Die Welt der Electronic Body Music (EBM) erhält mit Electronic Body Movie einen längst überfälligen dokumentarischen Tribut. Der Film feierte am 6. September 2024 seine Premiere in der Kantine des Berghain – einem Ort, der wie kaum ein anderer für elektronische Subkultur steht.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Regisseur Pietro Anton, der bereits mit Italo Disco Legacy eine eindrucksvolle filmische Reise durch ein einzigartiges Musikgenre vorgelegt hat, widmet sich in Electronic Body Movie einer weiteren Nische der elektronischen Musik. Mit seltenen Archivaufnahmen, bislang unveröffentlichtem Live-Material und ausführlichen Interviews mit Künstlern wie Robert Görl und dem verstorbenen Gabi Delgado-Lopez von DAF, Beate Bartel von Liaisons Dangereuses sowie Mitgliedern von Front 242 zeichnet Anton die Ursprünge und die Entwicklung eines Genres nach, das in den frühen 1980er-Jahren geboren wurde und bis heute elektronische Musik prägt.
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EBM – oft beschrieben als Schnittstelle zwischen der Härte von Industrial und der Eingängigkeit von Synthpop – entwickelte sich in den 1980er-Jahren in Deutschland und Belgien. Geprägt von hämmernden Basslinien, prägnanten Synthesizer-Riffs und martialischen Vocals, wurde der Stil zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Underground- und Mainstream-Kultur. Bands wie DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft) und Front 242 legten den Grundstein für die explosive Mischung aus Tanzbarkeit und Aggression, die den Sound ausmacht.
Neben den Wurzeln beleuchtet der Film auch die Relevanz von EBM in der Gegenwart. Der Einfluss des Genres auf Techno, Industrial und sogar den modernen EDM-Sound ist unübersehbar. Mit einer Laufzeit von 54 Minuten bietet Electronic Body Movie einen kompakten, aber intensiven Blick auf ein Genre, dessen Energie und Ästhetik bis heute faszinieren.
Eine filmische Reise durch Zeit und Klang
Die visuelle Sprache des Films unterstreicht den Charakter der Musik. Dunkle Szenen mit Neonlichtern, rhythmische Schnitte, die den pulsierenden Beats folgen, und eine packende Atmosphäre lassen den Zuschauer nicht nur die Geschichte der EBM erleben, sondern auch ihren Geist spüren. Besonders beeindruckend sind die Interviews mit Szenegrößen und Zeitzeugen, die von den anarchischen Anfängen in kleinen Clubs und Kellern erzählen – Orte, an denen EBM zu dem wurde, was es heute ist.
Premiere und kommende Vorführungen
Die Premiere im Berghain war ein voller Erfolg. Mit Spannung erwartet wurden nicht nur der Film selbst, sondern auch ein Überraschungsauftritt eines Special Guests, der als Legende der elektronischen Musik gilt. Doch damit ist die Reise von Electronic Body Movie noch nicht beendet: Weitere Vorführungen sind in Deutschland geplant.
Am 24. Januar 2025 wird der Film beispielsweise im Kitt in Tettnang gezeigt. Hier wird Antonio Bras, ein DJ und Veranstalter, der bereits in den 1980er-Jahren EBM-Bands nach Süddeutschland holte, eine Einführung geben. Danach sorgt BinarX mit einem Vinyl-Set für den passenden musikalischen Abschluss.
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Die Wegbereiter der Electronic Body Music
Die EBM-Bewegung wurde maßgeblich durch Künstler und Bands geprägt, die neue musikalische Wege beschritten und dabei traditionelle Genres mit experimentellen Ansätzen kombinierten. Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF) gelten als Vorreiter der Bewegung. Mit Songs wie Der Mussolini oder Alles ist gut schufen sie eine kompromisslose Verbindung aus maschinellen Beats und provokativen Texten, die oft gesellschaftliche Normen infrage stellten. Ihr minimalistischer Ansatz und der Fokus auf die rohe Kraft der Musik legten den Grundstein für die klangliche Ästhetik der EBM.
Front 242 aus Belgien brachten derweil eine futuristische Strenge in das Genre. Mit ihrem Album Geography und Hits wie Headhunter schufen sie einen Sound, der durch klare, pulsierende Rhythmen und geschichtete Synthesizer geprägt war. Ihre dynamischen Live-Auftritte setzten neue Maßstäbe und beeinflussten zahlreiche Künstler der elektronischen Musik. Liaisons Dangereuses wiederum brachten eine avantgardistische Note ein. Ihr Werk Los Niños del Parque wurde zu einem der einflussreichsten Tracks der frühen EBM-Ära und verband rohe Energie mit hypnotischen Tanzrhythmen.
Jede dieser Bands trug auf ihre Weise dazu bei, EBM als Genre zu definieren und weiterzuentwickeln. Gemeinsam schufen sie nicht nur einen neuen Sound, sondern auch eine Subkultur, die bis heute für Innovation und Kreativität steht. Ihr Vermächtnis lebt nicht nur in der Musik, sondern auch in der visuellen und performativen Ästhetik weiter, die Generationen von Künstlern inspiriert hat.
Fazit: Ein Muss für Liebhaber elektronischer Musik
Mit Electronic Body Movie hat Pietro Anton ein Werk geschaffen, das die Essenz von EBM einfängt. Es ist nicht nur eine Hommage an die Pioniere des Genres, sondern auch ein Aufruf, diese Musik und ihre Geschichte weiterzutragen. Wer EBM liebt oder sich für die Ursprünge elektronischer Musik interessiert, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.
Über den Regisseur Pietro Anton
Pietro Anton, geboren 1978 in Magenta, Italien, absolvierte sein Studium der Filmwissenschaften an der renommierten DAMS-Universität in Bologna. Nach seiner Zeit in Mailand, wo er als Produzent für namhafte Rundfunkanstalten wie Sky, MTV und Mediaset tätig war, zog er nach Berlin, um sich seiner Leidenschaft für Dokumentarfilme zu widmen.
Seinen Durchbruch als Dokumentarfilmer feierte er mit Italo Disco Legacy, einem Film, der den Kult der italienischen Tanzmusik der 1980er Jahre beleuchtet. Die Premiere fand 2018 im ausverkauften Berghain in Berlin statt. Der Film erlangte internationale Aufmerksamkeit und wurde in 24 Ländern bei insgesamt 68 Vorführungen gezeigt.
Weblinks Electronic Body Movie
Homepage: https://www.electronicbodymovie.com
Instagram: @electronicbodymovie
Facebook: @electronicbodymovie
Der Cast
Robert Görl & Gabi Delgado-Lopez (DAF),
Beate Bartel (Liaisons Dangereuses),
Richard 23 & Patrick Codenys (Front 242),
Daniel Miller (Mute Records),
Douglas McCarthy & Bon Harris (Nitzer Ebb),
Marc Ickx (A Split-Second), Dirk Ivens (The Klinik),
TB Frank & Dirk Da Davo (The Neon Judgement),
Darrin Huss (Psyche), Adam X (Sonic Groove),
Terence Fixmer, The Hacker, Trevor Jackson, Kris Baha.
Länge des Films: 54 Minuten
Produktionsjahr: 2024