

Wir schreiben das Jahr 1999. Nu Metal ist der neueste Schrei in der Rock-Szene, alle gehen ab auf die neuesten Releases von Limp Bizkit, System of a Down, Papa Roach, Deftones und Drowning Pool. Unsere Artists tragen jetzt die Cappies zur Seite gedreht und ihre Shirts in 5XL, Tattoos und Dreadlocks sind jetzt salonfähig. Und wir alle gehen ab zu den lauten Schreien und dröhnenden Gitarren des neuen Sounds, welcher mit Styles aus anderen Genres eine Fusion eingeht: Plötzlich wird gerappt, es gibt elektrische Breakdowns, und überhaupt viel herum experimentiert. Live gehen wir alle ab, wie noch nie zuvor und tanzen uns die Seele aus dem Leib. Aber… Moment… Das war gar nicht 1999? Das war letzte Woche in Bochum?
STATIC-X mit Support von DOPE waren in der Zeche in Bochum live am Start mit einer Special-Tour zum Jubiläum ihres ersten Albums „Wisconsin Death Trip“, welches vor 26 Jahren herauskam.
DOPE
Mit dem Intro der Serie The Sopranos, welche nicht zufällig in 1999 ihre Premiere feierte, startete der Support DOPE. Sänger Edsel Dope vertritt optisch sein Genre, mit knie-langem, ärmellosen Shirt, Skinny Jeans und natürlich einem Cappy auf dem Kopf, ordnungsgemäß auf den richtigen Winkel zur Seite gedreht. Lediglich die Flip-Flops passen vielleicht nicht ganz zum Ensemble, aber darüber lässt sich sicherlich streiten. Die erste Überraschung dann aber: Gitarrist Virus (aka Andre Michel Karkos) war wegen eines Familiennotfalls leider ausgefallen und wurde spontan ersetzt von STATIC-X-Gitarrist Koichi Fukuda!
Und es ging sofort los: In bester Aggro-Manie rockten die Jungs die Bühne und rissen das Publikum sofort mit! Edsel’s Crowd-Work war exzellent, und es formte sich sofort eine große Moshpit, die für den gesamten Auftritt bestehen blieb! Die Stimmung war so gut, man könnte meinen, der Main Act war bereits am spielen! Der Sound war, wie für die Zeche auch bekannt, sehr gut – es war laut und klar, und machte sich in der Stimmung auch bezahlbar!
Dann, nach nur einer halben Stunde, mit einem Cover von Dead or Alive’s Klassiker „You Spin Me Round (Like a Record)“, endete der Teil vom Konzert leider viel zu früh. Ich spekuliere, das mag daran liegen, dass Fukuda auf die kurze Zeit vielleicht nicht mehr Lieder einstudieren konnte. Aber Respekt, dass sie es trotzdem durchgezogen haben!
Setlist DOPE
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STATIC-X
Nach fast einer ganzen Stunde Umbaupause war es endlich an der Zeit für STATIC-X! Inzwischen ist die Bude sehr heiß und stickig (es waren an dem Tag über 30° draußen) und die Crowd war ungeduldig geworden. Sie beginnen „Bled for Days“ zu spielen und sofort ist der Raum in derselben Stimmung wie DOPE sie die Stunde zuvor verlassen hatte: Der Moshpit geht ab und wächst, die Fäuste gehen in die Luft, die Boxen krachen!
Sänger Zer0 (dessen Identität wir alle zwar inzwischen kennen, aber alle so tun, als würden wir nicht wissen, dass es sich um Edsel Dope handelt) liefert zu meiner Überraschung nahezu die volle Stimme, und macht damit einen ausgezeichneten Job. Nachdem Bandgründer Wayne Static unerwartet in 2014 verstorben war, war die Wiederauferstehung von STATIC-X stets mit zweifelnder Zurückhaltung von vielen aufgenommen worden, und anfänglich war Zer0 auch nur der optische Ersatz für Wayne; die Lyrics kamen nahezu komplett vom Band. Inzwischen aber sind nur wenige Doppel-Spuren noch Original von Wayne zu hören, als Unterstützung, und Zer0 darf sich in den großen Fußstapfen trauen. Nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine große Herausforderung! Wayne’s Stimme hatte immer eine besondere Qualität, die herausstach aus dem Geschreie seiner Genre-Kollegen (und hat sicherlich auch etwas zum Erfolg der Band beigetragen), und obwohl Zer0 nicht ganz die Nuancen von Wayne hin bekommt, so kommt er doch erschreckend nah an das Original ran.
Das Outfit war von Fans anfänglich mit zurückhaltender Kritik konfrontiert worden, denn viele sahen in Zer0’s Maske die Idee eine Art Roboter-Frankenstein von Wayne auf die Bühne zu locken – zu morbide war dies, selbst 10 Jahre nach seinem Tod anscheinend noch eine Wunde Stelle. Mit den abstehenden Haaren, Gesichtsausdruck und dem Allgemeinen Vibe drängt sich die Idee ja auch auf, aber die Band versicherte den Fans, es handle sich dabei nicht um den Versuch, den Toten metaphorisch aufstehen zu lassen, sondern lediglich um eine Hommage – mit dem Einverständnis der hinterbliebenen Familie! Aber spätestens nach einigen Konzerten hat dem letzten Fan die Nostalgie diese Idee ausgetrieben, nachdem die Band beweisen konnte: Sie haben es noch voll drauf!
Und wie reagiert die Band auf die Reaktion der Fans? Nach einigen Songs stammelt plötzlich eine fast 4 Meter große Puppe auf die Bühne, die legitim ein toter Wayne Static im Stile von Frankenstein ist, mit grüner Haut und Bolzen im Hals und allem! Diese tanzt, trotz eingeschränkter Bewegung, einige Zeit mit auf der Bühne, während der Sound weiter schreddert, als wäre es das Normalste der Welt. Niemand von der Band ließ sich etwas anmerken. Optisch war auch viel los, mit vielen Stroboskop-Lichtern und wilden, bunten LEDs, einer Nebel-Seifenblasen-Maschine spuckte den Raum voll mit kleinen, weißen Schneeflocken, später warf die Band riesige Luftballons ins Publikum, welche einige Songs umher gefeuert worden, bis alle geplatzt waren. Für einige Songs kam ein als das Static-X-Logo verkleideter Tänzer in weißem Anzug mit auf die Bühne, um allerlei Albernheiten auszutanzen. Zer0’s Augen glühten rot, später blau – zwischen den Songs das einzige, was in der Dunkelheit vorne zu sehen war, eine ominöse Erinnerung, auf welchem Konzert man noch ist.
Zwar auch nur mit einer knappen Stunde und 15 Songs Spielzeit, dafür fühlte es sich deutlich länger an! Das Publikum war bis zuletzt extrem am Abgehen, die halbe Crowd war am Ende die Moshpit. Zer0 hatte sie auch vollkommen im Griff, mit gekonnten Anweisungen und gezielten Zurufen. Nur zum Schluss wurde es nochmal kurz sentimental, als Edsel seinen Charakter gebrochen hat, um eine kurze Laudatio an Wayne Static zu halten: “Wayne was my old friend, these are my old friends, you are all my old friends!”
Und genau so verließen wir die Location danach: Als Freunde, und einem Gefühl von Nostalgie und Geborgenheit, wie wir sie in Erinnerung haben – aber nicht im Jahr 1999, sondern im Jetzt: in 2025!
Setlist STATIC-X
- Bled for Days
- Wisconsin Death Trip
- Fix
- Sweat of the Bud
- Terminator Oscillator
- Cannibal
- Love Dump
- I Am
- Black and White
- Get to the Gone
- Dirthouse
- Destroy All
- Cold
- I’m With Stupid
- Push It
Weblinks STATIC-X
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