„Selten war ein Albumtitel so passend“
Combichrist-Langrille Nummer acht. Und definitiv die schlechteste. Anders kann das Fazit zu This Is Where Death Begins kaum lauten. Eigentlich hatte sich der norwegisch-amerikanische Trupp rund um Frontmann Andy LaPlegua in den letzten Jahren als einer der aufregendsten musikalischen Abrissbirnen des Planeten etabliert und den Sprung vom Laptop-Act zur ernstzunehmenden Band längst hinter sich gebracht. Auch die schon in den letzten Jahren immer präsenter geworden Gitarren störten das Gros der Fanbasis eher nicht. Dies dürfte sich nun aber ändern. Gelang We Love You vor zwei Jahren noch der Spagat zwischer harter, energetischen Rockmusik (Maggots At The Party, Love Is A Razorblade, We Were Made To Love You) und harter, ebenso energetischer Elektonik (Can’t Control, Every Day Is War, From My Cold Head Hands, We Rule The World, Motherfuckers), gibt es hier nun über eine Stunde langweiligen, 08/15-Midtempo-Metal auf die Ohren.
Die Elektronik ist beinahe komplett verschwunden, zu tausendmal gehörten, mittelmäßigen „Dicke-Eier-Riffs“ und tausendmal gehörten und für CC-Verhältnisse erschreckend uninspiriertem Schlagzeugspiel gibt es Refrains, die nur selten im Ohr bleiben (My Life My Rules und Skullcrusher seien an dieser Stelle lobend erwähnt) und sonst vordergründig Kopfschütteln auslösen. Ausnahmen: Die als einzige Tracks an die Vergangenheit erinnernde Don’t Care How You Feel About It sowie Exit Eternity, die immerhin ein wenig Abwechslung in den sonstigen Schrammel-Einheitsbrei bringen, dem Al Jourgensen zu besten Ministry-Zeiten sebst im größten Speedball-Rausch nicht mal B-Seiten-Qualität bescheinigt hätte. Zu der Qualität alter Meisterwerke, die noch heute die gruftigen Tanzflächen füllen, halten aber auch diese beiden Tracks gehörigen Sicherheitsabstand. Bevor die durchaus schön anmutende Ballade Homeward die LP beendet, will man eigentlich schon aufgeben, weil einfach fast nichts nennenswertes passiert. Und das so manch lieb gewordener Klassiker in den Live-Setlists für diese neuen Stücke weichen werden muss, macht die ganze Sache nur noch schlimmer.
Wie bereits in der Überschrift erwähnt: Selten war ein Albumtitel so passend. Denn machen Combichrist so weiter, reitet man die eigene starke Marke in den Abgrund. Die Altfans werden mit dieser musikalischen Neuausrichtung zu einem großen Teil nichts anfangen können. Und Metal-Hörer, die Combichrist mit diesem Album wohl für sich gewinnen wollen, schmeißen eher einfach nochmal die ewigen Album-Klassker Demanufacture oder Psalm 69 in die Anlage, bevor sie 60 Minuten ihrer kostbaren Zeit für dieses Sammelsurium an Ideenlosigkeit opfern. War halt aufregend und mitreißend damals in den 90ern. Ungefähr so aufregend und mitreißend wie Combichrist von 2005-2015. Andy, so bitte nicht nochmal!
Tracklist COMBICHRIST – This Is Where Death Begins:
01. We Are The Plague
02. My Life My Rules
03. Glitchteeth
04. Exit Eternity
05. Skullcrusher
06. Time Again
07. Destroy Everything
08. Tired Of Hating You
09. Don’t Care How You Feel About It
10. Blackened Heart
11. Pay To Play
12. Slakt
13. Black Tar Dove Part 1
14. Black Tar Dove Part 2
15. Homeward
Weblinks COMBICHRIST:
Facebook: https://www.facebook.com/combichrist/?fref=ts
Homepage: www.combichrist.com
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