FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS – Oberhausen, Turbinenhalle (20.02.2014)

FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS - Oberhausen, Turbinenhalle (20.02.2014)
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Zwei Vorgruppen, mitten in der Woche? Das klang zunächst einmal nach einem langen Abend in der Oberhausener Turbinenhalle.

FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS - Oberhausen, Turbinenhalle (20.02.2014)Den Anfang machten Ducking Punches aus Norwich, England, an diesem Abend vertreten durch Sänger und Gitarrist Dan Allen. Nur mit seiner Akustikgitarre bewaffnet, spielte er ein kurzes Set, das man an jedem Abend, in jedem Pub der Welt mit viel Freude gehört hätte. Und auch als Opener für diesen Abend funktionierte es prima. Das Publikum war zufrieden und es gab höflichen Applaus. (https://www.facebook.com/duckingpunchesuk)

Es folgten Andrew Jackson Jihad, die auch in Mindestbesetzung, nämlich als Duo auftraten, Gitarre und Keyboards. Andrew Jackson Jihad stammen aus Phoenix, Arizona, USA und sind bereits seit 2004 dabei, ihre eigenwillige Mischung aus Folk und Punk auf den Bühnen dieser Welt zu verbreiten. Auch hier ein sehr energetischer Auftritt, der vom Publikum gut angenommen wurde. Schade, dass man bei einem Konzert nicht die Möglichkeit hat, besser zuzuhören, denn das was ich mitbekommen habe, lohnt durchaus das genaue Hinhören. (https://www.facebook.com/andrewjacksonjihad)

Habt ihr Frank Turner schon mal live gesehen? Wenn die Antwort Nein sein sollte, warum eigentlich nicht? Immerhin war Oberhausen bereits das 1533. Konzert, das der gute Mann gespielt hat. Dabei wurden bisher 35 (!) Länder bereist. Das ist eine stolze Quote, wenn man bedenkt, dass Frank Turner erst Ende 2004 angefangen hat, unter seinem eigenen Namen aufzutreten, mithin der Konzertzähler erst knappe 10 Jahre läuft.FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS - Oberhausen, Turbinenhalle (20.02.2014) Mit wem auch immer ich mich im letzten Jahr über Musik unterhalten habe, fast immer fiel irgendwann der Name Frank Turner. Kein Wunder, hat er doch so große Festivals wie das Hurricane, das Southside, Highfield und Rock am Ring bespielt. Auf fast 100 Auftritte in Deutschland kommt der gute Mann inzwischen.

Eine solche Menge an Konzerten kann vielerlei bedeuten, erst einmal natürlich viel Erfolg bei dem, was man macht. Andererseits eventuell aber auch eine gewisse Routine, die schnell zu Langweile führen kann, wenn nicht…. Ja, wenn nicht eine Riesenportion Spaß dabei ist. Und dieser Spaß, der ist Frank Turner und den Sleeping Souls von der ersten Minute des Konzertes an anzusehen. Kurz nach 21.30 Uhr an einem verregneten Donnerstagabend war es soweit und die Band stürmte die Bühne in der Oberhausener Turbinenhalle. Frank Turner konnte aus gesundheitlichen Gründen eine ganze Weile keine Gitarre mehr spielen und man merkte ihm an, wie sehr er es genoss, wieder mit seinem Instrument über die Bühne zu stürmen.

Photosyntheises war der perfekte Opener (I won´t sit down, and I won´t shut up, and most of all I won´t grow up… I´ll play, and you sing, the perfect way for the evening to begin). Bereits die ersten Refrains wurden vom Oberhausener Publikum begeistert aufgenommen und mitgesungen.
Schon früh folgte einer meiner Favoriten vom letzten Album Tape Deck Heart, nämlich Plain Sailing Weather. Auch wenn die Platten von Frank Turner großartig sind, tolle Songs, tolle Lyrics, wird es im Konzert sehr deutlich, dass diese Lieder live gespielt werden wollen. Was auf Platte nett und sauber klingt, entwickelt im Konzert eine ungeheure Dynamik, das Raue steht der Musik von Frank Turner einfach sehr gut. Es ist eine eingängige Mischung aus Folk, Punk, Rock (n´Roll)…

Also, habt ihr Frank Turner denn nun schon mal live gesehen? Wenn ja, dann wisst ihr, dass anderthalb energiegeladene Stunden gelebter und gearbeiteter Freude an der Musik folgten.

Auch bei diesem 1533. Konzert ließ er es sich nicht nehmen, sich mit seinem Publikum in Deutsch zu unterhalten und vor allen Dingen ließ er es sich nicht nehmen, sein Publikum in Deutsch zu unterhalten. So wurde Eulogy von England keep my bones auf Deutsch präsentiert, empfangen mit viel Hallo und Hurra. Kein Wunder, nach so vielen Konzerten hierzulande…
Als erste Zugabe gab es übrigens eine Coverversion von Emily Barker & The Red Clay Halos Fields of June (https://www.facebook.com/EmilyBarkerHalo). Präsentiert in Begleitung von Emily Barker (die immer mal wieder mit Frank Turner auftritt) und auch auf Deutsch (mehr oder weniger, googelt es, es gibt ein Video bei YouTube).

FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS - Oberhausen, Turbinenhalle (20.02.2014)Standet ihr schon mal in einem Konzert und in euch keimte der Wunsch, viel textsicherer zu sein? Auf dass man laut mitgröhlen kann? Frank Turner ruft in mir dieses Gefühl hervor. Seine Songs über die Widrigkeiten des Lebens (Polaroid Picture), die Fallstricke der Liebe (I am disappeared), seine eigene Liebe zur Musik (I Still believe), all diese Lieder treffen einen Nerv, wirken so glaubwürdig, so ehrlich, so tief empfunden, dass man einstimmen möchte. Er beschreibt Gefühle, die eine bestimmte Art von Mensch schon so oft erlebt hat. Und diese Menschen hatten sich an diesem Abend in der Turbinenhalle versammelt und feierten sich und die Musik. Frank Turner macht die Art von Musik, die den Hörer einen ganzen Sommer, viele Jahre oder ein ganzes Leben begleiten kann. Und immer wird diese Musik etwas anderes bedeuten, je nachdem wer man ist, wo man ist und was man erlebt. Aber sie wird immer passen.

Der 1533. Auftritt von Frank Turner war wieder mal eine groß(artig)e Show. Frank Turner hat so viel Spaß bei dem was er tut, es strahlt aus bis in die letzte Reihe des Publikums. Im Vorfeld habe ich die Wahl der Location, nämlich die Oberhausener Turbinenhalle, die zwar für große Tanzveranstaltungen durchaus geeignet ist, aber bei Konzerten eher negative Kritiken geerntet hat, als kritisch angesehen. Meine Bedenken erwiesen sich aber als absolut unbegründet. Wenn Frank Turner auf der Bühne steht, dann macht er selbst aus dieser Halle einen Club. Also lasst euch nicht aufhalten und besorgt euch Karten. Ein paar Konzerte gibt es noch auf dieser Tour, der letzten Tour zu Tape Deck Heart. Danach wollen sich Frank Turner und die Jungs ins Studio verziehen, um am Nachfolger zu arbeiten. Eine weitere Platte, die uns für den Rest des Lebens begleiten wird…

Setlist Frank Turner & The Sleeping Souls:
01. Photosynthesis
02. Plain Sailing Weather
03. Peggy Sang the Blues
04. Losing Days
05. Try This at Home
06. Glory Hallelujah
07. Reasons Not to Be an Idiot
08. The Way I Tend to Be
09. The Real Damage
10. Eulogy (auf deutsch)
11. I Am Disappeared
12. To Take You Home
13. Wessex Boy
14. I Knew Prufrock Before He Got Famous
15. One Foot Before the Other
16. Long Live the Queen
17. Polaroid Picture
18. The Road
19. If Ever I Stray
20. Recovery
21. Fields of June (Emily Barker & The Red Clay Halo cover) (mit Emily Barker) (auf deutsch) (Z)
22. The Ballad of Me and My Friends (Z)
23. I Still Believe (Z)
24. Four Simple Words (Z)

Frank Turner & The Sleeping Souls:

Andrew Jackson Jihad:

Ducking Punches:

Autor: Andreas Viehoff
Fotos: Michael Gamon

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