Spiritbox hat sich in den letzten Jahren als eine der aufregendsten Bands der modernen Metal- und Progressive-Szene etabliert. Gegründet 2017 in Victoria, Kanada, von Courtney LaPlante (Gesang) und ihrem Ehemann Michael Stringer (Gitarre), begann die Band zunächst als ein Projekt, das experimentelle Elemente aus Metal, Post-Hardcore und Ambient vereinte. Ihr Durchbruch kam 2020 mit dem Erfolg ihres Debütalbums Eternal Blue und Hits wie Holy Roller und Circle With Me, die sowohl die Metal- als auch die Rock-Szene aufhorchen ließen. Der Rest ist Geschichte. Mittlerweile wurden die Kanadier zweimal nacheinander mit den Singles Jaded und Cellar Door für die Grammys nominiert. Touren mit Bands wie Korn, Killswitch Engange, oder Ghost, spannende Live-Kollaborationen mit Bring Me the Horizon, den Architects, Bad Omens u.v.m. sowie beeindruckende Festivalauftritte gehören mittlerweile zu ihrem täglich Brot. Nun war die Zeit für ihre erste Headliner-Tour in Europa gekommen.
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Und auf die Fans von Spiritbox war Verlass! Noch vor dem Start der Tour waren sämtliche Shows ausverkauft, sodass sich auch an einem Mittwoch 4.000 Fans vor dem Kölner Palladium versammelten. Wir selbst freuten uns ebenfalls sehr auf diese Show. Doch kurz vorab erreichte uns die Nachricht, dass auf der gesamten Tour keine Pressefotografen zugelassen sein würden. Die Absage sorgte für Enttäuschung, da unser Fotograf stets bestrebt ist, sehr gute Bilder von den Künstlern zu veröffentlichen. Freundlicherweise stellte uns der offizielle Fotograf der Band, Alexander Bemis, eine vielfältige Auswahl seiner Bilder zur Verfügung. Somit können wir euch einen visuellen Einblick in die Show des Headliners bieten. Auf ihrer Tour waren Spiritbox aber nicht allein. Unterstützt wurden die Kanadier von den hochkarätigen Bands Periphery und Stray From The Path, die das Line-up mit ihrer beeindruckenden musikalischen Vielfalt abrundeten.
Stray From the Path haben sich in der Hardcore-Punk-Szene längst einen Namen gemacht. Die Band aus Long Island, New York, kombiniert rohe Energie mit sozialkritischen Texten und einem unverkennbaren Groove, der an Rage Against the Machine erinnert. An diesem Abend im Kölner Palladium eröffneten sie das Konzert für Spiritbox – und machten unmissverständlich klar, dass sie gekommen waren, um die Halle auf Betriebstemperatur zu bringen.
Durchaus unerwartet startete die Show der New Yorker bereits eine halbe Stunde eher, als offiziell angekündigt. Wer die übliche anderthalbstündige Wartezeit des Palladiums gewohnt ist und sich bereits in der Halle befand, freute sich über den vorgezogenen Start. Allerdings standen zu der Zeit noch einige Besucher in der Schlange, die sich im Nachhinein darüber ärgerten, einen Großteil des Sets ersten verpasst zu haben.
Frontmann Andrew Di Jorio betrat die Bühne mit einem Stirnband, einem weißem Unterhemd und einer Adidas-Jogginghose – ein Look, der ideal zu seiner energiegeladenen Bühnenpräsenz passte. Direkt mit dem ersten Song, Needful Things, setzte er ein Zeichen: Der wuchtige Track kam mit aggressiven Riffs und einem wütenden Vocal-Stil daher. Textlich geht es in Needful Things um Konsumkritik und gesellschaftliche Gier. Der Song prangert an, wie Menschen sich durch Materialismus und soziale Medien definieren und dabei ihre eigenen Werte verlieren. Mit seiner rauen Energie, der politisch aufgeladenen Wut und einen mitreißenden Vide steckte er das Publikum ohne Umwege an: Der erste kleine Pit formiert sich und die Menge begann sich zu bewegen.
„Everybody get your fucking hands up!“, forderte Di Jorio – und das Publikum folgte. Bei dem Track May You Live Forever schwangen fortan unzählige Arme im Takt auf und ab, während der Sänger mit beeindruckender Kondition über die Bühne sprintete. Seine Shouts trieben die Menge weiter an und der Song entwickelte sich zu einer Abrissbirne – kompromisslos, laut und voller Attitüde. „Cologne, how the fuck are we feeling tonight?“, rief er, sichtlich euphorisiert von der Energie in der Halle. Besonders zu dem Song III zelebrierte Andrew jede Pose, als wäre die Bühne sein persönliches Spielfeld. Seine hohen Kicks in die Luft würden selbst das Karate Kid vor Neid erblassen lassen.
Die Dynamik blieb hoch, als beim treibenden Banger Chest Candy der Circle Pit an Fahrt aufnahm. Thomas Williams steuerte ein markantes Gitarrensolo bei, während der Fronter weiterhin das beleuchtete Podest am Bühnenrand nutzte, um sich immer wieder in Szene zu setzen. “This is the part of the set, where we fucking come together. For the people who have seen Stray From the Path before, we need to demonstrate what type of show this is. What I need from you is I need all your fucking energy. I need at least 50 crowdsurfers coming over this barricade. Can we fucking do that, Cologne? It’s a brand new song. It’s called ,Kubrick Stare’ and it goes like this.” Stray From the Path brachten ihre politische Wut kompromisslos zum Ausdruck und lieferten eine kritische Abrechnung gegen Überwachung, Propaganda und soziale Kontrolle. In der Menge wurde die vorab gestellte Aufgabe mit viel Engagement angegangen. Zwar reichten 23 Crowdsurfer nicht ganz für die angepeilten 50, doch für den frühen Abend war das dennoch eine beachtliche Leistung.
“Use your imagination right now. We are one army tonight. I want you to take all that pain, all that stress, and all that anxiety. This is the anthem. When the song kicks in, jump up and and down.” Fortune Teller ließ die Crowd also miteinander in die Luft springen. Als die Zuschauer mitklatschten, hielt Andrew Ausschau, ob auch wirklich jeder mitmacht – und reckte dann siegessicher die Faust in die Luft.
Zum Finale folgte mit Guillotine noch ein letztes Ausrufezeichen. „Ok, one more song!“ Dieser gehört zu den härtesten Tracks der Band. Messerscharfe Gitarrenriffs wurden mit einer modernen Hardcore-Brachialität verstärkt. Andrews rhythmischer, fast rappender Stil verlieh dem Song anklagende Energie. Als die Crowd nach dem 30-minütigen Auftritt der Band Zugabe-Rufe forderte, blieben diese folgenlos. Zum Trost schnellte Craig Reynolds aber nochmal nach vor und verteilte Drumsticks an die Fans.
Stray From the Path, offizielles Pressefoto
Setlist STRAY FROM THE PATH – Köln, Palladium (19.02.2025):
01. Needful Things
02. May You Live Forever
03. III
04. Chest Candy
05. Kubrick Stare
06. Fortune Teller
07. Guillotine
Weblinks STRAY FROM THE PATH:
Website: www.strayfromthepath.com
Facebook: www.facebook.com/Strayfromthepath
Instagram: www.instagram.com/strayfromthepath
Erzählte man Bekannten davon, dass Periphery Special Guest von Spiritbox waren, wollten sie ihren Ohren nicht trauen. Gelten sie doch als die Pioniere des modernen Progressive Metals und haben das Djent-Genre maßgeblich geprägt. Ihre Musik verbindet technische Präzision, komplexe Songstrukturen und eine enorme stilistische Bandbreite – von brachialen Riffs bis hin zu sphärischen, fast schon poppigen Melodien. Die US-Amerikaner definieren sich nicht nur über ihre Härte, sondern auch über ihre experimentelle Herangehensweise an Songwriting und Sound – jeder Song ist eine musikalische Achterbahnfahrt zwischen Chaos und Harmonie.
Als das Licht um 20:30 Uhr erlosch, klatschte die Menge bereits, bevor Periphery überhaupt zu sehen waren. Aber die Jungs ließen dann auch nicht mehr lange auf sich warten und traten während eines instrumentalen Intros winkend auf die Bühne. Wildfire preschte ohne Umwege direkt nach vorn und zu den brachialen Klängen begann Sänger Spencer Sotelo zu headbangen. Neben den komplexen Strukturen sorgten vor allem die ungewöhnlichen Jazz- und Saxophon-Elemente für erstaunte Gesichter. Komplexe Taktwechsel und unberechenbare Rhythmusverschiebungen forderten die Zuhörer heraus. Mühelos wechselte Sotelo zwischen aggressiven Shouts und melodischem Klargesang. Die Energie des Tracks übertrug sich auf das Publikum – erste Moshpits ließen nicht lange auf sich warten.
Mit Atropos tauchten Periphery in düstere, epische Klangwelten ein. Zu Beginn ließen die orchestralen Arrangements die Spannung in der Halle steigen, bevor die ersten schweren Riffs mit voller Wucht einsetzten. Spencer erklomm die Boxen im Fotograben, suchte die Nähe zu den Fans und ließ sich später völlig von der Musik tragen – verloren in den verträumten Melodien, die den Song durchzogen. Die beachtliche Mischung aus cineastischer Atmosphäre, technischer Brillanz und roher Emotion schuf einen eindrucksvollen Moment.
“Make some fucking noise!” stachelte der Fronter die Menge an. Mit Masamune entführten Periphery das Publikum in eine Klangwelt zwischen brachialer Wucht und sphärischer Schönheit. Während sich die fast schon meditativ wirkenden Gitarrenmelodien aufbauten, schlug ein massiver Djent-Riff ein, der das Publikum schlagartig entfesselte. Zu verspielten Gitarrenläufen gesellten sich hymnische Refrains, die leidenschaftlich von den Fans mitgesungen wurden. Und dann entpuppte sich das Hauptriff als ein echtes Monster – extrem groovig und mit einer unwiderstehlichen Rhythmik, sorgte der Part für unkontrolliertes Headbangen und chaotische Pits. Matt Halperns drumtechnische Meisterleistung trug darüberhinausgehend dazu bei, dass der Song trotz seiner Komplexität druckvoll und tight blieb. Das Wechselspiel aus technischer Brillanz und purer Hingabe, sorgte bei dem ein oder anderen Metalhead für eine Gänsehaut.
Im Laufe des Sets sollten neben den anspruchsvollen Hörern auch die Metalfans der harten Sorte auf ihre Kosten kommen. CVRCH BVRNER glänzte mit einem ultrabrutalen Einstieg. Zu wütenden Shouts servierte Matt treibende Blastbeats, die der Crowd ordentlich Beine machten. Während andere Periphery-Songs oft zwischen Härte und Melodie wechseln, ballerte dieser Track durchgehend auf maximaler Intensität. “Are you having fun? You might have heard this next song before. It’s called ,Marigold’.” Wer hätte das gedacht? Die Jungs hatten gar einen eingängigen Track mit Ohrwurmpotential zu bieten. Die tief gestimmten Gitarren sorgen für massiven Druck, aber die melancholische Melodie blieb dabei stets im Vordergrund. Der große, hymnische Refrain wurde engagiert von den Fans mitgesungen: “Death is coming ’round like a hurricane swirling. We’re on the clock and the needle′s turning fast.” – ein besonders schöner Moment, der durch die wohltuenden Streicher im Hintergrund noch mehr an Tiefe gewann.
Als wir gerade in einer seligen Phase angekommen sind, schlugen Periphery nochmal eine Kehrtwendung ein, um zum Grande Finale einen epischen Kracher herauszuhauen: Blood Eagle! Jetzt war die pure Zerstörung angesagt. Als einer der härtesten Songs der Band entfaltete er live eine unfassbare Wucht. Spencer brillierte gesanglich mit einer enormen Intensität, während stapfende Rhythmen auf knallharte Riffs trafen. Der brutale Breakdown gegen Ende des Titels entfachte nochmal eine totale Eskalation in der Menge. Als sei nicht wirklich etwas gewesen, verabschiedete sich der Fronter bescheiden mit den Worten: “See you next time. We were Periphery.” Der 45-minütige Auftritt hat gesessen! Man hatte das Gefühl, dass man das soeben erlebte erstmal in Ruhe verarbeiten musste. Doch das Vorhaben musste erstmal vertagt werden. In der Umbaupause wurden wir reihenweise mit R&B-Songs penetriert – und das in einer Lautstärke, die man beim besten Willen nicht ausblenden konnte. Die Minuten zogen sich fortan wie Kaugummi. Wer auch immer auf die glorreiche Idee kam, uns Metalheads mit diesem Genre zu knechten… puh!
Periphery, © Ekaterina Gorbacheva
Setlist PERIPHERY – Köln, Palladium (19.02.2025):
01. Wildfire
02. Atropos
03. Masamune
04. The Bad Thing
05. CHVRCH BVRNER
06. Marigold
07. Blood Eagle
Weblinks PERIPHERY:
Website: www.periphery.net
Facebook: www.facebook.com/PeripheryBand
Instagram: www.instagram.com/periphery
Um 21:45 Uhr hatte das Warten glücklicherweise ein Ende. Ich war kurz davor, mich erstmal zu schütteln, um mich von den letzten Minuten zu befreien. Doch nun richteten sich alle Blicke nach vorn – bereit, sich auf die Welt einzulassen, die Courtney LaPlante und ihre Band Spiritbox für uns entfachten. Als die Kanadier kürzlich in London vor 10.500 Fans ihre Headliner-Tour eröffneten, trug die Sängerin über ihrem schwarzen Kleid ein eigens für sie angefertigtes Bodychain-Outfit. Unzählige silberne Ketten bildeten sowohl ein Oberteil als auch einen Überwurf, der den Rockbereich zierte – und sorgten für einen absolut strahlenden Starlook. Das Funkeln war so beeindruckend, dass man sich an den Bildern der Show kaum sattsehen konnte. Courtney sah absolut magisch in diesem Dress aus.
Auf den folgenden Konzerten verzichtete sie leider auf diesen Hingucker. Vielleicht war das besondere Teil auch bei all den Bewegungen eher unpraktisch? Bis zuletzt hoffte ich, dass sie uns auch an diesem Abend damit überraschte, aber sie setzte allein auf das schwarze – ebenfalls wunderschöne Kleid, das sie in Wembley unter dem Kettenüberwurf trug. Dazu entschied sie sich für schicke schwarze Lackboots, die mit einigen Ketten versehen waren. Na gut. Ob uns die Feuerschübe gegönnt waren, die in London zwischen den Musikern emporschossen blieb abzuwarten. Die aufwendigen LED-Wände, samt des großen Podestes, das über die gesamte Bühnenbreite mit LED-Matten bedeckt war, präsentierten sie uns auch hier. Da die Veröffentlichung ihres neuen Albums Tsunami Sea am 07.03.2025 bevorsteht, hatten wir an diesem Abend die Gelegenheit, einzelne Tracks daraus live zu hören.
Mit einem brandneuen, bislang unveröffentlichten Song starteten Spiritbox ihr Set: Fata Morgana! Zu mächtigen und bedrückend wirkendem Gitarrensound setzte Courtney ihre wütenden Screams an. Als der Song eine sphärischen Pfad einschlug wechselte sie in bezaubernden Cleangesang über. Ein melodisches Gitarrensolo von Mike Stringer verlieh dem Song einen Augenblick der angenehmen Ruhe, ehe sich Courtney nochmal stimmlich kraftvoll aufbäumte. Wow, was für ein Opener! Bereits während des ersten Songs drängte die Menge unangenehm nach vorn. Platz für einen Pit fand sich aber dennoch irgendwie.
Nachdem Courtney zunächst ganz allein am Bühnenrand stand und die Mannen an den Saiten neben Drummer Zev Rose auf dem Podest ihre Plätze einnahmen, kamen Josh und Mike nun zu ihr nach vorn. Beide heizten die Menge mit fordernden Handbewegungen an. Nun erklang Cellar Door. In den Lyrics geht es um innere Dunkelheit, Angst und Verlust. Der Song beschreibt die Auseinandersetzung mit tiefen, finsteren Gedanken, denen man nur schwerlich entkommt – ein Gefühl von Gefangenheit und dem Drang, aus dieser Dunkelheit herauszukommen. Der Cellar Door (Keller-Tür) wird dabei metaphorisch als eine Art Schwelle dargestellt, die mit dem Unbekannten oder der Konfrontation mit den eigenen Dämonen in Verbindung steht. Es geht um das Erforschen und Überwinden von inneren Ängsten und dem Streben nach Heilung oder Freiheit.
Live entfaltete der beklemmende Song eine besonders packende Energie. In der Atmosphäre des Stücks mischten sich düstere, fast unheimliche Elemente mit der kraftvollen Intensität, die die Band auszeichnet. Besonders faszinierend war die Mischung aus ruhigen, fast ätherischen Momenten, in denen Courtney ihre volle emotionale Tiefe zur Geltung brachte, und den kraftvollen, explosiven Ausbrüchen, in denen die Band ihre Musikalität mit unbändiger Energie und Präzision eine unaufhaltsame Wall of Sound entwickelte. Die markante Lichtshow unterstrich zusammen mit den aufwendigen Visuals das düstere Thema des Songs. Bislang wirkte die Kanadierin sehr fokussiert. Mit einer unsagbaren Coolness vermochte sie ihre Konzentration aber gekonnt zu verdecken.
Zu dem bezaubernden Track Jaded zückten auffallend viele Frauen ihre Handys, um den Auftritt zu filmen. Zunächst wurde der Song von schwebenden, atmosphärischen Klängen und ruhigen, melancholischen Passagen getragen, die eine emotionale Erschöpfung und innerliche Leere widerspiegeln. Diese ruhigen Abschnitte schufen eine fast träumerische Stimmung, die jedoch zunehmend von einer aufbauenden Spannung durchbrochen wurde. Als der Track in den kräftigen, düsteren Teil überging, wurde er von einer mächtigen, drückenden Gitarrenwand begleitet, während Courtney zwischen ihrem gefühlvollen, fast zarten Gesang und rauen Shouts hin- und herwechselte, was den inneren Konflikt der Lyrics verstärkte.
Die Fronterin trat vor virtuell brennenden Kerze auf den Leinwänden, als Halcyon erklang. Mit einer beginnenden, fast spirituellen Ruhe versetzte der Song die Zuschauer fast schon in eine tranceartige Stimmung, bevor er eine Starke, zunehmend energetische Wendung nahm. Courtneys stimmliche Bandbreite sorgte für allgemeine Bewunderung. Mit dem neuen Song Perfect Soul taute die Sängerin dann merklich auf. Die anfängliche Anspannung ist gewichen. Nun kamen auch ihre typischen, fließenden Bewegungen hinzu. Sie nutzte die gesamte Breite der Bühne, aber auch das Podest aus und hatte fortan sichtlich Spaß an ihrer Performance.
Als sie eine Ansage machen wollte, war sie kurzzeitig nicht hörbar. Generell war der Ton nicht ganz sauber abgemischt und zwischendurch wurden Anpassungen vorgenommen. The Void verwandelte das Palladium in einen wahren Hexenkessel. Während die treibenden Riffs und der dichte Groove die Menge mitrissen, war auf und vor der Bühne mächtig Bewegung im Spiel. Courtney wirkte gänzlich locker, sie tanzte, drehte sich hüpfend um die eigene Achse und steckte mit ihrer lebendigen Art das Publikum an. Ihr melodischer Gesang verlieh dem Song eine schwebende Leichtigkeit, während die eingängigen Hooks und die intensive Atmosphäre die Energie zwischen Band und Fans auf ein neues Level hoben.
“Thank you so much! We were so honoured to be here with you before our record came out and after. This song goes out to all of you who supported us and believed in us. And that’s why we’re here with you now.” Eternal Blue ließ uns alle für einen Moment durchatmen. Courtney sang voller Gefühl, während die Gitarren verträumt erklangen. Uber den Köpfen der Menge bahnten sich Crowdsurfer ihren Weg, und mit dem aufbauenden Klangbild sprang die Frontfrau leichtfüßig umher und unterstrich die aufkeimende Euphorie mit einem beglückten „Whoo“.
Spiritbox Fotos: © Alexander Bemis
Mittlerweile hatte die Crowd so richtig Bock. Noch während ein kurzes sanftes Instrumentalstück vom Band abgespielt wurde formierte sich ein stattlicher Circle Pit. Die Leinwände erstrahlten in einem blauen Kirchenlook, der an das Innere einer alten, ehrwürdigen Kathedrale erinnerte. Filigrane Muster und majestätische Strukturen tauchten die Bühne in eine sakrale Atmosphäre, als hätte sich das Palladium in ein geheimnisvolles Heiligtum verwandelt. Circle With Me entfaltete eine magnetische Energie. Der Song begann mit einer auflodernden Spannung, während Courtney mit glasklarem, eindringlichem Gesang die ersten Zeilen intonierte. Die Mischung aus melodischer Eleganz und roher Kraft machte sich besonders in den dynamischen Wechseln bemerkbar – mit jeder Strophe wuchs die Intensität, bis der explosive Refrain die Menge auch stimmlich mitriss. Als die Gitarren wuchtiger wurden, brach die Energie endgültig los: Headbanger und Crowdsurfer bestimmten das Bild.
“Thank you so much for being here. I just want to say a few words. Where the incredible bands that have opened for us today, is, you know. I feel like I haven’t been headlining a lot, but I have seen them a lot. And you know all the bands that I’ve played with. They like to have some awesome bands opened for them, like us, and I was wondering, like, if sometimes fans are a little intimidated after having really great musicians go on stage before them, and they maybe they’re going back to look so cool and heavy, right? Well I like that as a challenge. I love hearing Stray From the Path, this rock out here and have you screaming for them. Tell everyone to jump the fuck around and shake your little German asses. This is a sold out show. Hello? And this is so not metal of me. But I care about you and I just don’t want you to get hurt and squished. Okay, so everybody, what do we do? Somebody falls down – we pick him up! And if somebody needs any help, just let the Security know. I just want to be careful. I’m not used to all these people squishing in here for us. Ok, so pretend we didn’t do all the caution safety stuff. And now, just have fun. Ok, I would encourage you to shake your German little asses. Let’s go!”
Rotoscope entfaltete eine fast schon eine betörende Atmosphäre. Die Bühne wurde passend dazu in tiefrotes Licht getaucht, das den treibenden, tanzbaren Groove des Songs unterstrich. Während die Menge vergnügt hüpfte, bezirzte Courtney ihre Fans mit lasziven Bewegungen, schwang gekonnt die Hüften und versetzte die Crowd in Rage. Die Mischung aus sphärischen Synthies, düsteren Riffs und harten Vocals erzeugte eine ganz eigene elektrisierende Spannung. Der pulsierende Rhythmus ließ keinen stillstehen – während sich die Energie des Songs entlud, entstand wildestes Gerangel. Ein Moment, der bewies, dass Rotoscope live genauso verführerisch wie ungestüm ist.
Soft Spine vom kommenden Album wurde bereits als Single ausgekoppelt. Live brachte der Banger eine ganz eigene Mischung aus Flow und Melancholie auf die Bühne. Der treibende Beat und die pulsierenden Gitarren sorgten für eine tanzbare, aber zugleich düstere Stimmung, die sich sofort auf das Publikum übertrug. Courtney ließ sich vollkommen von der brettharten Musik treiben und befand sich vollends in ihrem Element. Die Band verstärkte die Dynamik mit schwer drückenden Sound, während die Fans sich im Pit austobten.
Zu The Mara Effect, Pt. 3 kniete sich die Sängerin auf die Bühne. Im Gegensatz zu Stray From the Path machten sich bei Spiritbox locker 50 Crowdsurfer während eines Songs auf die Reise. Als Courtney in dem bislang recht ruhig gehaltenen Song erneut zu erschütternden Screams ansetzte, erntete sie einen tosenden Zwischenapplaus. “Give it up for Andrew Di Jorio from Stray From the Path.” Der Neuling No Loss, No Love bekam hiermit gesangliche Unterstützung von dem New Yorker. Gemeinsam fegte das Duo fortan über die Bühne und voller Inbrunst preschten sie ihre heftigen Screams heraus. Die Lyrics über Verlust und Selbstfindung gingen dabei unter die Haut. Während sich die Gitarren in kraftvolle Riffs steigerten, verwandelte sich der Song in einen aufpeitschenden Ausbruch, der die Menge zu einem wahren Kollektiv von Energie und Emotion werden ließ. Vergnügt schloss Courtney Andrew zum Dank in ihre Arme.
“We have two left, Ladies and Gentlemen. This next one is gonna make you really mad and the last one is gonna make you really sad. You know the words!” Wie ein Ungeheuer brach Holy Roller mit einer brutalen Mischung aus knallharten Riffs und fesselnden Beats über uns herein. Mit ihren stinkwütenden Vocals bot Courtney eine Performance, die gleichzeitig angsteinflößend und elektrisierend wirkte. Vom Band erklangen zerschellende Scherben. Die Crowdsurfer hatten nun eine unberechenbare Meute unter sich, die einem hohen Wellengang auf stürmischer See glich. Textlich geht es um religiöse Überzeugungen, Selbstwahrnehmung und den inneren Konflikt – eine kritische Auseinandersetzung mit dem Streben nach Erlösung und der Frage, was wahre Macht bedeutet.
“Now, take a deep breath, and we like to play something a little slower. It’s a weird feeling. That’s what we felt in 2020, when we put these songs out and you heard them for the first time. We were really sad, when we missed people we lost. And we missed you very much. So if you entertain us, sing this song with us tonight. We appreciate it so much for being here for all those years. From our first album and a new era comes soon. I will be back. Until next time, thank you so much.”
Lediglich von einer Gitarre begleitet, sang Courtney bedächtig und äußerst sanft den Titel Constance für uns. Als das Palladium in einem Lichtermeer erstrahlte, fasste sich die beeindruckende Sängerin gefühlvoll an ihr Herz. Die Arme ihrer Fans wogen im Takt hin und her. Ein letztes Mal setzten die Instrumente ihrer Mitmusiker ein und wir erlebten ein fantastisches Finale dieser starken Show. Respektvoll bedankte sich Courtney von uns, ehe Spiritbox nach 80 Spielminuten zum Abschied Drumsticks und Plektren in die Menge warfen. Ach, was war eigentlich mit den Pyroeffekten? Auf Feuerschübe mussten wir tatsächlich auch verzichten. Inmitten des Konzerts fiel mir aber nicht einmal mehr auf, dass sie fehlten. Ich drücke also nochmal ein Auge zu. 😉
Spiritbox Fotos: © Alexander Bemis
Setlist SPIRITBOX – Köln, Palladium (19.02.2025):
01. Fata Morgana
02. Cellar Door
03. Jaded
04. Halcyon
05. Perfect Soul
06. The Void
07. Eternal Blue
08. Circle With Me
09. Rotoscope
10. Sew Me Up
11. Hysteria
12. Soft Spine
13. The Mara Effect, Pt. 3
14. No Loss, No Love
15. Holy Roller
16. Constance
Weblinks SPIRITBOX:
Website: www.spiritbox.com
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