Wer in den vergangenen zwei Jahren mal eine Wave-Party besucht hat, in einer Dark-Disco abgetanzt hat oder eine der unzähligen Dark-Pop Playlists bei Spotify abgerufen hat, wird bewusst oder unbewusst auf Klänge gestoßen sein, welche ihn stark an DAF oder die frühen Front 242 erinnert haben. „Die Zeit kommt, die Zeit läuft, die Zeit tickt, die Zeit ist aus… Das Fundament ein Augenblick in Zeit und Raum, ein Lebenstraum“. Was wie eine alte Hommage an die elektronische Musik der frühen Achtziger-Jahre klingt und einen starken Vibe aus der Düsseldorfer Musikschmiede haben könnte, stammt aus der Gegenwart und aus Hamburg.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
M/A/T nennt sich das Projekt um Mastermind Matthias Bischoff. Unterstützt wird Matthias von der Hamburgerin Myriam Borutta. Matthias ist schon immer irgendwie mit der Hamburger Electroszene verbunden gewesen. Von daher ist es für ihn selbstverständlich, dass wenn er wieder Musik macht, es auch in die Richtung EBM, Dark Disco und Synthpop gehen muss. Doch spulen wir mal zurück…
„Anfang der Achtziger Jahre waren Bands wie Boytronic, DAF, Krupps und natürlich Depeche Mode meine großen musikalischen Helden“, erzählt Matthias gut gelaunt. „Mein Onkel hat mir immer wieder die verschiedensten Platten mitgebracht und mich sozusagen beeinflusst.“ Matthias kommt aus dem kleinen Städtchen Geesthacht, östlich von Hamburg. Vielleicht ist der Ort dadurch bekannt geworden, weil ein gewisser Alfred Nobel hier seine Dynamitfabrik betrieb oder in den kühlen Achtzigern das Kernkraftwerk Krümmel immer mal wieder in den Schlagzeilen war.
“Meinen ersten Synthie kaufte ich von meinem Konfirmationsgeld”
„Während Freunde von mir ihr Konfirmationsgeld in Mofas und Führerscheine investierten, habe ich mir meinen ersten Synthie gekauft. Ich fand gerade auch das „Working Model“-Album von Boytronic sehr inspirierend und wollte sowas auch probieren“. Schnell hat Matthias gelernt, mit dem neuen Instrument umzugehen und dann bald zusammen mit einem Jugendfreund das Projekt CYBER aus der Taufe gehoben. Später stieg Myriam als Keyboarderin und Backroundsängerin mit ein. Im Norden hatte CYBER tatsächlich schnell eine kleine Fangemeinde erspielt und einige Veröffentlichungen, damals noch in Eigenregie auf Tape. Irgendwann gingen Matthias und sein Kumpel allerdings getrennte Wege. Irgendwann verloren Matthias und Myriam sich auch aus den Augen und jeder ging seinen Weg. Während Matthias in der Musikbranche weiter verblieb und sich im Marketingmanagement verdingte, hatte sich Myriam ins Familiäre zurückgezogen.
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Die guten Seiten der Pandemie
In dieser Geschichte kann man sagen, dass es zum Glück die Pandemie gegeben hat. Matthias, der mittlerweile seine eigene Promotion-Agentur betreibt, war gezwungen, vieles nur noch online zu präsentieren. „Vor der Pandemie habe ich mittlerweile mit vielen großen Acts zusammengearbeitet“. So zählen z.B. Orchestral Maneuvers In The Dark, Phillip Boa, Joachim Witt, und Fettes Brot zu seinen großen Klienten. „Das Größte für mich war es natürlich, dass ich an der Promotion für das 2013er Album „Delta Machine“ von Depeche Mode mitarbeiten konnte“ erzählt er sichtlich stolz. Die Pandemie hat Matthias also ausgebremst und was macht man mit zu viel Freizeit? Man besinnt sich seiner Wurzeln und fängt an, wieder mal den Synthie vom Dachboden zu holen und Ideen zu entwickeln. Dank Social Media entstand wieder ein Kontakt zu Myriam. Nachdem Matthias ein paar Demos fertig hatte und für sich beschloss, dass er einen zusätzlichen weiblichen Gesangspart gut gebrauchen könnte, fragte er Myriam, ob sie sich vorstellen könnte, ihn bei seinem neuen Projekt zu unterstützen. Der Name M/A/T ist abgeleitet von seinem Vornamen, soll aber in einzelnen Buchstaben ausgesprochen werden.
2022 waren M/A/T dann soweit, dass die erste Veröffentlichung Nueva Esperanza erscheinen konnte. Gefolgt von dem Szene-Hit Das Fundament, welches aus dem Stand bis auf den dritten Platz der DAC-Charts kletterte. Die erste EP Jupiter folgte im September 2022 und wurde in Eigenregie auf Vinyl veröffentlicht.
Livepremiere in Nürnberg
2023 folgte dann die Videosingle Noise. Ein Track, welcher im Vergleich zu Das Fundament mehr auf Melodie setzt und unterschwellig einige Kraftwerk- aber auch NDW-Einflüsse beinhaltet. Dazu singen Matthias und Myriam auf Deutsch und ihre Stimmen stehen klar im Vordergrund. Ein guter Dancefloorfiller. Ende 2023 war es dann tatsächlich soweit, dass M/A/T ihre Livepremiere haben sollten. Im Nürnberger MUZclub wurde recht erfolgreich die Feuertaufe vollzogen. Während die Band eigentlich das Projekt von Matthias ist und Myriam nur gesanglich unterstützt, gehören beide zur Livebesetzung. Und live haben M/A/T es vom ersten Klang auch drauf. Ihr Set besteht aus den Tracks der Jupiter-EP und bisher unveröffentlichten Stücken. Dazu setzen M/A/T aufs Visuelle. Zu jedem Track gibt es animierte Backingvideos und Myriam bietet so manche Tanzeinlage, wenn sie mal nicht die Tasten drückt oder singt. So ist es auch kein Wunder, dass die heimatliche Feuertaufe im Hamburger MARX-Club ein voller Erfolg wird. Der Club ist ordentlich gefüllt und der Electrosound wummert aus den Boxen. So erfolgreich, dass M/A/T gezwungen sind, die aktuelle Single Noise zweimal an diesem Abend zu spielen. Was aber in Hamburg auch überrascht, ist der Mut, quasi das halbe Set aus Instrumentalstücken bestehen zu lassen. Dem Publikum scheint es sehr zu gefallen. Als M/A/T endlich von der Bühne dürfen, hat sich die Temperatur in dem Club dramatisch erhöht.
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Mit “Replikant” auf Platz 5 in den DAC-Charts
Im April war es dann an der Zeit, eine neue Single zu veröffentlichen. Replikant zeichnet sich wieder mehr durch eine harte Bassline aus und zeichnet eine düstere Cyber-Atmosphäre. Zusammen mit Christian Thiel produzieren M/A/T ein düsteres Video in einer mystischen Location. „Ich habe das einmalige Glück gehabt, den Founder von Viva con Aqua kennenlernen zu dürfen. Dazu gehört die Villa Viva und deren RoofDrop Bar“. Das Matthias diese Gelegenheit erhält, in der Bar, welche mehr an die Brücke der Enterprise erinnert als an eine Bar, ein Video drehen zu dürfen, lässt er sich nicht entgehen. Und die Mühe hat sich gelohnt. Replikant ist mittlerweile bis auf Platz 5 der DAC-Charts geklettert. Die Erfolgskurve zeigt weiter nach oben.
“Wir wollen nach Berlin”
Und wie geht es jetzt weiter? „Wir würden sehr gerne noch mehr Konzerte spielen. Leider ist die Bookingsituation nach der Pandemie immer noch schwierig“ erzählt Matthias. „In Berlin zu spielen wäre natürlich ganz groß für uns. Wir sind dabei, uns um Gigs zu bemühen.“ Neben Berlin wäre auch jede andere Szenestadt gerne gesehen, um M/A/T einem breiteren Publikum zu präsentieren. Bis dahin arbeitet Matthias schon wieder an den nächsten Veröffentlichungen. Ein neues Video ist bereits im Kasten und auch neue Tracks sind bereits in Vorbereitung. M/A/T soll ein längerfristiges Projekt sein. Solange Matthias und Myriam Zeit und Lust haben, soll es auch weitergehen. Ideen gibt es viele und Inspirationen gibt es zu Hauf. Wir bleiben also gespannt…
Weblinks M/A/T:
Website: https://www.matmusic.de/
Instagram: https://www.instagram.com/m_a_t_music/
Facebook: https://www.facebook.com/MATmusicmusic
Bandcamp: https://matmusic.bandcamp.com/album/jupiter-ep
YouTube Channel: https://www.youtube.com/channel/UCrTkBu6fopElz0FGOBk0vSw