MOTIONLESS IN WHITE / FIT FOR A KING / BRAND OF SACRIFICE – Köln, Palladium (15.02.2025)

Fotos: MOTIONLESS IN WHITE
Motionless In White, © Markus Hillgärtner
Geschätzte Lesezeit: 13 Minute(n)

Bereits seit den frühen Morgenstunden harrten eingefleischte Fans bei eisigen Temperaturen vor dem Kölner Palladium aus, um ihren Idolen von Motionless in White ganz nahe sein zu können. Eingehüllt in Rettungs-/Wolldecken trotzten sie der Kälte. Passend zum herbeigesehnten Einlass stieg die Laune überproportional an. Bibbernd aber dennoch munter stimmten die ersten Reihen erste Gesänge an. Als sich die Türen der Eventhalle endlich öffneten und die wohlige Wärme ins Innere lockte, bot sich erst einmal die Gelegenheit, aufzutauen.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Als vergangenen Jahres die Headliner-Tour der US-Amerikaner angekündigt wurde, waren hierzulande sämtliche Tickets schnell vergriffen. Mittlerweile gehören die Jungs längst zu den führenden Namen des Metalcore und begeistern mit ihrer einzigartigen Mischung aus Industrial, Gothic und kraftvollem Metal. Seit ihrer Gründung im Jahr 2005 hat die Band mit Alben wie Reincarnate, Graveyard Shift und dem jüngsten Silberling Scoring The End Of The World die weltweiten Rock-Charts erobert. Im Zuge ihrer aktuellen “Touring The End Of The World Tour” durften sich die Fans zudem auf angesagte Special Guests freuen. Fans härterer Klänge sollten an diesem Abend voll auf ihre Kosten kommen.

Den Anfang machten Brand of Sacrifice aus Kanada. Die Deathcore-Band, zeichnet sich durch ihren extrem brutalen Sound aus. Dabei verbinden sie technische, blastbeat-lastige Riffs mit symphonischen und elektronischen Elementen. Inspiriert wurde das Quintett von dem Manga Berserk – sowohl der Name als auch viele Texte und Artworks beziehen sich auf die düstere, erbarmungslose Welt der Serie. Völlig konträr zum brettharten Sound der Band erklang pünktlich um 19:30 Uhr das Intro der Pokémon Serie.

Und dann nahm das Unheil seinen Lauf. Gnadenlos eröffneten Brand of Sacrifice ihr Set mit dem Brocken Dawn. Frontmann Kyle Anderson übernahm sogleich das Kommando über die gespannte Crowd: “Cologne, open this fucking pit!” Gemeinsam mit seinem Basser headbangte der hochgewachsene Sänger seine langen Dreads mit voller Wucht umher. Nachdem der erste Pit tatsächlich startete, folgte die nächste Ansage: “Put your hands in the motherfucking air!” Zum Demon King schmetterte uns Kyle abwechselnd heftige Growls und biestige Screams entgegen. Inmitten des anwachsenden Circle Pits zog derweil ein junger Mann in einem rosafarbenen Einhorn Kostüm neugierige Blicke auf sich.

“Who out there is here for our brothers of Fit For a King? This song goes out to the guys. Show me how you do it, Cologne.” Altered Eyes – einer der heftigsten Tracks der Jungs verursachte gar einen kurzzeitigen Stau unter den Crowdsurfern. Rasend schnelle Riffs trafen auf brutale Breakdowns. Ausladend schlug Michael Leo Valeri dazu auf seine Percussions ein. Kyle zeigte sich sichtlich zufrieden: “Thank you guys. I like what I see. Let’s do it again. Split the middle!” In Exodus setzte Anderson zum ersten Mal melodische Clean-Vocals ein, die dem bisherigen Sound nun die leicht monotone Note nahm. Trotz der angenehmen Momente ging der Song immer wieder in knüppelharte und chaotische Passagen über.

“Now I need you to bang your fucking heads with me.” Doch viel Zeit blieb nicht, um ausgiebig die Schöpfe zu schwingen. Mit zunehmendem Tempo verwandelte sich der nächste Circle Pit in einen mächtigen Strudel, der alles mit sich riss. Für den Closer Eclipse trumpfte die Band mit einem Gastsänger auf. Bösen Blickes gesellte sich Lucas Nicolai von Mental Cruelty dazu, bereit die Meute erneut aufzumischen. “Was geht ab, Köln?” Schon brach das musikalische Deathcore-Monster über das Palladium herein. Ultra aggressiv und ohne Verschnaufpause fegte uns diese Abrissbirne mit ihrem heftigen Soundgewitter um die Ohren. Nach 30 Minuten bedankte sich Kyle letztmalig und bat ganz artig um ein gemeinsames Abschiedsfoto. Am Ende sind halt auch die ganz harten Jungs Menschen wie du und ich. 😉

Setlist BRAND OF SACRIFICE – Köln, Palladium (15.02.2025):

Intro: Pokémon Theme Song
01. Dawn
02. Demon King
03. Lifeblood
04. Altered Eyes
05. Exodus
06. Blinded
07. Eclipse (mit Lucas Nicolai von Mental Cruelty)

Weblinks BRAND OF SACRIFICE:

Homepage: https://www.brandofsacrifice.com/
Facebook: @brandofsacrificemetal
Instagram: @brandofsacrificemetal

Fit For a King haben bereits im Juni bei Rock am Ring mächtig Eindruck bei uns hinterlassen. Obgleich sie die zweitgrößte Bühne früh am Mittag eröffneten, verlieh ich ihnen am Ende des vollgepackten Tages imaginär die Trophäe des Tagessiegers. Auch in Köln war Sänger Ryan Kirby motiviert bis in die Länge seiner Haarspitzen. “Cologne, how are you? We are Fit For a King” Mit Vendetta preschten uns die US-Amerikaner ihre erste Metalcore-Keule entgegen. Im Publikum befanden sich zahlreiche Fans der Band. Engagiert unterstützten sie die Band rufend mit den Worten: “You can’t run from the storm. This is my vendetta. There’s no escaping this war. This is my vendetta.” Bassist Ryan „Tuck“ O’Leary unternahm einen mächtigen Sprung vom Steg der Bühne. Strahlend sah er in die proppevolle Halle und reckte die Devil Horns in die Luft.

Ryan Kirby kündigte direkt den nächsten Banger an: “Are you feeling good, Germany? This song is called ,Technium’.” O’Leary wirbelte mehrfach seinen Bass um seinen Körper und drehte sich dabei im Kreis. Eine Menge Wut entlud sich bei dem Track und auch die Menge heizte sich erneut auf. Mit seiner sympathischen Art hatte der Fronter die Crowd ohnehin direkt auf seiner Seite: “We are so happy to be back in Cologne. How many are seeing us for the first time? This one is easy. Just jump with us.” Eyes Roll Back trainierte also fortan die Wadenmuskeln der Besucher. Bis über die Mitte der Halle hinaus hüpfte man fleißig mit. Ein Moshpit folgte auf dem Fuße. Als ein junger Mann im Gewühle etwas verlor, bildete man um ihn herum einen kleinen schützenden Kreis. Mitten im Chaos achtete man hier durchaus aufeinander. “I’m gonna be honest. Cologne is one of the best cities in the whole world. Now we gonna get way cozier. Let’s go.” End (The Other Side) startete zunächst kraftvoll. Analog dazu wuchs der Circle Pit immer weiter an. Der hymnisch, melodische Cleangesang im Refrain ging ohne Umwege unter die Haut. Lautstark stimmten die Fans mit ein: “Will you stay with me? With darkness all around us. There’s nowhere left to hide.” Atmosphärische Harmonien und eine dichte Klanglandschaft verliehen dem Song eine fast cineastische Größe.

“Everybody make some noise for Brand of Sacrifice. This one goes out to them. It’s called ,Reaper’.” Analog zu der kompromisslosen Härte des Tracks brach wildes Gerangel in der Menge aus. Inmitten der tosenden Pits machten sich zahlreiche Crowdsurfer auf die Reise. Zu den Groove-lastigen Parts gesellten sich schnelle, präzise Einsätze an den Saiten, die durchaus Deathcore Vibes versprühten. “Thank you. Even if you know our band a little bit you can help us out with this one. It’s really easy. Every time I hold out the mic, just yell ,Backbreaker’ as loud as you can.” Zu derbem Geknüppel ließen die Shouts der Menge nicht lange auf sich warten. “Are you ready, Cologne?” Ein schier nicht enden wollender, respekteinflößender Growl von Ryan erntete einen beachtlichen Zwischenapplaus. “Give it up for Motionless. This song goes out to them it’s called ,Breaking The Mirror’.” Eine verspielte Gitarrenmelodie traf auf herrlich eingängige, melodische Hooklines. Mit “Hey-Hey”-Rufen drückte die Crowd der Band ihre Zuneigung aus. “Cologne, bang your heads!” Schwungvoll setzten die Fans ihre Haarpracht in Bewegung.

“We’ll be back this summer in Europe, playing some festivals, and also we’ll be back early next year on a headline tour. Maybe here, uh? We will also have a new record out this summer, so if you enjoyed what you saw today, maybe you’ll like the new record. But all that being said. Thank you so much for hanging out with us. I know a lot of you are here for Motionless in White tonight and that is perfect to be understandable. But you crowdsurfed, you watched, you jumped with us and I want to say thank you so much for making us feel like home. If you know our band at all, you probably know this song and if you know it, sing with us. This is ,When Everything Means Nothing’.” Mit engelsgleicher Stimme eroberte Ryan „Tuck“ O’Leary die Herzen der Metalheads, während Ryan Kirby mit leidenschaftlicher Intensität einstieg und uns mit einem Refrain fesselte, der noch Tage später nachhallen sollte. Der beeindruckende Chor des Palladiums unterstützte die Band mit voller Kraft. Der Song kritisiert, wie soziale Medien oft nur eine perfekte Fassade zeigen, während viele innerlich leiden. Es ist ein Aufruf zur Ehrlichkeit und dazu, nicht alles zu glauben, was man online sieht.

“Thank you so much. We have one more song. For the next three minutes, we will have so much fun. This song is called ,God Of Fire’. I want to see the biggest pit the palladium has ever seen.” Noch einmal verschaffte man sich also in der Mitte ordentlich Platz, um eine spielerische Rangelei zu starten. Düstere Synthesizer und verzerrte Sounds ließen den Closer futuristisch und bedrohlich wirken. Ryan steuerte abwechselnd seine Shouts und Screams bei. Fette Breakdowns verliehen dem Track zudem eine besondere Intensität. Sichtlich happy verabschiedeten sich Fit For a King nach 45 Minuten von uns und wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Wiedersehen.

Setlist FIT FOR A KING – Köln, Palladium (15.02.2025):

01. Vendetta
02. Technium
03. Eyes Roll Back
04. End (The Other Side)
05. Reaper
06. Keeping Secrets
07. Backbreaker
08. Breaking The Mirror
09. Shattered Glass
10. When Everything Means Nothing
11. God Of Fire

Weblinks FIT FOR A KING:

Homepage: https://www.fitforakingband.com/
Facebook: @fitforakingband
Instagram: @fitforakingtx

Wir hatten übrigens riesiges Glück, dass wir diesen Abend in Köln überhaupt genießen konnten. Einzelne Bandmitglieder von Motionless in White waren im Laufe der Tour an der um sich greifenden Grippe erkrankt, weshalb die Konzerte in Zürich und Lyon leider abgesagt werden mussten. Ersatztermine sind bereits in Planung. Angelehnt an ihre Idole der Band, haben sich an diesem Abend viele Fans eine besondere Mühe bereitet und ihre Gesichter mit mit aufwendigen Make-ups und hübschen Verzierungen versehen. Während der halbstündigen Umbaupause blieb die prächtige Stimmung mühelos erhalten. Als dann noch LosT von Bring Me The Horizon durch die Boxen schallte, sang die Menge höchst erfreut mit. Die freundlichen Securities verteilten derweil Wasser an die Leute in den ersten Reihen. Mittlerweile war es wirklich sehr eng vor der Bühne.

Der treibende Trance-Titel Sandstorm von Darude kündigte dann um 21:30 Uhr den Headliner des Abends an: Motionless in White. Jubel brach aus. Glockenschläge erhöhten nochmal die Spannung, ehe das Quintett ihre Spielstätte enterte. Chris “Motionless” Cerulli trug zu einem knielangen schwarzen Mantel eine gleichfarbige Hose sowie edel wirkende Lackschuhe. “Cologne, let me fucking hear you!” Mit Meltdown legten die Jungs einen wuchtigen Start hin. Auf drei großen Leinwänden wurden den ganzen Abend über aufwendig erstellte Visuals aber auch passende Musikvideos der US-Amerikaner abgespielt. Chris trat direkt an den Bühnenrand und die Menschenmasse drückte sich in einem wellenartigen Schwall nach vorn. Wie bei ihren aufwendigen Produktionen in Amerika, erhielten Motionless in White nun auch auf ihrer aktuellen Europatour tänzerische Unterstützung von den sogenannten Cherry Bombs. Keine Geringere als Alicia Taylor (die Ehefrau von Corey Taylor) gründete einst die weibliche Performance-Gruppe, die eine Mischung aus Tanz und Feuerakrobatik mit einer besonderen Rock’n’Roll-Ästhetik auf die Bühne bringt. So war es auch Alicia, die den Opener samt kreisender Armbewegungen mit ausladenden Pyrofunken untermalte.

“Cologne, are you ready for a goddamn rock show?” Und diese wurde uns hier wahrhaft geboten. Zu Necessary Evil schossen heftige Feuerschübe in die Höhe. Auf der Empore hat sich mittlerweile Ryan Kirby eingefunden, der den Gig interessiert verfolgte. “Thank you! Are you ready out there, Cologne? I want even more! When I count to four, jump all the way back up and down. This is ,Sign Of Life’. Let’s go.” Engagiert sprang die Crowd mit dem Fronter um die Wette, ehe die Kehlen bei dem epischen Refrain mit einstimmten: “You fall away into the light. Where numbness and pain are synchronized. If there’s a grave behind my eyes. Then how do the dead find a, find a sign of life?” Die Tänzerinnen waren nun mit Winkelschleifern “bewaffnet”, die für spektakuläre mit Funkenflug-Effekte sorgten. An verschiedenen Stellen entstanden wuselige Pits. Chris nahm das ausgelassene Treiben in der Menge beeindruckt wahr und er wurde redselig:

“Let me see, Cologne right fucking now. How are you feeling out there, my friends? We are called Motionless in White. We have three songs in, and we are having an absolute fucking blast with you this evening. Thank you so much for being here. Today’s a really special day because it is the last show on mainland Europe. It’s the last German show of the entire tour. We started here. We’re ending this portion of the tour here. We really wanted to go extra fucking hard for you guys tonight. And I just want to take a second because you acknowledge and appreciate what this is right here. The last time we were at this venue was a few years ago with Beartooth. Did anybody got that show? I remember being here and seeing this venue being like, holy shit! It’s one of the cooles venues ever. It really helped me get the chance to headline, maybe sell it out. You fucking, sold it out like it was nothing just in no time. It’s the coolest fucking end of this tour before we go over the UK, thank you very much. We appreciate you, we love you. We have a ton of songs for you tonight. Are there some oldschool Motionless fans out there? Let’s keep this shit moving. This one is called ,Abigail’.”

Aggressive Riffs und düstere Melodien und intensive Shouts verliehen dem Track eine gewisse Horror-Ästhetik. Auch hier erhellten lodernde Flammenschübe die Gesichter der engagierten Musiker. Textlich bezieht sich der Song auf die Geschichte von Abigail Williams, eine zentrale Figur der Hexenprozesse von Salem. Die Lyrics erzählen von Verrat, Manipulation und Vergeltung. Thoughts & Prayers begeisterte mit einer Mischung aus wuchtigen Riffs, wütenden Shouts und brachialen Breakdowns. Der Song steht für eine knallharte Abrechnung mit Heuchelei, insbesondere mit Menschen oder Institutionen, die in Krisenzeiten leere Phrasen wie „Gedanken und Gebete“ anbieten, aber keine echten Taten folgen lassen. Passend dazu erschienen zwei Cherry Bombs in weißen Anzügen mit blutverschmierten Masken. In der Hand hielten sie jeweils ein Buch, das sie wie eine heilige Schrift verehrend in die Höhe hielten. Einen Moment später zündeten sie die Werke gnadenlos an. Und im Publikum tobte der Mob, nachdem ein riesengroßer Pit entstand.  Wasserpistolen der Cherries sorgten in der spielerisch wütenden Menge für eine willkommene Abkühlung.

Ein beachtlicher Schauer lief mir über den Rücken, als das gesamte Palladium bei der bewegenden Rock-Ballade Masterpiece gemeinsam mit Chris beim Refrain voller Inbrunst die Stimmen erhob. Hier hätte ich allzu gern die Zeit angehalten. Der Sänger transportierte den Schmerz und die Reue des Songs mit seiner Stimme unfassbar eindringlich. Man spürte jede Zeile. Gerade in diesem Set voller harter Tracks wirkte Masterpiece live wie ein kathartischer Augenblick. Zu Rats verwandelten sich die Künstlerinnen in sexy Micky Mäuse in knappen Lack-Outfits. Anmutig tänzelten sie um den Sänger herum. “Cologne, make some fucking noise for the Cherry Bombs!” Dazu kam der Track dunkel und groovig mit einer hypnotischen, fast schmutzigen Atmosphäre daher. Textlich geht es um Manipulation, Macht und die dunklen Seiten menschlicher Beziehungen. Die Ratten stehen symbolisch für Opportunisten und Heuchler, die im Verborgenen lauern und sich aus dem Leid anderer nähren. Der sinnlich-bedrohlich wirkende Song der Band grub sich mit seiner  verführerischen Finsternis tief in die Gehörgänge hinein.

“Motionless”-Rufe bahnten sich daraufhin durch die Halle. “Is there anybody that have seen us live before? How many people are seeing us for the first time ever tonight? So fucking sick. Hopefully, we’ll see some of you guys when we come back in the summer. But until then. Here’s what we like to do to make sure that whether you’re seeing us for the 10th time or the first time. Maybe you know some of the lyrics? Maybe you don’t know any? We like to make sure that there’s one spot in one song of our set that everybody can sind along together. It’s very easy. What we’re gonna do is the middle of this next song. I scream two words, and then you’re gonna scream two more, right back at me. I say ‘One mutilation’. And then every single one of you, even you guys on top. You can scream back at me ,Under God’. This song is called ,Slaughterhouse’.” 

Und den biestigen Track performte Chris nicht allein mit seinen Jungs. So gesellte sich Ryan Kirby hinzu, um dem Ganzen noch mehr Power zu verleihen. In der Menge entwickelte sich wildestes Gerangel. In knallrotem Licht zündeten die nächsten Flammenschübe und die beiden Sänger hatten einen Mordsspaß. Man könnte meinen, der Song sei direkt aus der Hölle entwichen. Zum Abschied umarmten sich Chris und Ryan unter tosendem Jubel.

Das Musikvideo für den Titel Werewolf war einst als Hommage an Michael Jacksons Song Thriller angelegt. Auch in der Liveversion sahen wir im Hintergrund den gelungenen Streifen. Gemeinsam mit den Cherry Bombs legte Chris auch hier eine gelungene Tanzeinlage hin. “Let’s dance our asses off!” Not My Type: Dead As Fuck 2 ließ uns auch keine andere Wahl. Zu tanzbaren Industrial-Rhythmen und Metalcore-Riffs erstrahlte die Bühne in lila- und grünfarbenen Tönen. Das Lied erzählt von einer obsessiven Liebe zu einer toten (oder untoten) Person, mit makabren und humorvollen Wortspielen. Dazu begaben sich die Künstlerinnen in den Zombiemodus. Nun wirkten sie gar wie Untote und Chris ergänzte ihre Performance mit abgehackten Bewegungen. Während die Crowdsurfer über die Menge hinwegschwebten, setzte eine junge Frau noch einen drauf – sie balancierte stehend auf einem anderen Crowdsurfer, während beide nach vorn getragen wurden. Chris bemerkte diesen außergewöhnlichen Einsatz und zollte ihr mit einem Handzeichen Respekt. Zur Krönung waren die Cherries noch eine Ladung bunter Bonbons in die Menge.

“Something about all the crowds over here. You guys are very hard to read, obviously. I know, you’re having fun, but after a song is over, it’s like cheering and then just…”  Chris zog mit gerunzelter Stirn seine Schultern hoch. Seine Irritation lässt sich aber schnell erklären. In der vorderen Hälfte der Halle war es unfassbar eng. Neben all den Pits und den Wellenreitern hörte die Masse auch kaum mal auf, nach vorn zu drücken. Zwischen den Songs mussten die Fans einfach mal ganz kurz Luftholen, ehe das fordernde Spiel von vorn losging.

“So, I don’t know if you know this. But, every single day on the tour in this exact spot of the setlist, we have been doing a mystery song where we change it up every single time. And the thing about today is, is that you guys already got the mystery song that we were going to give you. But the thing is yesterday, they just booed and booed and booed. We shouldn’t be telling you this, but they booed because we were supposed to be done, and they were like no, we want more. So we played today’s mystery song yesterday, but then we were like fuck! We still gotta play it today. So we did give it to you, but we were curious since you guys would be okay if we gave you an extra song tonight? This is a slippery snow, because now every cell after this, even like, where’s our fucking extra song? So this better be fucking worth it my friends. We figure with 4.000 people. There’s a pretty good fucking chance that some of you might know some songs of our album ,Creatures’. Is that correct? Well, my friends. Please help us sing this song as loud as you can. ,Immacualte Misconception’. Let’s go!” Bei dem Stück aus dem Jahr 2010 richteten sich die wütenden, fast predigenden Shouts von Chris Motionless gegen religiöse Heuchelei und Verurteilung. Vinny Mauro versah dabei den brachialen Kracher mit donnernden Drums.

“Cologne, we wanna keep it fucking heavy tonight!” Und der Fronter hat nicht zuviel versprochen. Soft spielte mit Nu-Metal-Elementen und aggressiven Vocals, während der Text sich mit der Kritik von außen und dem Umgang mit Hass beschäftigt – eine Art Kampfansage an Kritiker, die Motionless In White als „zu weich“ oder „nicht hart genug“ abtun. Chris gelang es das ganze Set über, eine besondere Bindung zu seinen Fans zu erhalten. Immer wieder hielt er sich am Bühnenrand auf und tauschte kontinuierlich Blicke mit den Menschen aus, die extra für seine Band vor Ort waren. Seine Kollegen standen ihm dabei in nichts nach. Sie nutzten die gesamte Bühne aus, wechselten oftmals ihre Positionen untereinander und auch ihnen war die Spielfreude ins Gesicht geschrieben.

Zarte Pianoklänge läuteten Another Life ein. Während die Crowd das Palladium in ein Lichtermeer verwandelte, vereinten sich die Stimmen der Fans zu einem leidenschaftlichen Chor und es entstand der nächste intensive Moment. Mit zarten schwingenden Kleidern und fließenden Bewegungen verliehen die Cherry Bombs dem Song dazu eine besondere Leichtigkeit. “How grateful we are for all of this. We have been touring Europe for a very very long time. And every single time we’ve come over, even though we’ve had a blast with you guys, we’ve always been a little bit disappointed in ourselves because we could not seem to get all the cool shit that we got to give our US fans on any of the stages. And it’s been a very long journey of ours to be able to finally get and come over here and get you guys a true absolute 100% Motionless in White headlining show. You know, after all of this fucking years we’re gonna come with all the cool shit. You still loved us you supported us every single year after year after year. And it’s because of you motherfuckers that we got to this shit right now. So make some fucking noise for yourselves. Thank you for everything you have given us. We hope to see you this summer. We are Motionless in White and we are ,Eternally Yours’.”

Mit seiner emotionalen Tiefe gehört der Track zu den atmosphärischsten Songs der Band. Er verband düstere Gothic-Vibes mit einem hymnischen, fast romantischen Refrain. Seine melancholische aber dennoch kraftvolle Aura entfaltete eine ganz eigene Magie. Ein letztes Mal stimmte die Menge aus voller Kehle mit ein, ehe Chris sich gemeinsam mit seinen Tänzerinnen langstielige tiefrote Rosen schnappte und sie diese liebevoll an einzelne Fans in den ersten Reihen verteilten. Hier lag wahrlich Liebe in der Luft. Mit einem Luftkuss verabschiedete sich Chris, bevor als Outro Everybody Wants To Rule The World von Tears For Fears das Hochgefühl in uns allen fest verankerte.

Setlist MOTIONLESS IN WHITE – Köln, Palladium (15.02.2025):

Intro: Sandstorm (Darude)
01. Meltdown
02. Necessary Evil
03. Sign Of Life
04. Abigail
05. Thoughts & Prayers
06. Masterpiece
07. Rats
08. Voices
09. Slaughterhouse (mit Ryan Kirby)
10. Werewolf
11. Reincarnate
12. Not My Type: Dead As Fuck 2
13. Immacualte Misconception
14. Scoring The End Of The World
15. Soft
16. Everybody Sells Cocaine
17. Another Life
18. Eternally Yours
Outro: Everybody Wants To Rule The World (Tears For Fears)

Weblinks MOTIONLESS IN WHITE:

Homepage: https://www.motionlessinwhite.net/
Facebook: @motionlessinwhite
Instagram: @motionlessinwhite

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