ELECTRIC CALLBOY – Köln, Lanxess Arena (03.03.2023)

Fotos: ELECTRIC CALLBOY
Electric Callboy, © Markus Hillgärtner
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Es ist immer eine besondere Erfahrung, eine Band in ihren Anfangstagen zu sehen, wenn sie noch auf kleineren Bühnen spielen und noch nicht den großen Durchbruch erlebt haben. So war es bei mir bei Electric Callboy, damals noch bekannt unter dem Namen Eskimo Callboy, als ich sie 2011 auf dem Mach 1 Festival in Montabaur sah. Sie spielten auf der kleinen Newcomer Bühne, die nur etwa zwei Europaletten hoch war. Doch obwohl sie auf einer kleinen Bühne spielten, zogen sie das Publikum in ihren Bann und lieferten eine unglaubliche Performance ab. Währenddessen war auf der Hauptbühne nicht viel los. Dies zeigte, dass das Publikum schon damals wusste, wo die wahre Action stattfand.

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Mittlerweile, gut zehn Jahre später, spielen die Jungs aus Castrop-Rauxel auf weit größeren Bühnen, wie beispielsweise am 03.03.2023 in der mit rund 9.000 Fans ausverkauften (in der Variante nur mit Innenraum und Unterrang) Lanxess Arena in Köln. Beachtlich, insbesondere für eine Metalcore-/Trancecore-Band, denn diese Musik findet üblicherweise in weit kleinerem Rahmen statt.

Doch bevor es soweit war, war es an Future Palace, einer deutschen Post-Hardcore/Alternative-Rock-Band aus Berlin, das Kölner Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Das Trio (Gesang, Gitarre, Schlagzeug) um Frontfrau Maria Lessing zeigte sich sichtlich begeistert von der Menge der anwesenden Fans und das obwohl noch viele Fans ungeduldig in der Kälte auf Einlass warteten. Diejenigen die es aber schon in die Lanxess Arena geschafft hatten, sorgten für ordentlich Stimmung und feierten Songs wie Dead Inside, Defeating Gravity und Paradise gebührend.

Setlist FUTURE PALACE – Köln, Lanxess Arena (03.03.2023)

01. Dead Inside
02. Flames
03. Ghost Chapter
04. Defeating Gravity
05. Fever
06. Locked
07. Heads Up
08. Paradise

Weblinks FUTURE PALACE:

Homepage: www.future-palace.com
Facebook: www.facebook.com/futurepalace
Instagram: www.instagram.com/futurepalaceofficial

Die zweite Band des Abends, Holding Absence aus Wales, konnte an der Stimmung ihrer Vorgänger anknüpfen und noch mindestens eine Schippe drauflegen. Nicht zuletzt aufgrund des Fronters Lucas Woodland, der vor Energie sprühte und nur so von einer Seite der Bühne zur nächsten sprang. Auch das Kölner Publikum zeigte sich begeistert und partizipierte vorbildlich. Seien es Moshpits, Crowdsurfen, Mitsingpassagen oder ein Handylichtermeer, die Zuschauer waren sofort mit von der Partie und feierten mit, als seien Holding Absence bereits der Headliner. Einziger Wermutstropfen war der Sound, der leider zwischenzeitlich wie bei einer Schallplatte hakte.

Setlist HOLDING ABSENCE – Köln, Lanxess Arena (03.03.2023)

01. Celebration Song
02. Curse Me With Your Kiss
03. Like a Shadow
04. Gravity
05. Aching Longing
06. Nomoreroses
07. Coffin
08. Afterlife

Weblinks HOLDING ABSENCE:

Homepage: www.holdingabsence.com
Facebook: www.facebook.com/Holdingabsence
Instagram: www.instagram.com/holdingabsence

Dann war es endlich so weit und Electric Callboy betraten nach kurzem Intro zu Tekkno Train die Bühne und stiegen sofort mit Konfettiregen in ihre energiegeladene Performance ein. Das Publikum, bestens angeheizt von Future Palace und Holding Absence, musste sich nicht lange bitten lassen und war direkt mit am Start.

Electric Callboy Konzerte waren immer und sind es auch noch heute in erster Linie Sportveranstaltungen. Egal ob auf der Bühne oder vor der Bühne, wer nicht den halben Abend gesprungen ist, der war nicht dabei. Wall Of Deaths? Klar! Circle Pits? Gerne auch mal vier gleichzeitig! Choreografiertes “x Sprünge nach rechts und dann x mal nach links springen” des kompletten Innenraums? Sicher! So war es nicht nur die Band sondern auch das Publikum das für die Qualität des Abends verantwortlich war. Abgerundet wurde alles von einer fulminanten Bühnenshow mit großen LED-Wänden, massig Pyrotechnik und einem halben Dutzend Konfettiregen.

Musikalisch besonders hervorhebenswert war das Schlagzeugsolo zu Darude’s Sandstorm nachdem es laute (jedoch nicht erhörte) “Zugabe” Rufe gab. Abgesehen davon zockten sich die Castrop-Rauxeler durch ihre größten Hits wie Castrop X Spandau, Hypa Hypa und MC Thunder. Bei Fuckboi wurde die Band von Maria Lessing von Future Palace unterstützt, wobei Maria stimmlich eine sehr gute Performance ablieferte.

Für einen unerwarteten Akustikblock hatte die Band eine Überraschung parat: Ein Klavier in Penisform. Die Fans waren von dieser unerwarteten Wendung begeistert und die Bandmitglieder bewiesen einmal mehr ihre Kreativität und ihren Sinn für Humor. Sie spielten ein Covermedley mit Careless Whisper von George Michael, Let it Go aus dem Disneyfilm Frozen, When You Say Nothing At All von Ronan Keating und I Want It That Way von den Backstreet Boys, bevor sie mit Parasite wieder zu härteren Tönen zurückkehrten. Das Akustikmedley kam bei den Kölnern enorm gut an und wurde aus voller Kehle mitgesungen. Insbesondere die I Want It That Way Version wurde so lauthals mitgegröhlt, dass die Kölner einem Backstreet Boys Konzert Konkurrenz machten.

Aber nicht nur Akustikversionen von Boybands können bei einem Metalcorekonzert funktionieren. Mit Hurrikan haben Electric Callboy auch ihren eigenen Quasi-Deutschschlager Song am Start, der ganz selbstverständlich auch von den anwesenden Fans gefeiert wurde.

Vor der obligatorischen Zugabe bedankte sich die Band bei Ihren Fans mit einem Banner auf dem “Thank you” stand und die Köpfe der Bandmitglieder auf muskulöse Körper gephotoshopt waren. Dies sorgte für ein Schmunzeln bei den Fans und gab den Musikern eine kurze Pause, bevor sie zurück auf die Bühne kamen. Kenner der Band konnten sich bei diesem Bild natürlich direkt denken, dass die Musiker die Zeit auch nutzen würden um sich umzuziehen und thematisch passend in Trainingsanzüge gekleidet den Zugabenblock mit Pump It zu eröffnen.

Als weitere Zugabe folgte Spaceman, bevor die Band überrascht wurde: Sie erhielten ihre erste Goldene Schallplatte für ihren Hit Hypa Hypa. Die Musiker waren sichtlich gerührt und dankten ihren Fans für die Unterstützung.

Als nach We Got the Moves das Saallicht wieder anging, konnten alle Beteiligten zufrieden sein. Die Fans hatten ein großartiges und schweißtreibendes Konzert erlebt, dass weder in puncto Stimmung noch in puncto Show und Produktion irgendwelche Wünsche offen ließ. Man erwartet von einer Electric Callboy Show pure Eskalation und diese wurde zweifelsohne geliefert. Es war ein Abend der noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Setlist ELECTRIC CALLBOY – Köln, Lanxess Arena (03.03.2023)

01. Tekkno Train
02. MC Thunder II (Dancing Like a Ninja)
03. Hate/Love
04. The Scene
05. Castrop X Spandau
06. Supernova
07. Arrow of Love
08. Mindreader
09. Best Day
10. Drum Solo
11. Hypa Hypa
12. Crystals
13. Fuckboi
14. Hurrikan
15. Akustik Medley (Careless Whisper / Let it Go / When You Say Nothing At All / I Want It That Way)
16. Parasite
17. MC Thunder
18. Pump It (Z)
19. Spaceman (Z)
20. We Got the Moves (ZZ)

Weblinks ELECTRIC CALLBOY:

Homepage: www.electriccallboy.com
Facebook: www.facebook.com/electriccallboy
Instagram: www.instagram.com/electriccallboy

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