
06. Worry about it later
07. This is not the world
08. Work is never done
09. Think tonight
10. Hard to bear
11. Skip to the end
12. The beginning of the twist
13. Hounds of love
14. Carnival kids
15. Man Ray
16. Le garage (Z)
17. He knows (Z)
Bilder der Auftritte gibt es in unserer Concert-Pictures Sektion: